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"Für meine Eltern war Klassik etwas Außerirdisches"

Von Peter Grubmüller, 25. März 2019, 00:04 Uhr
"Für meine Eltern war Klassik etwas Außerirdisches"
Im Alter von zwei Jahren flüchtete Leslie Suganandarajah mit seinen Eltern aus Sri Lanka nach Deutschland. Bild: M. Baus

Linzer Landestheater: Der 1. Kapellmeister Leslie Suganandarajah wird ab 2020/21 Musikdirektor des Salzburger Landestheaters.

Seit er 15 ist, schwärmt er für Anton Bruckner. Schon damals wusste Leslie Suganandarajah, dass er Dirigent werden möchte. Für einen Buben, der mit seinen Eltern im Alter von zwei Jahren aus Sri Lanka flüchten musste, weil seine Familie der verfolgten Volksgruppe der Tamilen angehört, ist das eine außergewöhnliche Biografie. 2017 wurde der 35-Jährige, der in Hannover, Lübeck und Weimar studiert hat, 1. Kapellmeister am Linzer Landestheater – 2020/21 wechselt er nun als Musikdirektor ans Salzburger Landestheater.

 

OÖNachrichten: Warum wechseln Sie nach Salzburg, was hat sie aus Linz vertrieben?

Leslie Suganandarajah: Ich hab mich in Salzburg zunächst gar nicht beworben, weil mir ein Wechsel zu früh erschien. 2018 hatte ich dort eine Gastproduktion, "Cinderella" von Prokofjew, im Haus für Mozart. So wurde man auf mich aufmerksam, und ich wurde gefragt, warum ich mich nicht beworben hätte. Das hat mir so geschmeichelt, dass ich es nachgeholt habe, und ich wurde genommen. Meine Bitte war bloß, dass ich noch ein Jahr in diesem tollen Haus in Linz bleiben darf und nicht ab Sommer 2019 wechseln muss. Wir haben uns geeinigt: Zwei Salzburger Produktionen absolviere ich als Gast und ab Sommer 2020 bin ich fix in Salzburg.

Mit 15 wollen Buben Mädchen beeindrucken oder Fußball spielen. Wie empfand es Ihre Umgebung, weil Sie damals schon Dirigent werden wollten?

Ich galt ein bisschen als Freak – sogar bei meinen Eltern, die skeptisch waren. Ich komme aus keiner Musikerfamilie, für meine Eltern war Klassik etwas Außerirdisches. Eine Freundin meiner Familie hat mich zur Querflöte gebracht. Und durch einen Chorleitungs-Kurs habe ich erfahren, wie toll es ist, mit Gesten des ganzen Körpers Klang zu modulieren. Von da an habe ich zur Vertiefung des Dirigierens viel Zeit investiert. Ich muss gestehen, damals ging es auch schulisch bergab.

Wie fanden das Ihre Eltern?

Nicht so gut, aber rückblickend hat es doch geklappt. Mein Vater sagte: "Wenn du das unbedingt willst, dann mach es ordentlich."

Wurden Sie jemals mit Rassismus konfrontiert?

Beruflich überhaupt nie. Im Alltag in Deutschland war das ein Thema, in Linz habe ich es bisher nie erlebt. Aber schon als ich mit meiner heutigen Frau nach Koblenz gezogen bin, wo ich meine erste Kapellmeister-Stelle antrat, hab ich gemerkt, dass ich ja mit allen am Theater zu tun habe, nur leider kaum mit den Bewohnern der Stadt. Bei uns geht’s um Musik, wir proben auf Englisch oder Italienisch – und Musik ist grenzenlos. Nur manchmal hab ich noch Probleme, den österreichischen Dialekt zu verstehen (lacht).

Sie sind in Hannover hängen geblieben, obwohl sich ihre Eltern in Kanada niederlassen wollten. Beschäftigen Sie sich mit den kulturellen Wurzeln Ihrer Familie?

Ja, erst neulich, weil ich ein Projekt mit indischen Musikern gemacht habe. Es waren Bharatanatyam-Tänze dabei, die meine Mutter in Deutschland noch selbst getanzt hat. Mit einer gewissen westlichen Arroganz hab ich es als Jugendlicher aber nicht als cool empfunden, wenn meine Eltern indische Musik gehört haben. Ich hab Michael Jackson bevorzugt.

Wie hat sich das Bruckner Orchester in jener Zeit, die Sie überblicken, entwickelt?

Meines Erachtens handelt sich um ein Weltklasse-Orchester. Das Verdienst von Chefdirigent Markus Poschner ist es, dass er die Musiker aufeinander hören lässt. In Linz habe ich gelernt, wie man bei einem Orchester an den richtigen Schrauben dreht.

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2  Kommentare
2  Kommentare
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grenzwall (715 Kommentare)
am 25.03.2019 08:03

"Für meine Eltern war Klassik etwas Außerirdisches."
Verständlich, wer hört in Sri Lanka schon M. Haydn`s "Missa in honorem Sanctae Ursulae", auch Chiemseemesse genannt oder J. Haydn`s imposante "Missa Cellensis in honorem Beatissimae Virginis Mariae" auch bekannt unter dem Namen Mariazeller Messe zu Ehren
der seligsten Jungfrau Maria. 😊😊😊
Das ist einfach transzendental, sagen wir überirdisch dazu. 😊

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Harbachoed-Karl (17.883 Kommentare)
am 25.03.2019 08:32

Wenn es so weltumspannend ist iwS, (was ich bejahen würde),
dann wird es auch auf Sri Lanka gehört. Halt nicht von allen,
genau so wenig wie bei uns von allen.

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