Nur nicht das Lächeln verlieren

Von Reinhold Gruber   04.Oktober 2014

Mit "Ich bin ja kein Mann" hat die junge Deutsche bereits einen Hit in der Tasche. Nun folgt mit "Hoer auf dein Herz" ihr zweites Album. Produziert von André Franke, der auch ihre Live-Band leitet. Die ersten Vergleiche mit Helene Fischer rascheln bereits durch den deutschen Blätterwald, doch davon lässt sich Hesse nicht verrückt machen. Sie lächelt. Das tut sie ohnedies am liebsten – und das hat durchaus seinen guten Grund, wie die Sängerin im Gespräch mit den OÖNachrichten in Linz wissen ließ.

OÖNachrichten: Pfiffige Texte, poppige Beats – ist das wirklich noch Schlager?
Linda Hesse: Ich kategorisiere nicht, habe das nie getan, sondern Musik stets quer durch die Beete gehört. Ich ordne beim Hören Lieder nie in Kategorien ein. Für mich muss es Musik sein, die live passiert. Das ist vielleicht auch das Besondere an meiner Musik, dass sie komplett live im Studio eingespielt ist. Mein Debüt war ein Ankommen. Wenn du merkst, willkommen zu sein, dann kannst du tiefer gehen, was nun auf dem zweiten Album geschehen ist.

Zur Musik kommt noch die überzeugende Sängerin, die hier aus dem Leben erzählt und dabei den Eindruck erweckt, ehrlich zu sein. Täuscht der Eindruck?
Nein, keineswegs. Wenn man sich wohl fühlt, ist man bereit, noch ein paar Gefühle mehr zu geben, noch mehr Herz hineinzulegen. Daraus entstehen dann, wie in meinem Fall, noch emotionalere Lieder.

Ist der Albumtitel "Hoer auf dein Herz" auch Ihr Lebensmotto?
Ja, in gewisser Weise schon. Ich höre mein ganzes Leben lang auf mein Herz, denn ich wollte Sängerin werden, seit ich vier Jahre alt war. Wenn ich nicht so ein Gefühlsmensch wäre, wäre ich heute nicht da, wo ich bin.

Wie leicht ist es in dieser Welt, sich auf sein Herz zu verlassen, also auf sich selbst zu hören?
Für mich ist es einfach, weil bei allem Trubel, der jetzt rund um mich passiert, habe ich die Zeit gehabt, mir selbst nahe zu kommen. Nämlich in den drei Jahren, die ich mich mit "Punktgenaue Landung" (der Titel ihres Debütalbums, Anm.) beschäftigt habe. In dieser Zeit habe ich mich zurückgezogen, habe gelernt, Geduld zu haben, und in Berlin mit André Franke und Joachim Horn zwei Männer kennengelernt, die mit mir an meiner Musik arbeiten, von denen ich viel lernen konnte und denen ich total vertraue. Dadurch konnte ich bei mir sein. Wenn man das einmal gefunden hat, dann kann dir jeder andere erzählen, was er will. Wenn ich mit André und der Band auf die Bühne gehe, bin ich nie alleine. Das gibt mir Mut und Kraft, und ich kann meine Lieder spielen, die mir wirklich am Herzen liegen. Spätestens dann, wenn ich auf der Bühne bin, höre ich wieder ausschließlich auf mein Herz, weil ich nur Geschichten aus dem alltäglichen Liebes- und Lebenswahnsinn erzähle, die jeder irgendwoher kennt.

Wie gelingt es Ihnen, den Kopf, also den Verstand, in Entscheidungen auszuschalten?
Der Verstand ist ein guter Ratgeber, das muss man schon zugeben. Ich finde, es braucht eine gute Balance aus beidem, wenngleich bei mir der Bauch und das Herz die größeren Entscheidungen treffen. Aber der Verstand hat etwas Gutes, weil man Dinge in Frage stellt und man reflektiert. Am Ende sollte durch die Balance aus Kopf und Herz vor allem eines entstehen: sein Lächeln nicht zu verlieren.

Sie lächeln viel, nehmen den Vorsatz also ernst?
Ich bin ein positiver Mensch, was wohl mehr vom Herzen als vom Kopf herrührt. Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass es gesünder ist, zu lächeln als traurig zu schauen.

Die 13 Herzensangelegenheiten auf Ihrem Album lassen sich aber nicht alle weglächeln, oder?
Nein. Aber diese Lieder haben alle damit zu tun, auf sein Herz zu hören. "Verbotene Liebe" ist ein Gefühl, das Mut und Neugier bedarf, wenn es um eine Entscheidung geht. "Banane" dreht sich um einen lieben Freund, der stets da ist, wenn es Stress in der Partnerschaft gibt. Die Botschaft: Manchmal ist etwas so Banane, dass man die Probleme einfach nur kaputtlachen kann.

Weinen Sie nie?
Ich bin keine, die sich vergräbt und drei Tage lang weint. Natürlich rollt bei mir auch einmal eine Träne, aber ich finde ganz schnell mein Lachen wieder. Es ist eine gute Therapie, um sich aus schlechten Situationen wieder herauszuziehen. Das Leben ist eine Mischung aus Kopf und Herz, aus Melancholie und Fröhlichkeit, aus Tiefgründigkeit und Leichtsinn – das haben wir in den Liedern festgehalten.

Lernt man den Wert von Freundschaften mit jedem Erfolg mehr zu schätzen?
Absolut. Familie und Freunde sind wichtig. Ich bin jetzt viel lieber zu Hause, als ich es kurz nach dem Abitur war. Mit den Jahren verändern sich Sichtweisen. Freundschaften brauchen Zeit zum Wachsen, und ich bin sehr froh, dass ich langjährige Freundinnen habe.

Wie gehen Sie mit Erfolg und Vergleichen um?
Über Erfolg freue ich mich, weil es widerspiegelt, dass die Musik gehört wird. Dafür gehe ich auf die Bühne. Vergleichen liegt in der Natur des Menschen. Man sagt, wenn man anfängt zu vergleichen, macht man sich unglücklich. Aber manche Menschen sind nur glücklich, wenn sie andere vergleichen können. Ich nehme es also, wie es ist.