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Weihnachtszeit zum Feiern, Nachdenken und Trödeln

Von Barbara Rohrhofer und Claudia Riedler, 24. Dezember 2018, 00:05 Uhr
Weihnachtszeit zum Feiern, Nachdenken und Trödeln
Weihnachten ist das Fest der besonderen Augenblicke, einfach festhalten und genießen! Bild: Colourbox

Psychiater Werner Schöny im Gespräch über den Sinn des Lebens, Glück, Rituale und realistische Vorhaben fürs nächste Jahr.

Werner Schöny (73), Vorstandsvorsitzender von pro mente, kümmert sich das ganze Jahr um die seelische Gesundheit, die zu Weihnachten oft strapaziert wird.

OÖN: Vor Weihnachten ist die Sehnsucht nach Sinn und Erfüllung groß. Warum gelingt es so wenigen, sich diesen Wunsch wirklich zu erfüllen?

Werner Schöny: Der Sinn wird im Leben meist dann zum Thema, wenn’s kritisch wird. Zu Weihnachten wird das oft sichtbar. Familienkonflikte lösen sich nicht auf, sondern werden stärker spürbar – manchmal durch vermehrten Alkoholkonsum. Auch die Einsamkeit ist in dieser Zeit ein großes Thema. Wichtig ist, sich auf die Realität einzustellen. Falsche Erwartungen machen unglücklich.

Sie gelten als profunder Kenner der menschlichen Seele. Verraten Sie uns doch, wie ein gutes Leben gelingen kann!

Dafür muss man viel selbst tun und die eigenen Möglichkeiten ausloten. Das ist wie ein Fitnessprogramm. Ohne Training wird man auch hier nicht erfolgreich sein. Selbst schwer beeinträchtigte Menschen wie Stephen Hawking haben von sich gesagt, ein gutes Leben zu führen. Er hat nicht darauf geschaut, was er nicht kann, sondern auf das, was er besonders gut kann.

Weihnachtszeit zum Feiern, Nachdenken und Trödeln
Werner Schöny Bild: Volker Weihbold

Was macht Menschen denn wirklich glücklich?

Der Vergleich mit anderen macht unglücklich. Vor allem, wenn man sich nach oben orientiert. Eigentlich muss man sich bewusst machen, welch ein Glück es ist, in diesem Land geboren zu sein. Wenn man sieht, welche Konflikte es auf der Welt gibt, erkennt man oft, wie klein das eigene Unglück doch ist. Und man sollte sich bewusst machen, in welchen Lebensbereichen es einem so richtig gut geht.

Wenn man sich die steigende Zahl der psychischen Erkrankungen ansieht, scheint das Glück doch sehr zerbrechlich zu sein?

Ja, das ist es. Aber es gibt Indikatoren für Glück. Internationale Studien beweisen, dass Glück größer wird, wenn die sozialen Unterschiede in einem Land nicht zu groß sind.

Haben wir vielleicht zu wenig Zeit fürs Glück?

Das Phänomen, keine Zeit zu haben, ist selbst gemacht. Man muss sich immer überlegen, was einem im Leben wichtig ist und was nicht. Für Weihnachten und auch sonst gilt: Weniger ist mehr.

Viele klagen, dass sie zu gestresst sind, um richtig entspannen zu können.

Ich bin überzeugt davon, dass wir wieder trainieren müssen, die Dinge langsamer anzugehen. Probieren Sie es doch einmal mit Trödeln! Das Nichtstun und auch das Neinsagen mit gutem Gewissen sind wichtig für die psychische Gesundheit.

Eignet sich die Zeit zum Jahreswechsel, über diese Dinge und den Sinn des Lebens nachzudenken?

Ja, da ist oft wirklich Zeit, sich zu besinnen und über das Leben zu sinnieren. Nur sollte man sich nicht erwarten, eine allgemein gültige Wahrheit zu finden. Man kann sich aber schon fragen: Wie gestalte ich mein Leben? Wie sollen meine Beziehungen sein? Was möchte ich im Beruf erreichen? Und wie viel Zeit möchte ich für die einzelnen Bereiche aufwenden?

Wie viel Nachdenken tut eigentlich gut?

Hier halte ich es mit meinem großen Vorbild Paracelsus, der sagte: Die Dosis macht das Gift.

Ist es überhaupt sinnvoll, Neujahrsvorsätze zu fassen?

Ja, aber man sollte auch hier realistisch bleiben. Ansonsten wird aus dem Vorsatz sehr schnell eine Enttäuschung.

Was sind realistische Vorhaben?

Man kann sich fragen: Was will ich erreichen? Wie will ich das angehen? Zum Beispiel könnte man sich vornehmen, mehr Zeit mit der Familie zu verbringen, Freunde regelmäßig zu treffen oder zweimal im Monat ins Kino zu gehen. Die Vorsätze müssen relativ einfach umsetzbar sein – und sie müssen zu mir passen. Nur dann können sie mein Leben besser, schöner und glücklicher machen.

Wenn es um den Sinn des Lebens geht, wurden früher viele im Glauben fündig. Und heute?

Der religiöse Aspekt spielt zu Weihnachten in unserer Kultur immer noch eine große Rolle. Die damit verbundenen Rituale sind für uns wichtig und sinngebend. Weihnachten ist überhaupt der Prototyp eines Rituals. Viele halten sich daran fest – ohne über das Dahinter nachzudenken. Auch wenn uns viele andere Rituale im Alltag nicht so bewusst sind, geben sie uns von Kindesbeinen an Halt im Leben.

Wie feiern Sie heuer Weihnachten?

Gemeinsam mit meiner großen Familie und den drei Enkelkindern. Das älteste ist sechs Jahre. In diesem Alter spürt man noch den Zauber der Weihnacht. Und das muss man als Opa ausnutzen und genießen. Insgesamt gehen wir es ruhig an. Früher habe ich die Feiertage auch zum Skifahren genutzt, das mache ich nicht mehr. Wir treffen uns beispielsweise mit Freunden, die wir das ganze Jahr nicht sehen.

Haben Sie einen Hauptwunsch ans Christkind?

Gesund bleiben. Und das gilt für meine ganze Familie. Je älter ich werde, umso wichtiger wird mir das.

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1  Kommentar
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jago (57.723 Kommentare)
am 26.12.2018 13:00

Der Nussknacker war sehr, sehr "schön" auf dem Bildschirm. Und aus dem Lautsprecher tonnenweise Erinnerungen und Assoziationen an meine alten 9,5-Tonbänder.
Dafür brauche ich keinen "gscheite-Wörter-Psychiater" über den Sinn des Lebens grinsen

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