"Ein Leben, ohne ständig Angst zu empfinden"

15.März 2019

Einen Mix aus Stand-up-Comedy, Sketchen und viel Improvisation zaubert Ralf Schmitz, bekannt aus der TV-Show "Genial daneben", solo auf die Bühne – ein Wirbelsturm des Witzes.

Sie wurden schon "dünner Garfield auf Speed" genannt. Wiederum stöhnt fast jeder unter der Beschleunigung in der Welt. Denken Sie sich da aber vielleicht: Endlich passt sie sich meinem Tempo an?

Ralf Schmitz: (Bricht in schallendes Gelächter aus) Was für eine wunderbare Frage! Darauf ist ja noch nie jemand gekommen. Ich habe das noch nie so betrachtet, aber Sie haben absolut recht. Die Welt passt sich im Tempo endlich an den Level an, den ich als normal empfinde. Ich sage ja oft: Geschwindigkeit ist eine Frage der Perspektive. Ich wirke ja auf mich gar nicht schnell, sondern normal und die anderen langsamer. Das hat mir hie und da einen kleinen Vorteil gewährleistet. Die Welt dreht sich schneller, was mir weniger Probleme bereitet und mir sogar etwas entgegenkommt.

Die Frage ist nur: Ist das gut, ständig in Hochgeschwindigkeit durchs Leben zu rennen?

Man darf ja noch immer entscheiden, ganz mündig, eigenständig. Selbst in einer schnellen Welt darf man noch sagen: Ich ziehe mich zurück und lese ein schönes Buch. Und was man nicht vergessen darf: Es ist ein großer Unterschied, ob man etwas hektisch oder schnell tut. Hektisch bedeutet ja, einfach irgendwie, unkontrolliert zu handeln. Wenn man aber in der Lage ist, in einer höheren Geschwindigkeit das, was man sagt und tut, einigermaßen zu kontrollieren und so zum gesetzten Ziel zu kommen, ist das okay. So sehe ich das bei mir. Also steht der Geschwindigkeit nichts im Wege. Alles gut!

In Ihrem neuen Programm geht es auch um Glück. Dazu scheint es zwei Denkschulen zu geben: Die einen glauben daran, dass Glück ein Dauerzustand sein kann. Die anderen meinen, wir bekommen es nur in kleinen Dosen, in Momenten und Situationen. Wo zwischen diesen Polen stehen Sie?

Das mag ein bisschen trivial klingen, aber es ist wieder eine Frage der Perspektive. Ich denke, dass Menschen, die vom Glück als Dauerzustand ausgehen, vielleicht eher einen Zustand meinen, in dem man gegen Anfeindungen gefeit ist, man nicht alles zu ernst nimmt, aber, ohne oberflächlich zu werden, alles annimmt, die Schwierigkeiten, vielleicht auch Katastrophen, und eines glaubt: Irgendwie komme ich da wieder raus. Ein Leben, ohne ständig Angst zu empfinden. Vielleicht ist das auch schon das kleine Glück, das einem bleibt.

Bereichert von Momenten?

Das echte, pure Glück, so sage ich jetzt einmal, sind diese großen Glücksmomente. Wenn sich etwas erfüllt, das man sich seit Jahren wünscht. Wenn etwas Tolles um die Ecke kommt, mit dem man nicht gerechnet hat, auch kleine Dinge. Solche Momente sind etwas Sprunghaftes. Und ich glaube auch, dass der Körper gar nicht in der Lage wäre, diese Endorphine die ganze Zeit über auszuhalten. Ich glaube auch, dass es nicht gut wäre, das dauerhaft anzustreben. Aber eine schöne Basis, auf der dann ab und zu noch größeres Glück gedeihen kann, ist eine gute Maxime, die zu erreichen man versuchen kann.

Kinder scheinen ja, bis sie in die raue Welt gestoßen werden, ein gewisses Grundglück zu haben. Muss man sich als Komiker das innere Kind bewahren, um noch das Leichte, den Witz, im Leben zu sehen?

Sie müssen den kindlichen, den interessierten Blick auf Menschen behalten. So sehe ich das zumindest für mich. Man muss eine leicht naive Position einnehmen können. Das wäre auch eine tolle Maxime fürs Leben. Es heißt ja nicht, dass man nicht erwachsen ist. Manche laufen ja sehr ernsthaft durchs Leben und meinen, das wäre erwachsen, verwechseln das aber mit einer gewissen grundlegenden, reifen Wachsamkeit. Konkret meine ich: Wenn man das innere Kind wachhält oder -ruft, führt das dazu, dass man sich nicht die ganze Zeit denkt: Ach, das kenn ich ja! Ich hab ja schon alle Bäume dieser Welt gesehen. Ich habe alles gegessen, alle Katzen gesehen. Habe ich eben nicht!

Gibt es ein Beispiel aus Ihrem Leben von etwas, das Sie neu betrachtet haben?

Ich habe eine neue Katze. Die ist mir zugelaufen beziehungsweise bin ich ihr zugelaufen. Man weiß es nicht so genau (lacht). Ich hatte früher schon eine Katze, die 27 Jahre alt geworden ist, über Minka habe ich ja auch ein Buch geschrieben. Nach ihr habe ich gesagt: Ich hole mir keine neue, das macht man nicht. Wenn mir eine über den Weg läuft, dann vielleicht.

Und so hat es sich auch zugetragen?

Ja, es war dann tatsächlich so, dass mir diese kleine, süße, neue Katze – ich habe sie Hildegard getauft – über den Weg gelaufen ist. Sie kam über die Terrasse in mein Wohnzimmer. Und blieb – bis heute. Das war vor dreieinhalb Jahren. Und obwohl ich dachte, ich bin ein Katzenexperte, werde ich von Hildegard immer wieder überrascht, was für verrückte Dinge sie anstellen kann. Und das ist super!

Dass Sie ein Katzenmensch sind, überrascht – aus Sicht Ihres Tempos. Das würde eher zur aufgeregten Energie eines Hundes passen.

(Lacht) Ich verstehe. Aber irgendwo muss man ja die Batterien wieder aufladen. Und die Katze schafft es ja tatsächlich, in dem Moment, in dem man ja wieder zur Ruhe kommen sollte, ihre Zeit einzufordern. Und das reißt einen bisweilen aus der Aktion raus. Und nichts holt dich so runter wie eine Katze.

ZUM AUFTRITT IN LINZ UND ZUR PERSON
Mit Katze Hildegard

Zum Auftritt in Linz und zur Person

Ralf Schmitz, 1974 in Leverkusen geboren, begeisterte sich in der Schule für die Bühne, seine Wurzeln liegen im Impro-Theater. Er ist Komiker, Moderator, Schauspieler („7 Zwerge“), Synchronsprecher (u. a. "Kung Fu Panda") und Autor ("Schmitz’ Katze").

In Linz: Am 30. 3. spielt er sein Programm "Schmitzeljagd" in der TipsArena. 20 Uhr.

Karten: OÖN Linz, Wels, Ried/I., Tel.: 0732 7805 805, wasistlos.at