Valie Export: "Linz war damals nicht zu ertragen"

Von Peter Grubmüller   18.Oktober 2017

Für die 1940 in Linz als Waltraud Lehner geborene und 1960 zunächst nach Wien und später in die Welt drängende Künstlerin war ihr Körper stets Kunstobjekt und feministische Waffe in einem. "Ich musste weg", sagt Valie Export, "Linz war damals nicht zu ertragen." Inzwischen habe sich die Stadt gut entwickelt. Sie hat Künstlerinnen wie Cindy Sherman und Marina Abramovic beeinflusst, 1977 nahm sie an der "documenta 6" in Kassel teil, 1980 vertrat sie zusammen mit Maria Lassnig Österreich auf der Biennale in Venedig.

Kunst-Ikone

Völlig zu Recht nennt der Linzer Kunstuni-Rektor Reinhard Kannonier die 76-Jährige eine "Ikone". Linz wurde erst auf sie aufmerksam, als schon die halbe Welt von ihr sprach. Dass die Stadt 2015 ihren Vorlass gekauft (700.000 Euro) und mit den Handschriften, Negativen, Datenträgern, Dias, Videofilmen, Modellen sowie Exports Korrespondenz (1967–2011) am 10. November (11 Uhr) das Valie Export Center in der Tabakfabrik eröffnet, sei, so Kannonier, großartig. Die Unternehmung findet in Zusammenarbeit der Kunstuni und des Kunstmuseums Lentos statt, das ab 9. November die Ausstellung "Valie Export. Das Archiv als Ort künstlerischer Forschung" zeigt. Das Symposium "Wilde Archive" (10. 11., ab 13 Uhr) unterstreicht mit herausragenden Referenten – unter anderem documenta-archiv-Direktorin Birgit Jooss und Glenn R. Phillips, Sammlungsleiter des Getty Research Institute in Los Angeles – die Strahlkraft von Valie Export. Ausgerechnet in der Tabakfabrik – dieses Gebäude habe Valie Export schon als Kind architektonisch geprägt. In der Neuen Galerie – der Lentos-Vorläuferinstitution – habe sie sich damals obendrein in Alfred Kubins Zeichnungen verliebt.

Wie Center und Forschungszentrum fortan finanziert werden sollen, stehe noch nicht fest. Kannonier: "Wir müssen die Regierungsbildung abwarten, aber Valie Export ist eine Künstlerin von Weltbedeutung, also geht dieses Projekt auch die Bundesregierung etwas an."