"What a glorious feeling! I’m happy..."

Von Silvia Nagl   05.Oktober 2015

Der Mann muss Gummifedern in den Beinen und Stoßdämpfer in Sprunggelenken und Fersen haben, und irgendein Vorfahre war vermutlich Hüpfball: Philippe Ducloux steppt, tanzt, hüpft mit anmutiger Lockerheit. Und singen kann dieser schauspielerische Komödiant auch noch – in der Slapstick-Nummer "Make ‘Em Laugh" ist er zum Niederknien!

Er spielt Cosmo Brown, den besten Freund von Don Lockwood, der im Hollywood der 20er Jahre Karriere als Stummfilmstar macht. Konstantin Zander ist dieser ein wenig snobistische, aber sehr nette Herzensbrecher – gesanglich bringt er den nötigen Schmelz in seiner warmen Stimme mit, um nicht nur Frauenherzen zu rühren. In der wohl berühmtesten Szene der Hollywood-Musikfilmgeschichte zum Ohrwurm "I’m singin’ in the rain... What a glorious feeling, I’m happy again..." beginnt es im Musiktheater tatsächlich zu regnen – gar nicht ungefährlich für den passabel steppenden Darsteller, weil es rutschig wird. Aber: Gut is’ ’gangen, nix is’ g’schehn!

Nostalgie pur

Wie so ein Bühnenregen zustande kommt? Das ist eine jener Szenen, die Regisseurin Melissa King augenzwinkernd einbaut. Sie führt mit Präzision und exaktem Tempo Regie und zeigt eine in den Ensembleszenen teils atemberaubende Choreographie. Bei der langen Stepp-Nummer in "Broadway Melody" bläst diese Gruppe locker jede Irish-Step-Dance-Gruppe von der Bühne! Sie lässt den in den 50ern mit Gene Kelly berühmt gewordenen Film und das danach in den 80ern entstandene Musical dort, wo es spielt: in den 20ern. Da wird nichts herumgedeutelt oder modernisiert – und das ist gut so. "Singin’ In The Rain" ist Nostalgie pur und herrlich altmodisch!

Das wirkt sich auch auf die hübschen Kostüme von Judith Peter aus, die in Farbharmonien samt Hüten, Täschchen und Schuhen, in pastelligen Traumroben schwelgt.

Anaïs Lueken – neu im Landestheater-Musical-Ensemble – ist die sympathische Kathy Selden mit dem Herzen am rechten Fleck und klarer, glockenheller Sopran-Stimme. Besonders ihr Song "Lucky Star" ist ganz großes Vergnügen. Bei "Good Morning" brilliert und harmoniert das Trio Kathy, Don und Cosmo besonders gut. Schön, dass die Texte in Deutsch gesprochen, die großteils ja geläufigen und bekannten Songs aber in Englisch gesungen werden.

Besonderes Vergnügen ist Daniela Dett als Stummfilm-Diva Lina Lamont mit Piepsstimme und Sprachfehler. Sie zieht diese Rolle konsequent durch bis hin zu ihrem großen Song "What’s Wrong with Me?" und zeigt wieder einmal ihre ausgeprägt komische Seite. Großartig sind die in Schwarz-Weiß gedrehten Stummfilme, zu denen lachtränentreibend synchronisiert wird. Famos Riccardo Greco als Sprachlehrer, der die Zungenbrecher traumwandlerisch herausschüttelt. Rob Pelzer wuselt den gestressten Studio-Boss, Ariana Schirasi-Fard japst die aufgeregte Radiosprecherin, Peter-Andreas Landerl buckelt den untertänigen Filmregisseur. Das Bühnenbild zeigt große Hollywood-Ansichten, das Lichtdesign ist schlichtweg sensationell.

Das rund 30-köpfige Bruckner Orchester hat unter dem energiegeladenen Dirigat von Marc Reibel keinerlei Probleme mit Charleston, Dixieland, Swing oder fettem Big-Band-Sound der 50er.

Man muss kein Prophet sein, um sagen zu können: Karten schnell sichern, denn das wird der nächste Musical-Renner im Musiktheater!

Musical: "Singin’ In The Rain", Landestheater Linz / Musiktheater, Premiere 3.10.

OÖN Bewertung:

 

Publikumsmeinungen zum Musical

"Eine schwungvolle Aufführung! Besonders gelungen fand ich die Kombination aus deutschsprachigen Dialogen und englischen Songs. Toll auch die Kostüme im Stil der 20er!“
Brigitte Bruckner (63), Linz

"Die musikalische Umsetzung war bezaubernd. Die Mischung aus Romantik, Kitsch und Humor hat allen gefallen – von jung bis älter.“
Tatjana Bojarkina (30) und Irina Lederhilger (13), Linz

"Es wurde perfekt getanzt und gesungen. Ebenso perfekt waren die Choreographie, die Kostüme, das Bühnenbild. Das hat internationales Niveau!“
Gerhild Schwabeneder (77), Linz