Wirte des Landes, seid auf der Hut!

Von Karin Schütze   06.August 2018

Die heimische Gastronomie hat es nicht leicht. Der immer schwierigeren Auflagen nicht genug: Seit Samstag touren zwei Wirtshausprüfer durchs Land, die Gastronomen das Fürchten lehren. Vor allem ein gewisser Fellner exerziert penibelst jede Vorschrift bis ins kleinste Detail.

Mit Josef Haders und Alfred Dorfers Tragikomödie "Indien" bringt das TheaterSpectacel Wilhering ein Kultstück in die Scheune des Stifts, das tief in die österreichische Seele im Allgemeinen und die männliche im Speziellen blickt.

Wehe, wenn sie losgelassen

Er ist ein besserwisserischer Biedermann, dieser Herr Fellner, den Joachim Rathke mit Professorenblick und gespannt wie eine Feder in seinem Redefluss baden lässt. Die Flut schwappt unbarmherzig über auf seine rechte Hand, Herrn Bösel, der lange schweigt.

Doch wehe, wenn er losgelassen, dann trägt er sein Männerherz auf der Zunge: Martin Dreiling lässt, im Bösel-Jargon gesagt, "die Sau heraus" und gibt einen überschäumend ungehobelten Naturburschen, dessen Lachen die Scheunenwände zittern lässt. In stoischer Ruhe lässt hingegen Franz Steinberger die Wirte ihr hartes Los ertragen.

Video: Zwei Männer, die sich zuerst nicht mögen und dann doch Freunde werden, darauf beruht das Theaterstück "Indien" - die Verfilmung mit den Kabarettisten Alfred Dorfer und Josef Hader wurde zum Kultfilm. Das Team des theaterspectacels Wilhering hat das nicht davon abgehalten, das Stück heuer auf die Bühne des Stadls im Stift zu bringen.

 

Wir wissen es längst. Dass Männerherzen eine raue Schale haben, aber einen weichen Kern: Das stille Örtchen wird zum Ort der wahren Begegnung. Intime Geheimnisse besiegeln eine Freundschaft, die sich am Unausweichlichsten bewähren muss. Beiden gelingt die Verwandlung. Rathke zum Sterbenden, der leugnet, philosophierend überspielt und bitter hadert. Dreiling, der nicht von seiner Seite weicht, nach Worten ringt und hilflos leidet.

Regisseurin Doris Happl hat dezent wie politisch korrekt (was 1993 noch "Neger" waren, sind heute "Schwarzafrikaner") Gegenwart und Landesgeografie eingestreut, schickt Wander-Kanzler Kurz durch Kurzenkirchen und "konzentriert" Flüchtlinge. Der weiblichen Regie-Hand sei Dank – das beste Stücke wird "gesteckt" statt "gerammt". Das Bühnenbild lebt vom wandelbaren Tisch, der Krankenbett und – aufgestellt – stilles Örtchen ist.

Fazit: Ein tragikomischer, kurzweiliger Theaterabend, der lustvoll mit einem Quäntchen Klamauk aus dem Vollen schöpft – aus den dem Stück eingeschriebenen Derbheiten und vor allem dem spielerischen Elan.

Noch 8.–11. und 15.–17. August in der Scheune von Stift Wilhering, je 20 Uhr, Karten: 0699/10976739, www.theaterspectacel.at