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Der auf dem Bock pfeift

Von Julia Evers, 10. Jänner 2019, 00:04 Uhr
Der auf dem Bock pfeift
Rudi Lughofer führte den Dudelsack in unseren Breiten wieder ein. Bild: jule

Rudolf Lughofer ist als "Ikone der Volkskultur" nominiert.

996 Schilling. Dass er mit seinem Dudelsack einst so viel Geld in nur einer Stunde auf der Linzer Landstraße erspielte, zaubert auch heute, 21 Jahre später, noch ein Grinsen in Rudi Lughofers Gesicht.

Lughofer und sein Dudelsack, das ist eine Liebe, die schon ein Erwachsenenleben lang hält. Begonnen hat alles 1968 in Prag. Hinter einem Schaufenster sah der Kremsmünsterer "ein kurioses Instrument". "Das muss ich haben", dachte er. Anfangs habe er darauf "zum Spaß a bisserl umadumgequietscht", seine Umgebung ihn daraufhin mit Scherzen über Schottenröcke sekkiert.

Über die Grenze geschmuggelt

Doch die Faszination für den "Bock", wie der Dudelsack auch heißt, ließ den Berufsschullehrer nicht mehr los. Er reiste immer wieder hinter den Eisernen Vorhang, um zu lernen, wie er seinem Instrument die richtigen Töne entlocken konnte, zurück kam er auch mit jeder Menge Wissen. Zum Beispiel darüber, dass der Dudelsack auch hierzulande eine lange Tradition aufweist. Auch neue Instrumente brachte er immer wieder nach Österreich. "Ich hab‘ g‘schmuggelt, heute kann man es ja sagen", sagt der 70-Jährige und lacht.

Parallel zur Freude am Musizieren packte ihn die Lust am Forschen. Das Wissen, dass dieses Instrument nicht nur etwas für Schotten ist, sondern in unseren Breiten Mitte des 18. Jahrhunderts sogar das zweithäufigste Instrument nach der Geige war, hat Lughofer über Jahre zusammengetragen. Er fand Dudelsäcke in Krippen, auf Bauernmöbeln, in Hirtenliedern. Bei einem Pfarrflohmarkt in Wels entdeckte er gar den ältesten erhaltenen Dudelsack Mitteleuropas.

Bald begann der Vater zweier Kinder selbst andere im Dudelsackpfeifen zu unterrichten und bis zu 100 Mal pro Jahr aufzutreten. "Der Dudelsack hat mich bis Guinea gebracht, und nach Sizilien wurden wir eingeladen – dort haben wir dann für die Mafia gespielt", berichtet Lughofer. Eine Million Lire zusätzlich zum Honorar drückte ihm dort jemand in die Hand. Doch jeder sizilianische Bankangestellte, bei dem er den Scheck einzulösen versuchte, winkte ab. "Dann hab ich ihn auf die Raika in Kremsmünster gebracht und siehe da – hat funktioniert", sagt Lughofer. Und dann lacht er wieder fröhlich.

Die Zeit, die er nicht mit seinem Instrument verbringt, werkt er mit seiner Frau Waltraud im Garten und kümmert sich um die Hühner, die er im Sommer betreut. "Eigentlich habe ich gedacht, es geht ihnen im Winter an den Kragen, aber dann haben wir sie doch in eine Pension übersiedelt." Dass er als Ikone der Volkskultur nominiert ist, hätte Lughofer nicht erwartet. Volkskultur sei immens wichtig. "Ohne verliert man ein Stück Heimat."

Noch immer unterrichtet er Musikschüler und tritt mit seinem 17-jährigen, ebenfalls dudelsackbegeisterten Enkel Clemens auf. "Ich werde spielen, solange es geht. Aber ich bin froh, dass ich Nachfolger habe, dass es weitergeht und die Arbeit nicht umsonst war, wenn ich mich endgültig zur Ruhe lege."

 

"Ikone der Volkskultur"

50 potenzielle Ikonen der Volkskultur haben die OÖN-Leser und -Leserinnen in den vergangenen Wochen auf unserer Website www.nachrichten.at/ikone mit ausführlichen Begründungen nominiert.

Die 15 nun zur Wahl stehenden Persönlichkeiten wurden von der OÖN-Kulturredaktion gemeinsam mit unserem Volkskultur-Spezialisten Klaus Huber ausgewählt.

So funktioniert die Wahl:
Bis 8. Februar 2019 stehen die 15 Finalisten zur Wahl. Jeder Mausklick zählt als eine Stimme. Die Ikone der Volkskultur wird dann am 16. Februar in den OÖN präsentiert. Auch die Zweit- und Drittplatzierten dieser Wahl werden prämiert.

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