"Meine Shows müssen Seele haben"

11.Jänner 2019

Der Brite Robin Cousins (61) war selbst Eiskunstlauf-Europameister und Olympiasieger (beides 1980). Im Londoner Westend bewährte er sich zudem als Choreograf und Musical-Schauspieler – etwa in "Cats" oder in der "Rocky Horror Show". Das britische Königreich ehrte ihn mit dem Titel "Member Of The British Empire". Ein Gespräch über "Atlantis", Trends im Eiskunstlauf und seine Erinnerungen an Olympia 1976 in Innsbruck.

"Meine Shows müssen Seele haben"
Robin Cousins

 

Wie beginnt ein Projekt wie nun "Atlantis"?

Robin Cousins: Es gibt bei Holiday on Ice regelmäßig Sitzungen, wo Ideen diskutiert werden. Bei einer fiel das Stichwort "Atlantis". Man fragte mich, ob ich Lust hätte, daraus eine Show zu entwickeln. So schnell habe ich selten "ja" gesagt, ich hatte sofort farbenprächtige Bilder für eine große Show im Kopf. Und ich zeige nicht nur das blühende, sondern auch das auf den Meeresgrund versunkene Atlantis. Mit den heutigen technischen Möglichkeiten geht das.

Woher beziehen Sie Ihre Inspirationen?

Ich bin ein eifriger Kinobesucher, und wenn ich spazieren gehe oder mich irgendwo aufhalte, habe ich stets offene Augen und Ohren, um Eindrücke zu sammeln. Ja, ich weiß, unsere Welt ist oft auch hässlich. Aber sie ist die einzige, die wir haben. Und wir Künstler können sie schöner machen.

Wie lange haben Sie gebraucht, um das ganze Konzept zu entwickeln?

Sieben bis acht Monate, und während dieser Zeit habe ich mich auch von der Serie "Game Of Thrones" inspirieren lassen. Jede Stadt, behaupte ich, hat ein eigenes Herz. Das Herz von Atlantis ist ein riesiger Raum aus Kristallen.

Sie waren auch an Musikauswahl beteiligt, darunter ist eine von Samuel Barber arrangierte Version von "What A Wonderful World".

Eines meiner Lieblingsstücke, zu dem ich als Eiskunstläufer wahnsinnig gern getanzt hätte. Ging aber nicht, weil es neun Minuten lang ist.

Bei den Wettbewerben waren aber nur drei Minuten erlaubt?

Ja, man stelle sich zum Beispiel vor, dass man die wunderbare "Carmen"-Musik auf drei Minuten zusammenschneiden musste. Fürchterlich. In "Atlantis" gibt es keine solchen Schnitte.

Worin liegt der wesentliche Unterschied zwischen Eissport und Eisrevue?

Bei den Wettbewerben sollst du den Preisrichtern gefallen, bei der Revue dem Publikum – und dir selbst. Bei aller Freude über meine Medaillen, der andere Sektor ist für mich erfüllender. Nehmen Sie zum Beispiel Wesley Campbell in unserer Show. Was er kann, macht ihm kein Weltmeister so leicht nach.

1976 sind Sie bei den Olympischen Spielen in Innsbruck aufgetreten. Noch Erinnerungen?

Da gab es eine sehr hübsche und charmante stellvertretende Protokollchefin. Silvia. Ein paar Monate später war sie Königin von Schweden. Manche scherzten mit ihr, ob sie sie denn bei einem späteren Wiedersehen mit "Majestät" ansprechen müssten … Sportlich war in Innsbruck meine Zeit noch nicht gekommen, ich wurde nur Zehnter. John Curry hat gewonnen. Ich hab’ mich damals auch nicht besonders wohl gefühlt. Zu jener Zeit trainierten und liefen wir noch im Freien. Damals wehte ein extrem starker Wind, man wurde fast weggeblasen.

Wie war Ihr Verhältnis zur österreichischen Konkurrenz?

Emmerich Danzer, Wolfgang Schwarz, Ingrid Wendl, Claudia Kristofics-Binder, alles wunderbare Kameraden und Freunde. Von Claudia habe ich auch ein Buch zu Hause.

Wie hat sich der Eiskunstlauf in den letzten Jahren Ihrer Meinung nach entwickelt?

Der künstlerische Aspekt ist verlorengegangen. Das ist Schuld der Trainer, denen es weniger um Kunst als um ein System geht. Die Sportler lernen nicht eislaufen, sondern bekommen dieses System eingeimpft. Sie stellen sich dann Fragen wie: Wofür bekomme ich die meisten Punkte? Wie steche ich die Konkurrenz aus? Die Seele fällt weg. Meine Shows hingegen müssen eine Seele haben.

 

Karten für die Holiday on Ice-Show "Atlantis" in der Wiener Stadthalle unter der OÖN-Ticket-Hotline 0732 / 78 05-805. Alle Termine finden Sie unter holidayonice.com