Von der Muse wachgeküsst

Von Von Karin Schütze   23.Juli 2010

Eröffnungskonzert: „Wassermusik“ von Georg Friedrich Händel, „Te Deum“ von Marc-Antoine Charpentier (Schlossgraben Steyr, 21. Juli)

OÖN Bewertung:

Um halb neun Uhr abends herrschen im schattigen Schlossgraben bereits angenehme Temperaturen. Sich mit ihrem Kinntuch die Stirn tupfende Geiger mögen dennoch von der Sehnsucht künden, Händels „Wassermusik“ wie einst 1717, zur Zeit König Georgs I. von England, als Lustfahrt auf der kühlen Themse zu spielen.

Den barocken Suiten hätten sich trotzdem etwas mehr Dynamik und mitreißende Lebendigkeit entlocken lassen. Erst allmählich kam Schwung ins musikalische Geschehen, als würden die Musiker erst durch die von ihnen selbst heraufbeschworene Muse wachgeküsst.

Eindrucksvoller klang das „Te Deum“ in D-Dur (H. 146) von Marc-Antoine Charpentier, dessen Präludium als „Eurovisionshymne“ in vieler Ohren klingt. Bühnenfüllend verschmolzen der Männergesangsverein Sängerlust und der Chor Musikfestival Steyr/ArtEnsemble (einstudiert von Klaus Oberleitner und Günther Mohaupt) zu einem homogenen Klangkörper.

Bei den Solisten glänzten Brigitta Simon mit strahlendem Sopran, Thomas Markus mit kraftvollem Tenor und Lucio Kyuhee Cho mit sattem Bass, Renate Publigs warmer Mezzo verlor sich etwas im weitläufigen Schlossgraben. Aus seinem anfänglichen Schlummer erwacht schien auch das Beethoven Sinfonieorchester Wien, das sich unter Dirigent Niels Muus ins Zeug legte. Etwas schade nur, dass statt der erhofften Zugabe eine Bandstimme aus dem Off zur Premiere des „Don Giovanni“ lud. Ihr ein menschliches Antlitz zu verleihen, wäre doch charmanter.

Info: www.musikfestival-steyr.at