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Mittelfinger gegen den Mainstream-Pop

Von Lukas Luger, 01. Februar 2016, 00:04 Uhr
Mittelfinger gegen den Mainstream-Pop
Fast vier Jahre hat sich Rihanna für „Anti“ Zeit gelassen. Bild: Getty Images for WESTBURY ROAD

Rihanna: Der 27-jährige Superstar aus Barbados frönt auf seinem neuen Album "Anti" ungehemmt der Experimentierlust – mit spannenden musikalischen Resultaten.

Eine Auszeichnung hat Rihannas neues Werk "Anti" bereits jetzt sicher: jene für die merkwürdigste Veröffentlichungstaktik des Jahres. Seit Anfang 2013 wurde das achte Studioalbum des Popstars aus Barbados im Halbjahrestakt als fix angekündigt, nur um gleich darauf wieder verschoben zu werden. Ende vergangener Woche stand "Anti" durch den Fehler eines Programmierers plötzlich auf dem Musikportal Tidal zum Download bereit – und das gratis. Ab 5. Februar soll das Album dann als physischer Tonträger erhältlich sein.

Kolossaler Schwachsinn oder doch eine von hochbezahlten Marketingexperten in Designeranzügen ausgetüftelte Strategie? Egal. "Anti" ist nämlich gut, stellenweise sehr gut. Dass der britische "Telegraph" ätzte: "Was ist ein Popstar ohne Hits? Rihanna wird es möglicherweise bald herausfinden", wird die Angesprochene mit Sicherheit als Kompliment verstehen. Denn ihre 13 Songs sind das musikalische Äquivalent eines gestreckten Mittelfingers in Richtung Mainstreampop-Welt.

Lieferte Rihanna in der Vergangenheit im Jahresrhythmus neue – und oft relativ austauschbare – Alben ab, so hat sich die 27-Jährige diesmal deutlich mehr Zeit gelassen. Zeit, die sinnvoll genutzt wurde. Für einen Popstar, der bis dato 200 Millionen Tonträger weltweit verkauft hat, ist "Anti" ein experimentelles, erfrischend wagemutiges Werk geworden, mit erstaunlich wenig Konzessionen an den Massengeschmack. Wer sich sofort in den Gehörgang schmeichelnde Mitsingkracher à la "Umbrella", "Diamonds" oder "Only Girl (In The World)" erwartet, wird enttäuscht. Bitter enttäuscht.

Nur bedingt radiotauglich

Der im breiten Patois-Dialekt ihrer Heimat vorgetragene, reggae-infizierte Auftaktsong "Consideration" gibt – nicht nur mit der programmatischen Textzeile "I got to do things my own way, darling" – die Marschrichtung vor. Es folgen unter anderem eine waschechte Doo-Wop-Nummer ("Love On The Brain"), eine g’fühlige Akustikgitarren-Ballade ("Never Ending"), zwei knackige R&B-Songs voller zerhackter Beats ("Kiss It Better", "Desperado") sowie eine Coverversion von Tame Impalas "Same Ol’ Mistakes". Allesamt großartige Stücke, aber nur äußerst bedingt radiotauglich. Wann konnte man das jemals bitte über einen Rihanna-Song sagen?

Dass nicht alle abgeschossenen Pfeile ins Schwarze treffen, liegt in der Natur solch einer künstlerischen Neuorientierung. "Higher" ist der grandios gescheiterte Versuch einer Sixties-Powerballade, die Dancehall-Nummer "Work" ist von unfassbarer Nervigkeit, auch der Piano-Tränenzieher "Close To You" bleibt farblos.

Trotzdem: "Anti" klingt mehr nach dem Werk einer hochtalentierten, noch etwas unentschlossenen Newcomerin, aber nicht wie das des momentan vielleicht größten Popstars auf dem Planeten. Und das ist ein Kompliment.

CD-Kritik: Rihanna, "Anti" (Universal)

Mittelfinger gegen den Mainstream-Pop
Bild: Verlag

OÖN Bewertung:

 

Konzert-Tipp: Am 10. August gastiert Rihanna im Wiener Ernst-Happel-Stadion. Tickets für das Konzert gibt es bei der OÖN-Tickethotline unter 0732 / 7805 - 805 sowie in den OÖN-Verkaufsstellen Linz, Wels und Ried.

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