Wenn Noel Gallagher etwas stibitzt, dann nur von den Besten

Von Lukas Luger   02.März 2015

"Wenn wirklich 20 Millionen britische Pfund auf dem Tisch lägen, würde ich morgen wieder mit Liam auf die Bühne steigen, und meine Platte könnte meinetwegen auch erst in fünf Jahren herauskommen", sagte Noel Gallagher kürzlich im Interview mit dem "Spiegel". Gut, dass sich bis dato kein Veranstalter bereit zeigte, so viel Geld für eine Oasis-Reunion auf den Tisch zu legen. "Chasing Yesterday", den Nachfolger des selbstbetitelten Erstlings von 2011, ins Archiv zu verbannen, wäre nämlich eine veritable Schande.

Kongenial zusammengeschustert

Denn so kongenial aus dem Fundus der britischen Rock/Popmusik der vergangenen 40 Jahre zusammengeschustert, klang seit den frühen Oasis-Tagen schon lange kein Gallagher-Werk mehr. The Smiths, Hollies, Stone Roses, Paul Weller, natürlich die Beatles – wenn Herr Gallagher etwas stibitzt, dann selbstverständlich nur von den Besten. Mit "The Girl With The X-Ray Eyes" und "The Dying Of The Light" liefert der 47-Jährige zwei seiner patentiert epischen Stadion-Balladen ab, dem großartigen Opener "Riverman" spendiert er ein Saxophon-Solo und das rockige "Lock All The Doors" hätte sich sogar auf "Definitely Maybe" ein Platzerl verdient. Dass Noel aber nicht nur das Gestern jagt, wie der Albumtitel suggeriert, stellt er mit den experimentellen, psychedelisch angehauchten "The Mexican" und "The Right Stuff" unter Beweis. Noch nie schien eine Oasis-Reunion künstlerisch derart sinnlos wie jetzt.

Noel Gallagher’s High Flying Birds: "Chasing Yesterday" (Indigo)

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