Heavy-Metal-Zeitmaschine

Von Lukas Luger   18.Juli 2014

Sie seien eine Heavy-Metal-Zeitmaschine, behauptete Judas-Priest-Sänger Rob Halford anlässlich der Veröffentlichung des 17. Studioalbums der britischen Schwermetallsäulenheiligen. Treffender hätte der charismatische Glatzkopf mit der markanten Stimme "Reedemer Of Soul" nicht charakterisieren können. Mit dem experimentellen, gelegentlich allerdings ziellosen Sound des rockopernhaften Vorgängers "Nostradamus" haben die dreizehn neuen Priest-Stücke (plus fünf Bonusnummern auf der zu empfehlenden Deluxe-Edition) kaum etwas gemeinsam.

"Reedemer Of Soul" ist klassischer, schnörkelloser Heavy Metal mit ordentlich Zug am Ski. Sämtliche Zutaten, die geeignet sind, um jahrzehntelange Fans der "Metal Gods" kollektiv in Verzückung zu versetzen, sind vorhanden: halsbrecherisches Tempo, heulende Gitarrensoli, donnernde Schlagzeug-Salven, und natürlich Halfords Organ, das vom teuflischen Grollen bis hin zum operettenhaften Kreischen alle Register zieht. Knackige, mit Liebe zum Detail inszenierte Kracher wie "Dragonaut", "March of The Damned" oder die schlicht grandiose Hymne "Halls of Valhalla" hätten problemlos auf die 80er-Jahre-Meisterwerke "Defenders Of The Faith" oder "Screaming For Vengeance" gepasst. Dass Judas Priest vor Urzeiten als lupenreine Blues Band begonnen haben, schimmert in "Beginning Of The End" durch. Auch das vor sich hin grollende "Sword of Damocles" und die Power-Ballade "Never Forget" zeigen, dass die Band nicht nur im brachialen "Over The Top"-Modus funktioniert. Gut, dass Judas Priest wieder zurück sind!