Stimme war sein Markenzeichen, soziale Zuwendung sein Naturell
Herbert Baum starb am 9. August nach langem, tapfer ertragenem Leiden im Alter von 87 Jahren in Linz.
Herbert Baum bloß zu beobachten, entschlüsselte viel von seinem Wesen. Wenn der große Mann leicht gebückt und die Hände auf dem Rücken verschränkend nach Schauspielpremieren liebevoll Regisseure wie Schauspieler beglückwünschte, war es als sein Bedürfnis zu spüren, von dem erfahrenen Genuss etwas zurückzugeben. Und Herbert Baum war mit seiner Frau, der Schauspielerin Eike Baum (die beiden haben 1957 geheiratet), über Jahrzehnte immer in der Nähe, wenn in Oberösterreich ein Stück aus der Taufe gehoben wurde.
Unzählige Male hatte es der mit ruhiger, sonorer Stimme ausgestattete Schauspieler, Regisseur und Autor selbst erlebt, was es heißt, etwas behutsam und doch konsequent Erarbeitetes auf die Bühne zu stellen. Wie erst jetzt bekannt wurde, ist Herbert Baum nach langem Leiden am 9. August im Alter von 87 Jahren gestorben.
Inspirierender Vermittler
Seine Leidenschaft für Texte und Musik vermochte Baum inspirierend zu vermitteln. Sonst hätte er nicht seine drei Söhne – den Musiker Andy Baum (60), den Schriftsteller Thomas Baum (59) und den am Theater Bremen engagierten Schauspieler Martin Baum (55) – zu deren Lebenswege veranlasst. Die Matura war die Vorgabe gewesen, was sie daraus machen würden, blieb ihnen selbst überlassen. "Außerdem hat er uns gezeigt, wie man Pfeifen stopft, damals haben die Söhne das Rauchen noch von ihren Vätern erlernt", sagt Thomas Baum im Gespräch mit den OÖN.
1931 in Innsbruck inmitten der Wirren des Ständestaats geboren, kam Herbert Baum als Kind nach Linz. Am Max-Reinhardt-Seminar in Wien lernte er seine Frau kennen, aber bald stellten die beiden fest, wie schwierig eine Familie zu koordinieren war, sofern beide Elternteile am Theater arbeiteten. In seiner Funktion als Direktor des Landesschulzentrums für Hör- und Sehbildung lebte er seine Sensibilität und seine Intention einer sozialen Zuwendung aus. Mit seiner Stimme als Sprecher im ORF wuchsen zwei Generationen auf. Im ehemaligen Bruckner-Konservatorium und an der Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz gab er seine große Stimmerfahrung weiter.
15 Jahre lang zog es ihn samt Familie an die italienische Adriaküste nach Caorle. Baum liebte die Natur und das Meer, den Duft, das Rauschen, die sanfte Brise und das Boccia-Spiel. Thomas Baum erinnert sich blumig an die Erklärungen des Vater (Handrücken nach oben, federnd in den Knien), wie die großen Kugeln nahe zu dieser einen, kleinen geworfen werden.
Bis zu seinem Ende bereitete er sich akribisch auf Lesungen vor. Jede Betonung, jede Pause war bei Baum sinnvoll und mit Bedacht gesetzt.
Eike, Andy, Thomas und Martin Baum verlieren mit ihrem Ehemann und Vater einen Menschen, der all ihre künstlerischen Leidenschaften geteilt und respektvoll kommentiert hat. Oberösterreich vermisst eine besonnene, kluge Theaterpersönlichkeit – die Menschenrarität Herbert Baum.
Die Verabschiedung findet am Montag (11 Uhr) in der Stadtpfarrkirche Urfahr statt.