Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

"Ein irres Eintauchen"

08. Februar 2019, 02:17 Uhr
"Ein irres Eintauchen"
Bild: VOLKER WEIHBOLD

Da Vinci, Michelangelo, Botticelli und Raffael haben Meisterwerke von zeitloser Kraft geschaffen. 60 Reproduktionen ihrer Originale sind ab 14. 2. in Linz zu sehen. Manfred Waba setzt sie in Szene, mit ihm sprach Nora Bruckmüller.

Es sind die Details der Renaissancewerke, die den künstlerischen Leiter der Schau "Die großen Meister" (mehr unten) ins Schwärmen bringen. Wie er sie sichtbar werden lässt, ist aber keine Kleinigkeit.

"Das letzte Abendmahl" von da Vinci misst im Original gut neun mal vier Meter. Wie kommt man überhaupt an so große Reproduktionen?

Manfred Waba: Das Erste, das man braucht, um überhaupt einmal daran denken zu können, ist eine Lizenz für eine fotografisch hochwertige, authentische Aufnahme des Originals. Über einfache Bildagenturen ist so etwas gar nicht zu bekommen. Aber es gibt eine auf Gemälde der Renaissance spezialisierte Agentur in Florenz.

Wie groß sind die Datenmengen solcher Aufnahmen?

Ich glaube, die gesamte Ausstellung in Linz hat eine virtuelle Größe von 60 bis 70 Gigabyte. Die Daten können nur mehr per Festplatte transportiert werden.

Ein Kinofilm hat bis zu zwei Gigabyte, die Schau ist so groß wie ca. 35 Leinwand-Werke.

Dazu hat sich die Digitaltechnik so rasant entwickelt, dass man ein Bild von 36 Quadratmetern in einem drucken kann – auf Kunststoff in höchster Qualität.

Somit reist das Bild zu Ihnen und dann zu den Besuchern. Wenn ich mir in Mailand "Das letzte Abendmahl" ansehen will, muss ich mich hingegen monatelang vorher anmelden.

Wenn nicht sogar ein Jahr. Als wir zur Vorbereitung auf die Schau in die Uffizien in Florenz wollten, hieß es: wegen Überfüllung geschlossen. Vor dem Vatikanischen Museum in Rom gab es auch eine kilometerlange Schlange. Wir haben vier Stunden lang gewartet. Dann wirst du durch die Säle, wo die Fresken von Raffael zu sehen sind, geschoben. Im Louvre vor der Mona Lisa stehen auch immer hunderte Menschen. Dasselbe gilt für Michelangelos David in der Accademia in Florenz. Egal, wo man hinkommt: In Ruhe anschauen kann man sie nicht.

Ihre Schau will Besuchern das Gegenteil bieten?

Genau darin liegt die Idee: Dass man Kunstwerke, die man nie aus der Nähe betrachten kann, hautnah erleben kann. Wenn ich in Linz "Das letzte Abendmahl" drei Stunden lang betrachten und mir über einen Audio Guide seine Geschichte anhören will, geht das. Das ermöglicht irres Eintauchen.

Zu Ihrer Aufgabe als derjenige, der die Werke in Szene setzt: Ist sie mit jener eines TV-Live-Regisseurs bei einem Skirennen vergleichbar, der das akzentuiert, was man beim Rennen im Zieleinlauf gar nicht sehen würde?

So ist es. Wenn Sie heute etwa in die Sixtinische Kapelle gehen und "Das jüngste Gericht" (mit ca. 390 Figuren, Anm.) sehen, erfahren Sie ein spezielles atmosphärisches, beeindruckendes Gesamterlebnis. Details können sie aber kaum wahrnehmen.

Die Originalschauplätze verleihen den meisterhaften Werken aber auch eine besondere Aura. Wie gehen Sie damit um?

Natürlich trägt diese Aura dazu bei, den Besuch als bewegenden Moment zu erfahren. Wir versuchen nun, den Besuchern ebenso einen Raum mit Atmosphäre zu bieten. Ein schönes, würdiges Umfeld, mit verstärkenden Akzenten, um das hautnahe Erlebnis noch leichter, inniger aufzunehmen. Für den Nachbau des original 5,17 Meter hohen David von Michelangelo haben wir auch die Kuppel der Accademia in Florenz nachgebaut. Sie ist neun Meter hoch, und das ist schon beeindruckend.

Die Originale haben eine zeitlos starke Wirkung, die auch in den Reproduktionen zu spüren ist. Woher rührt Sie?

Daher, dass sie im Ausdruck eine immense Tiefe und Kraft haben, die es schafft, weltweit zu bewegen. Egal, ob Experten oder Laien. Für mich steckt in ihnen Elementares, das das Unterbewusstsein anspricht – jenseits von all dem, was sich der Künstler vielleicht gedacht hat.

 

Jeder kann in Linz die Macht der Meister spüren

 

Da Vinci, Michelangelo, Botticelli und Raffael haben als die großen Meister der Renaissance Werke geschaffen, die als die berühmtesten der Malerei Kultur und Kunst bis heute prägen. Ab 14. Februar sind in der Linzer Tabakfabrik 60 großflächige Exponate – Reproduktionen der Originale – ausgestellt, die ihre Genialität hautnah vermitteln sollen – ohne die üblichen Besuchermassen, Absperrungen wie das Panzerglas, das da Vincis Mona Lisa im Pariser Louvre schützt, und langwierige Anmeldungen wie für Das letzte Abendmahl in Mailand.

Jeder kann in Linz die Macht der Meister spüren
In Linz als Reproduktion zu sehen: "Die Geburt der Venus" von Sandro Botticelli (1445–1510)

In Linz als Reproduktionen zu sehen: "Die Geburt der Venus" von Sandro Botticelli (1445–1510)

Um alle Objekte "in echt" sehen zu können, müssten Städte auf drei Kontinenten bereist werden – von Washington über Rom, Florenz, Venedig, Madrid, Wien und Krakau bis Abu Dhabi. Die Schau, die Manfred Waba als künstlerischer Leiter verantwortet, richtet sich an alle, die in Ruhe in großartige, ewige Werke wie auch Botticellis Die Geburt der Venus eintauchen wollen – egal, ob sie das Original gesehen haben, es planen oder nicht.

In Wien, wo die Schau in der Votivkirche zu sehen war, seien auch viele vom Fach gekommen, sagt Waba. "Weil selbst sie die Werke, von denen viele als Deckenfresken in kirchlichen Räumen verewigt sind, nie so groß und aus solcher Nähe sehen haben können."

Jeder kann in Linz die Macht der Meister spüren
Auf acht Mal zehn Meter gedruckt: "Das jüngste Gericht" von Michelangelo (1475–1564)

Auf acht Mal zehn Meter gedruckt: "Das jüngste Gericht" von Michelangelo (1475–1564)

Kurator: Manfred Waba (58) hat die Opernfestspiele in St. Margarethen mitbegründet, als Bühnenbildner hat er dort die Felswände bespielt, für Mörbisch eine überlebensgroße Geige gebaut und auf den See gesetzt. Nach Linz holt er sechzig Kristallluster.

Linz: Waba freut sich, dass er in der Tabakfabrik viel Platz für die Meisterwerke hat: 1600 Quadratmeter. Michelangelos Das Jüngste Gericht (oben) kann er so als Reproduktion von 8 mal 10 Metern zeigen, dazu zehn Bilder mit 6 mal 4 Metern und zahlreiche à 4 mal 4 Metern.

Info: "Die großen Meister der Renaissance" ist als Sonderschau von 14. Februar bis 12. Mai in der Tabakfabrik Linz zu sehen. Mi. bis Mo., 10 bis 18 Uhr, Eingang via Gruberstraße 1, Karten bei den OÖN: Linz, Wels, Ried/I., Tel. 0732 / 7805 805, OÖNcard-Rabatt!

 

 

mehr aus Kultur

Meister des Stahls: Richard Serra ist tot

Neues Werk von Banksy mit Plastikschutz und Absperrung versehen

"Blick ins Kastl": "Kommissar Dupin" lädt heute zum Wohlfühl-Krimi (ARD, 20.15 Uhr)

Wolfgang Gurlitt: Kunsthändler und Profiteur

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

1  Kommentar
1  Kommentar
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
haspe1 (23.645 Kommentare)
am 13.02.2019 15:09

Der Eintritt ist ziemlich teuer dafür, dass es sich hier um lauter eher wertarme Reproduktionen handelt und deshalb wohl auch nicht viel Versicherungs-Summe zusammenkommt.

Ich habe ja die echte Mona Lisa vor einigen Jahren im Louvre gesehen. Sie hat mich nicht so besonders beeindruckt, auch deshalb weil so ein Gedränge um sie herum war, dass man nicht sehr viel und intensiv und in Ruhe hinsehen konnte.

Vielleicht wirkt ja die Kopie mehr auf mich, da wird es gemütlicher zugehen.

lädt ...
melden
antworten
Aktuelle Meldungen