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Wir sind hier – und die Kameras bald überall?

Von Karin Schütze, 07. September 2013, 00:04 Uhr
Wir sind hier – und die Kameras bald überall?
Bizarre Wesen in der Linzer Tabakfabrik beim Open-Air-Spektakel „Wir sind hier“. Bild: Florian Voggeneder

Die Live-Performance „Wir sind hier“ eröffnete die Ars Electronica

Kaum einer entkam ihnen, viele wollten es auch gar nicht, manche suchten sogar ihre Nähe: Kameras, installiert rund um den Innenhof der Linzer Tabakfabrik, Schauplatz der Live-Performance „Wir sind hier“ des deutsch-italienischen Künstlers Salvatore Vanasco. Das Opern-Air-Spektakel eröffnete am Donnerstag das Ars Electronica Festival mit einem kritischen Statement zu Überwachungsstaat und Zensur.

Wer sich überdimensional an die Gebäudefassade projiziert entdeckte, sah sich ins Visier genommen. Einige fielen tot um, andere schossen sofort zurück, machten sich bereitwillig zu Statisten in einem heiter-ernsten Tatort-Spiel. Was sich immer noch wohliger anfühlen mag, als Zielobjekt eines Überwachungsstaates zu sein.

Und was, wäre all dies nun keine Performance? Kein Spiel, sondern überhöhtes Abbild einer bereits existierenden Wirklichkeit, deren Gefahr wir bislang unterschätzen?

Kein Spiel war es, als am 10. Mai 1933 in Berlin rund 20.000 Bücher den Flammen zum Opfer fielen. Zensuriert vom Überwachungsstaat des NS-Regimes. An die damalige Bücherverbrennung erinnerten vermummte, bizarre Gestalten, die plötzlich über den Hof fegten, wie bei einem Perchtenlauf, und mit Fackeln die Menge teilten. Wenig später prasselten Bücherreste als Regen schwarze Papierschnitzel auf das Publikum hernieder.

Ein imposanter Auftakt, der dem heiteren Dorffest-Charakter ein jähes Ende setzte. Die lachenden Gesichter auf der Fassade wichen nun surrealen Visualisierungen, die den Hof in eine beklemmende Atmosphäre tauchten. Zu ohrenbetäubendem Gedröhne jenseits der Schmerzgrenze wanden sich nun alienhafte Wesen, Menschen mit Gasmasken starrten dem Publikum entgegen, Gefangene einer lebensfeindlich gewordenen Welt.

Zwischen diesen einzelnen Szenarien des Grauens wurden aufrüttelnde Texte zitiert, von Zerstörung, Gewalt und Krieg. Von Kindern gelesen, verfehlen sie ihre Wirkung (natürlich) nicht.

Lasst euch nicht verführen!

Mit Bert Brechts Aufruf „Gegen Verführung“, ein Appell an die Wertschätzung des Lebens und seine Einmaligkeit, erklang erstmals der „Wir-sind-hier-Chor“: Ergebnis all jener, die sich vorab an der Performance beteiligt und eine Textstelle auf der Homepage eingelesen hatten.

Im Einsatz war auch die Quadrokopter-Flotte des Ars Electronica Futurelab, die in allen Farben blinkend über dem Platz schwebte. Alle Register wurden gezogen, um das Publikum in ein Meer aus visuellen, akustischen und emotionale Reizen zu tauchen. Und vor allem, um eine beklemmende Warnung auszusprechen. Langer, kräftiger Applaus.

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