Warum die beste Oper der Welt mit Linz kooperiert

Von Peter Grubmüller   07.März 2018

Mit Landestheater-Intendant Hermann Schneider ist eine Kultur der Kooperationen und Koproduktionen in Oberösterreich eingezogen. Schneiders jüngster Wurf ist die morgen am Staatstheater Saarbrücken bevorstehende Premiere der bejubelten Linzer Produktion von Michael Obsts Kammeroper "Solaris", nach dem gleichnamigen Roman von Stanislav Lem. Schneider: "Es erfüllt mich mit Stolz, dass gleich meine erste Arbeit als Regisseur für das Landestheater von einem größeren deutschen Theater ‚eingekauft‘ wurde."

Ohne Kooperation mit der Firma "Stage Entertainment" und dem Berliner Theater des Westens wäre auch das Musical "Ghost" nicht in dieser Form möglich gewesen. "Unser Partner hat uns eine hohe fünfstellige Summe zusätzlich für die Ausstattung zur Verfügung gestellt", sagt Schneider im Gespräch mit den OÖN, "sie haben unseren Ausstattungsetat verdoppelt. Ohne die gute Regieleistung von Matthias Davids zu schmälern, hat unser Partner damit wesentlich zum Erfolg in Linz beigetragen, weil die Visual Effects und vieles mehr andernfalls nicht so spektakulär ausgefallen wären."

Die Partnerschaft zahlt sich doppelt aus, weil die Produktion noch bis Oktober in Berlin läuft und Linz auch dort an den Karteneinnahmen beteiligt ist, sofern der wirtschaftliche Erfolg in Deutschland den Produktionskostenzuschuss von rund 60.000 Euro übersteigt.

Seit 3. Februar ist in Linz auch ein Ergebnis der spektakulärsten Zusammenarbeit zu erleben: Berlioz’ Oper "La Damnation de Faust", die durch das Zusammenrücken mit der Opéra de Lyon möglich wurde. Das ist sensationell, weil Lyon 2017 ob des mutigen Programms von Intendant Serge Dorny zum weltbesten Opernhaus des Jahres gewählt wurde. Die Zusammenarbeit mit Lyon findet mit "Tristan und Isolde" (Linz-Premiere: 15. September) in der originalen 1993er-Bayreuth-Regie von Heiner Müller ihren Höhepunkt. Zwei Drittel der Kosten trägt Lyon, ein Drittel das Landestheater.

Dorny wird Chef in München

Schneider hatte schon Produktionen in Lyon besucht, als noch nicht entschieden war, dass er Chef in Linz werden würde. Obendrein ist er Mitglied der französischen Intendanten-Vereinigung, deshalb bestand ein Kontakt zu Dorny. Ab 2012 wird der Belgier nun Nikolaus Bachler als Intendant der Bayerischen Staatsoper nachfolgen. Schon 2014 hätte er Semperoper-Chef in Dresden werden sollen, damals hatte Generalmusikdirektor Christian Thielemann dessen Verpflichtung verhindert. Das Landesgericht Dresden sprach Dorny einen Schadenersatz von 1,5 Millionen Euro zu.

Die Linzer Koproduktionen gehen noch weiter: Ab 19. Mai ist ein Ergebnis der Partnerschaft mit Nizza und Bonn zu sehen – Benjamin Brittens "Death in Venice". 2019 stehen Othmar Schoecks "Penthesilea" (März, Koproduktion mit Bonn) und Luigi Cherubinis "Medea" (Mai, Nizza/Erfurt) auf dem Programm.