Ein musikalischer Road Trip mit den Foo Fighters quer durch die USA

Von Lukas Luger   10.November 2014

All jene Fans von authentischem, unprätentiösem Rock’n’Roll, denen sich bei dem Begriff "Konzeptalbum" sofort die Zehennägel kräuseln, seien an dieser Stelle gewarnt: "Sonic Highways", die heute erscheinende neue Platte der Foo Fighters, ist ein solches! Das achte Studioalbum des Quintetts um Frontmann und Ex-Nirvana-Drummer Dave Grohl versteht sich als 42-minütige Liebeserklärung an die amerikanische Musikgeschichte, eine vertonte Reise quer durch die Vereinigten Staaten. Jeder der acht neuen Foo-Songs wurde in einer anderen US-Stadt eingespielt, um jeder Nummer den speziellen musikalischen Stempel des jeweiligen Aufnahmeortes aufdrücken. Dabei wurde die Band die ganze Zeit von einem Kamerateam begleitet, das die Sessions in einer acht Folgen umfassenden HBO-Serie festhielt.

Eine Vorgehensweise, die nicht nur die Fans überrascht hat, sondern auch die Band selbst, wie Foo-Fighters-Schlagzeuger Taylor Hawkins im OÖNachrichten-Interview lachend erzählt: "Wir wissen nie, was Dave so als Nächstes ausheckt. Als er uns von seinem Plan erzählte, jeden Song in einer anderen Stadt aufzunehmen, dachte ich nur: ‘What the fuck?’ Aber es hat funktioniert!"

Musikalische Rundreise

In der Tat. So vielschichtig und experimentierfreudig wie auf ihrer "Sonic Highways"-Reise durch Austin, Chicago, Los Angeles, Nashville, New Orleans, New York, Seattle und Washington klangen die 1994 gegründeten Foo Fighters nur selten. Für die stampfende, in Chicago eingespielte Auftaktnummer "Something From Nothing" steuerte Cheap-Trick-Gitarrist Rick Nielsen Riffs bei, "The Feast And The Famine" huldigt der Washingtoner Hardcore-Punk-Szene, für die Classic-Rock-Nummer "Congregation" holte Grohl sich Country-Star Zac Brown als Verstärkung ins Studio, während den Texas-Rocker "What Did I Do? / God As My Witness" ein von Gary Clark Jr. beigesteuertes Gitarrensolo rettet. Auf dem hymnischen "In The Clear" wiederum liefert die legendäre "Preservation Hall Jazz Band" aus New Orleans die Bläsersätze, bei "I Am A River" ist Joan Jett mit dabei.

Bedenken, dass all diese Experimente die musikalische DNA der Band nachhaltig verändern könnten, hat Hawkins keine: "Wir haben keine Angst, uns weiterzuentwickeln. Darum geht’s als Künstler doch, oder? Jeder Musiker, der sein Instrument beherrscht, kann mit uns jammen. Im Herzen sind wir aber eine Rockband. Und werden das auch bleiben!"

Funk, Punk, Folk und Country - für jede Art von Musik findet sich ein Platzerl bei den Foo Fighters. Nur mit diesem "verdammten Pop-Computerscheiß", der die Charts beherrscht, kann der 42-Jährige, der einst in der Tourband von Alanis Morissette trommelte, nichts anfangen. Hawkins: "Ich hab’ nichts gegen Katy Perry oder Lady Gaga. Manche ihrer Songs sind ‘catchy as fuck’, die gehen sofort ins Ohr. Aber diese Musik hat überhaupt keine Seele."

"Sonic Highway" hingegen hat Seele. Eine waschechte Rock’n’Roll-Seele. Denn all die von Dave Grohl initiierten Flirts mit anderen Stilen und Genres gehen im Endresultat über zaghafte Techtelmechtel selten hinaus. Kurzum: "Sonic Highways" rockt! Laut. Mitreißend. Stadiontauglich. Vielleicht eine Spur nuancierter und anspruchsvoller als seine Vorgängerplatten. Wie das alles live auf der Bühne klingt, davon werden sich die Fans in Österreich selbst überzeugen können, sagt Taylor Hawkins: "Keine Sorge, Mann! Wir kommen bald nach Österreich. Versprochen!".

Foo Fighters: "Sonic Highways" (Sony Music)

OÖN Bewertung: