Kopfhörer

Von Reinhold Gruber   21.Dezember 2012

The Chevin „Borderland“ (Sony Music). Dafür, dass Verluste in der Produktionszeit prägnant waren, hört sich musikalisch vieles auf dem Album der britischen Band erstaunlich positiv an. The Chevin mögen das kraftvolle Spiel mit Emotionen und haben keine Angst davor, Referenzen zur Schau zu tragen. Ein wenig U2, etwas Killers und ein Hauch Coldplay ziehen durch die Kompositionen, wobei sich die Briten um eine eigene Handschrift bemühen. Anspieltipps: „Champion“, „Drive“ 3,5 von 6 Sternen.

 

One Direction „Take Me Home“ (Syco). Irgendwie ist es ein Phänomen, dass immer wieder Boybands auftauchen, die nur Traditionen fortsetzen und dennoch erfolgreich sind. One Direction sind der jüngste Kassenschlager. Mit Gefälligkeits-Pop lassen sie junge Mädchen-Herzen höher schlagen und geben ersten Teenie-Parties die Tanzmusik mit hohem Gefühlsfaktor. Anspieltipps: „Little Things“, „I Would“ 2 von 6 Sternen

 

Soundgarden „King Animal“ (Vertigo). Grunge ist als Bewegung überholt, Soundgarden als einer der wesentlichen Eckpfeiler dieser musikalischen Spielart immer noch bereit, am Rad zu drehen. Auf „King Animal“ klingen Soundgarden so, als wären sie nie weg gewesen. Ihre Songs bedienen sich mehr im Heavy Metal als im Punk. Folglich ist „King Animal“ ein kompromisslos geradliniges Album, dem allerdings die großen Momente fehlen. Anspieltipps: „Bones Of Birds“, „Eyelid’s Mouth“ 3 von 6 Sternen

 

Rauhnacht „Es dauert neama lang“ (Pate Records). Wer sich nicht limitiert, weltoffen ist, wird selten an Mauern stoßen und entsprechend weiter hinaus gehen. Rauhnacht, die Band um Franz Thalhammer, ist im Ausseerland zu Hause, könnte aber überall wohnen. Weil ihnen karibische Lebensfreude ebenso wenig fremd ist wie lateinamerikanische Leichtigkeit. Sie sind aber von da, und das darf man auch hören. „Es dauert neama lang“ ist das vitale Zeichen einer Band, die sich in seinem Tun selbst gefällt und in diesem Selbstverständnis andere mitreißt, weil die ehrliche Überzeugungsarbeit wirkt. Die 13 in zwei Winternächten live im Gasthof Veit in Gössl am Grundlsee eingespielten Songs stecken voller Energie und ungekünstelter Lebensfreude. Nach einer kleiner Aufwärmphase, die es braucht, um die subtilen Texte im Dialekt in ihrer Gesamtheit zu erfassen, schwebt man mit Rauhnacht davon, lässt sich fallen und spürt, wie die Freude überschlägt. Lässig. Anspieltipps: „Toa wos du konnst“, „Iwoaswosiwoas“ 5,5 von 6 Sternen