"Statusmeldung": Facebook, im Netz der Einsamen und Fremden

Von Von Peter Grubmüller   26.Jänner 2011

OÖN: Sie schreiben in „Statusmeldung“ über Julian Kippendorf, aber es liest sich, als würden Sie ein aktuelles Menschenbild skizzieren.

Burstein: Das bringt es auf den Punkt. Es ist die Geschichte einer ganz großen Entfremdung, die die gesamte Gesellschaft eingeholt hat. Es ist auch die Geschichte einer Vereinsamung, die sich unter dem Decknamen „soziales Netzwerk“ ausbreitet – und nicht zuletzt die Veränderung, ich formuliere es jetzt positiv, des Begriffs Vertrauen. Negativ ausgedrückt reden wir von einer Vertrauenskrise.

OÖN: Das Buch beginnt mit einer Beschimpfung der Facebook-Community. Waren Sie Facebook-Mitglied, als Sie mit dem Roman begonnen haben?

Burstein: Ja, es war ein Fragment in meinem sozialen Kanon. Ich hab’ aber schon gesehen, dass es da auch wesentlich existenziellere Nutzungsformen für andere Menschen gibt. Ich fand es bemerkenswert, dass sich Menschen im Suff halbnackt fotografieren, diese Bilder auf Facebook stellen und dabei keine Paranoia aufreißen. Es muss doch jedem bewusst sein, dass solche Veröffentlichungen Konsequenzen haben.

OÖN: Haben Sie Ihre Texte auf Facebook ausprobiert – sie auf die Seite gestellt und auf Kommentare gewartet?

Burstein: Nein, der Roman ist reine Fiktion. Was später auf der tatsächlichen Facebook-Seite von Julian abgegangen ist, hat mich selbst überrascht. Das war aber ein literarisches Experiment, das ich geboren habe, nachdem der Roman längst fertig war.

OÖN: Mit Facebook-Roman fallen einem sofort die E-Mail-Romane von Daniel Glattauer ein. Befürchteten Sie, beim Schreiben in die Nähe seiner beiden Bücher zu kommen?

Burstein: Nicht wirklich, es gibt in meinem Buch sogar einen ironischen Verweis auf Glattauers „Gut gegen Nordwind“. Julian chattet mit einer Frau und fragt sich dabei, ob die beiden es vielleicht einmal zur Prominenz der beiden in diesen E-Mail-Romanen schaffen. Die Glattauer-Bücher sind gut geschriebene, aber sehr klassische Literatur-Stücke. Während ich auch die Ästhetik der sozialen Netzwerke zum Konzept erhoben habe.

Das Buch

Fabian Burstein: „Statusmeldung“, Roman, Verlag Labor, 256 Seiten, 19,95 Euro.