Von der Tabakfabrik zur Denkfabrik
„Die Linzer Tabakfabrik als Zukunftsprojekt“ – unter diesem Motto wurde Dienstagabend in der ehemaligen Tabakfabrik diskutiert. Einige Leitlinien ließen sich dabei schon herausfiltern: Die Zukunft hat also schon begonnen.
Auf die Frage, wie er sich die Tabakfabrik im Jahre 2020 vorstelle, antwortete Festival-Leiter Gerfried Stocker mit Stolz: „So wie in den vergangen sechs Tagen!“
Ja, das diesjährige Festival Ars Electronica mit all seinen Vor- und Nachdenkern und Umsetzern hat viel geleistet, um der ehemaligen Fabrik wieder pralles Leben einzuhauchen – und vor allem eine breite Diskussion angefacht, die sich mit der künftigen Nutzung des 80.000 Quadratmeter großen Areals beschäftigt. Er könne sich ein „Technologie- und Forschungszentrum mit öffentlichem Charakter vorstellen“, sagte Stocker.
Die Fabrik ließe „sich schnell füllen“, sagt der Linzer Finanzstadtrat Johann Mayr, der auch Vorsitzender jener Entwicklungsgesellschaft ist, die sich mit der Nutzung der Fabrik beschäftigt. Doch das sei „ja nicht der Sinn, denn hier soll und muss Neues entstehen.“
Ebenfalls Mitglied dieser Entwicklungsgesellschaft ist OÖN-Cartoonist Gerhard Haderer. Er geht noch nicht von einer „Endnutzung aus, sondern auf dem Weg dorthin soll es, wie eben gerade das Festival, auch immer wieder Zwischenprojekte geben.“
Der Linzer Kulturreferent Erich Watzl sieht es „als den falschen Weg, einem Museum oder Musikprobenräumen hier Platz zu geben.“ Es müsse, „so wie beim Festival, ein gesamtheitlicher Ansatz gedacht werden.“
Robert Bauer von der Linzer Kepler-Uni, mit einer Vor-Nutzungsstudie der Tabakfabrik beschäftigt, findet klare Worte: „Ich will hier kein Immobilienprojekt und keinen Gemischtwarenladen sehen!“ Es müsse vielmehr die Frage gestellt werden: „Was braucht der Großraum Linz, um die Zukunft zu gestalten? Und welchen Beitrag kann dazu die Tabakfabrik leisten?“ So könne er sich die Fabrik als „ein Stück Wiener Museumsquartier und ein Stück Technologiezentrum“ vorstellen.
Platz für Kunstuni
Konkreter wurde Mayr, der „sich sehr gut vorstellen kann, dass die Linzer Kunstuni hierher übersiedelt.“ Da solle es noch eine „Nachdenkpause bei den räumlichen Entscheidungen geben, denn für die Brückenkopfgebäude würden sich schnell andere Nutzungen wie Wohnungen und Büros finden.“ Außerdem habe Linz „große Tradition im Designbereich. In der Tabakfabrik könnte eine Ausbildungskette stattfinden: eine Design-HTL, die Kunstuni, postgraduelle Ausbildung, Atelierwohnungen...“
Für diese Vorschläge gab es von mehreren Seiten auf dem Podium Zustimmung, aber auch aus dem Publikum.
Robert Bauer spann den Faden weiter: „Kunstuni trifft auf clean technologies und Auseinandersetzung mit Sozialem.“ Der Mensch müsse auf jeden Fall „im Mittelpunkt stehen“.
Gerhard Haderer meinte, „nachdem der erste Crashtest der Globalisierung gescheitert ist, muss über neue Arbeit und neue Wirtschaft nachgedacht werden. Das hier wäre ein guter Platz dafür“, denn auch die Tabakfabrik ist schließlich Opfer einer Wirtschaftskrise geworden.
Auch Philosoph Frithjof Bergmann, Gründer von NANK, einer Organisation, die sich weltweit mit neuer Arbeit und neuer Kultur (=NANK) beschäftigt und beim Festival Technologien gezeigt hat, die mit Vielfalt und Zukunftsentwicklungen zu tun haben, sagte: „Es gab eine Serie von Zusammenbrüchen, die uns verunsichert hat. Wir sollten an Lösungen dieser Probleme arbeiten. Das wäre das Thema, über das hier nachgedacht werden soll.“
Geht es zwar derzeit um Ideenfindung und (noch) nicht um Finanzierung, muss ein Finanzstadtrat aber natürlich warnen: „Die Stadt Linz ist sicher nicht in der Lage, dieses Areal zu finanzieren.“ Aber das ist eine andere Geschichte...
Also ich finde die Repair ausstellung war wirklich sehr gelungen! Das Areal ist einfach nur Perfekt für solche Zwecke.
Meiner Meinung sollte die Tabakfabrik so ähnlich umgestalltet werden wie das Museumsquartier in Wien. Dies würde Unterhaltung und Entspannung für Linzer und Touristen bieten.