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Buchtipp: Heimat ist, wo es am meisten weh tut

Von Helmut Atteneder, 16. Februar 2019, 00:04 Uhr
Heimat ist, wo es am meisten weh tut
Marko Dinic hat mit „Die guten Tage“ im Verlag Zsolnay ein bemerkenswertes Romandebüt vorgelegt Bild: Leonhard Pill/Zsolnay

Der serbisch-österreichische Autor Marko Dinic wühlt in seinem aufrüttelnden Romandebüt "Die guten Tage" tief in der malträtierten serbischen Seele.

Marko Dinić ginge locker als Musterbeispiel des von der Parteipolitik immer wieder eingebrachten Terminus "gelungen integriert" durch. In Wien – mit serbischen Wurzeln – geboren, in Belgrad aufgewachsen, 2008 nach Österreich zurückgekehrt, in Salzburg studiert. Jetzt hat der 30-Jährige mit "Die guten Tage" seinen ersten Roman vorgelegt.

Offene Wunden

In seinem Debüt beschäftigt sich Dinić mit immer noch offenen Wunden der serbischen Seele knapp 20 Jahre nach den Bombardements der Stadt durch die NATO. Sein Ich-Protagonist ist nur vordergründig in Wien integriert.

Dinić setzt seine Hauptfigur in einen sogenannten Balkan-Express. Diese Autobus-Flotte verkehrt regelmäßig zwischen Wien und Belgrad und karrt eine vom Krieg traumatisierte Generation von der Wahl- in die eigentliche Heimat und wieder zurück.

Der Grund der ersten Heimreise nach zehn Jahren des unfreiwilligen, weil frustrierten und perspektivenlosen Abschieds, ist ein trauriger. Seine Großmutter, jene Frau, die ihm die "Flucht" aus dem orientierunsglosen Schmelztiegel nach Wien – auch finanziell – schmackhaft gemacht hat, ist gestorben. Die neunstündige Busfahrt wird zur Zeitreise in das eigene Ich. In ein vom Krieg und vom gefühlskalten, systemgetreuen Vater fremdgesteuertes Leben. Und einer aussichtslos erscheinenden Zukunft. Die Beschreibung der in dem Bus sitzenden Charaktere ist gleich zu Beginn des Buches ein großer schreiberischer Höhepunkt. Dazwischen greift Marko Dinić mittels Rückblenden immer wieder geschickt in die Lebensregie des Romanprotagonisten und seine Erinnerungen ein. Der junge Mann, der seinen Vater, diese fleischgewordene Bagatelle, so abgrundtief hasst, dem nach der Liebe seiner Mutter dürstet, der seine Großmutter geliebt hat.

Sprachlicher Glanz

Und der sich in der Hitze einer stinkenden wie perspektivenlosen, selbstverliebten, sich stets unverstandenen und unter Wert geschlagenen Stadt mit Alkohol und Drogen über Wasser hält. Die bei aller Unbill nicht abgestorbene Liebe zu seiner Heimatstadt Belgrad hat den Protagonisten auch in seiner Wahlheimat Wien nie wirklich glücklich gemacht. Doch auch die Reise zurück zu den Wurzeln bringt ihn letztlich nicht weiter.

Marko Dinić hat mit seinem Roman "Die guten Tage" ein vor allem sprachlich glänzendes Debüt vorgelegt. Die ausufernden Beschreibungen des Zustandes der Stadt Belgrad und seiner Bewohner lenken das eine oder andere Mal unnötig vom Erzählstrang ab.

Manchmal wünscht man dem Roman einfach mehr Handlung, mehr Erzählung und weniger Theorie über das "verfickte" (O-Ton) Belgrad und seiner visionsbefreiten Menschen. Dennoch, ein absolut lesenswertes Debüt.

 

Marco Dinić: "Die guten Tage", Verlag Zsolnay, 239 Seiten, 22 Euro

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2  Kommentare
2  Kommentare
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( Kommentare)
am 16.02.2019 22:57

Für mich ist es das Mühlviertel.

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jago (57.723 Kommentare)
am 16.02.2019 22:47

> Heimat ist, wo es am meisten weh tut

Selten habe ich einen Satz gelesen, der den Nagel so genau auf den Kopf trifft! traurig grinsen

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