"Transit": Gemalte Zwischenzustände

11.März 2016

Ihre Bilder seien "Angebote" an die Betrachter, etwas zu sehen oder zu erkennen, so die sympathisch unaufdringliche Einstellung der Malerin Astrid Esslinger. Die Protagonisten der Gemälde, die unter dem Titel "Transit" im Linzer Hofkabinett gezeigt werden, sind anonyme, schwarz-grau-weiße Figuren. Sie tragen Sonnenbrillen oder verstecken ihre Köpfe unter Kapuzen. Boote sind zu erkennen, Warteräume und Szenen, auf denen Figuren wie auf Bühnen präsentiert werden. Es liegt wohl an der aktuellen weltpolitischen Situation, dass sich eine bestimmte Interpretation aufdrängt: Geht es in diesen Bildern um Flüchtlinge? Auch manche der mehrdeutigen Titel – etwa "break point", "Umbruch" oder "Fluchtpunkt" – legen das nahe. Diese Parallele sei von ihr keineswegs beabsichtigt gewesen. Ihr gehe es darum, einen allgemeinen "Zwischenzustand" zu thematisieren, sagt die Künstlerin. "Transit" bezeichne eine Art "Niemandsland", in dem sie sich selbst oft befinde, wenn sie male. Obwohl es ihr nicht in erster Linie darum ging, lässt Esslinger die Verbindung zur Flüchtlingsthematik durchaus gelten. Schließlich sei es wichtig, sich auch künstlerisch damit zu befassen. Die Brüche in den Bildern, die oft aus mehreren Teilen bestehen, könnten auch für die Brüche in der Gesellschaft stehen. Esslinger lässt die Auslegung ihrer Bilder gern offen. Alles andere wäre ihr zu plump, sagt sie. Umso spannender ist es, diese Ausstellung zu besuchen und sich auf eigene Lesarten der Werke einzulassen. (hw)

Ausstellung "Transit", bis 1. 4., Di–Fr 16–18 Uhr, Galerie Hofkabinett, Hofgasse 12, Linz