Sound of Blech im Marmorsaal
Originelles, wirkungsstarkes Eröffnungskonzert der St. Florianer Brucknertage
Britten – Brubeck – Bruckner: Das "European Brass Collective" unter der Leitung von Daniel Perpiñán führte drei Komponisten zusammen, die auf den ersten Blick nur den Anfangsbuchstaben gemeinsam haben. Dass sich aus dieser scheinbar zufälligen Verbindung ein originelles Gustostück ergeben kann, war nicht zu überhören.
Auch deshalb nicht, weil die Akustik des Marmorsaals im Stift St. Florian die Klanggewalt von 13 Blechblasinstrumenten und Schlagwerk potenziert. Das war nicht nur von Vorteil. Daniel Perpiñáns feines Arrangement des dritten Satzes aus Bruckners siebenter Symphonie litt darunter, dass die rhythmischen und klanglichen Konturen im Hall zu sehr verschwammen. Posaunist und Komponist Paul Frost verneigte sich vor dem Florianer Meister mit seiner "Bruckner Fantasy", einem ansprechenden Werk, dem es auch nicht an Humor fehlt. In sieben Abschnitten "erzählt" Frost in einer Art Soundtrack sein St.-Florian-Erlebnis, von der "aufgeregten Vorfreude" über die Wirkung der Basilika bis zur Bruckner-Apotheose. Benjamin Brittens "Russian Funeral" über die Sowjetunion in den 30er-Jahren beeindruckte ebenso wie das Arrangement von Dave Brubecks legendärem Jazz-Standard "Blue Rondo à la Turk". Ohne die anderen Programmteile abzuwerten, darf man sagen, dass der Höhepunkt des Eröffnungskonzerts "Prism Rhapsody" der japanischen Marimba-Spielerin Keiko Abe war, in einem Arrangement für Marimbafon und Orchester (P. Frost). Der erst 18-jährige, oberösterreichische Schlagwerker Jürgen Leitner riss mit seiner virtuosen, intensiven Interpretation das Publikum zu wahren Begeisterungsstürmen hin. Jubel, Standig Ovations und nicht endende Zugabe-Rufe für Jürgen Leitner, Daniel Perpiñán und das "European Brass Collective".
Fazit: Ein originelles, wirkungsstarkes Eröffnungskonzert mit sehr feinen Arrangements und einem beeindruckenden jungen Solisten aus Oberösterreich.