Vielfalt, Qualität und frische Sounds

Von Christoph Haunschmid   05.Mai 2014

Das Kaleidophon im Jazzatelier Ulrichsberg feierte seine rekordverdächtige 29. Ausgabe. Dennoch bewies das Festival für Zeitgenössisches, dass frische, spannende Sounds Vielfalt und Buntheit mit Qualitätsanspruch verbinden können. Alois Fischer stellte ein Programm mit elf Konzerten zur Verfügung, deren Palette von den spröden Sounds der Band Colophony um den australischen Geiger Jon Rose bis zu dem federleicht swingenden Ausklang mit dem Trio des New Yorker Klarinettisten Ben Goldberg reichte.

In diesem internationalen Getümmel schlugen sich die heimischen Vertreter außerordentlich gut. Da gab es ein Trio mit der Bassklarinettistin Susanna Gartmayer, der Drummerin Katharina Ernst und dem Turntablespieler Dieb 13. Die klobige Bassklarinette klingt höchst flexibel, das Schlagzeug gibt einen saftigen Groove, und Dieb 13 stellt Verbindungen her, gibt Impulse. Sehr schön das Wechselspiel zwischen scheinbarem Chaos und gewachsenen Strukturen.

Auch das Trio Now! der drei Ulrichsberger Tanja Feichtmair, Uli Winter und Fredi Pröll musizierte auf Topniveau. Altsax, Cello und Schlagwerk kommunizieren auf Augenhöhe, dicht, spannend und sehr komplex. Man hört, dass die drei seit 20 Jahren miteinander spielen und mittlerweile Weltklasse erreicht haben. Völlig berechtigter jubelnder Applaus des wie immer sehr sachkundigen Publikums, und das hatte sicher nichts mit Lokalpatriotismus zu tun. Auch ein Oberösterreicher ist der Komponist Peter Ablinger. An sich ist er eher den leisen Tönen verpflichtet. Für Ulrichsberg hat er ein Stück für den britischen Bassklarinettisten Gareth Davis und die holländische Punkband The Julie Mittens geschrieben. Ein ziemlicher Spaß: Dröhnend laute, 30 Sekunden dauernde Einnotennummern wechseln mit absoluter Stille. Dazwischen wird heftig mit Partituren hantiert, deren Notwendigkeit nicht unmittelbar einsichtig ist.

Selbstverständliche Leichtigkeit

Der zweite Teil gelang ein wenig bunter. Freie Rockimprovisation zwischen Blues, Funk und Psychedelischem bringt Abwechslung und unterhält gut. Der Gestus des Punk mit in den Kniekehlen schlotternden Gitarren ist omnipräsent. Bedeutend leiser legt es da Mark Dresser an. Sein einstündiges Basssolo gerät zum substanzvollen Statement, meisterhaft in Technik und Ausdruck. Ob gestrichen, gezupft oder mit in den Saiten eingespanntem Bogen, der Meister erzählt eloquent Geschichten voller Zärtlichkeit und Melancholie, voller Emotionalität und intellektueller Kraft. Meisterhaft.

Für viele war die Begegnung des japanischen Pianisten Chino Shuichi mit dem holländischen Cellisten Tristan Honsinger der Höhepunkt dieser drei Tage. Zwischen fast klassisch anmutender Strenge und freier Improvisation wechseln die beiden mit selbstverständlicher Leichtigkeit. Immer wieder bringt Honsinger mehrsprachige dadaistische Lyrik ein. Alles passt wunderbar zusammen, Musik wie aus einem Guss.

Jazz: 29. Jazzatelier Ulrichsberg, 1.-3. 5.

OÖN Bewertung: