Solistische Klangtüftler und feine Blasmusik

Von Christoph Haunschmid   06.Mai 2013

Von den verfremdeten Folklorismen des norwegischen Dreiers „1982“ bis zum machtvollen Jazz von Jon Irabagons „Foxy“ reichte die Klangpalette des Festivals im Mühlviertler Outback. Welche Kapazunder Alois Fischer und sein Team jedes Jahr herbeizaubern, verdient hohe Beachtung. Das Publikum dankt mit treuem Besuch und gespannter Aufmerksamkeit.

Zwei höchst bemerkenswerte Auftritte gab es schon am Freitag: zunächst das südafrikanisch-britische Trio „Dangerous Musics“. Es blitzt ein lausbübischer Schalk aus der Trompete Jon Corbetts, Meister Louis Maholo-Maholo spielt sein Drumset mit fast überirdischer Leichtigkeit, präzise und höchst fokussiert. Freier Jazz wird mit jugendlicher Frische und Sinn für Ironie dargeboten. Dabei bringen die drei insgesamt gut 200 Jahre auf die Bühne.

Raymond Strid in Mats Gustafssons „Gush“ setzt einen perkussiven Kontrapunkt zu Maholo. Strid ist ein Klangtüftler, der sein verspieltes Arsenal in die differenziert gebauten Stücke des Saxophonisten gut integriert. Improvisationen mit Ecken und überraschenden Wendungen summieren sich zu einer Weltklasse-Performance.

Zwei famose Gigs folgten am Samstag: etwa der aus Russland stammende, aber schon lang in Köln lebende Pianist Simon Nabatov mit der Musik der 50er-Jahre-Legende Herbie Nichols. Nabatov ist ein zum Bombast neigender Virtuose und setzt jahrzehntealte Nummern mustergültig in die Gegenwart. Wie er das schlichte Liebeslied „Lady Sings the Blues“ aus der Vielzahl an Noten herausschält und als Nukleus freilegt, berührt zutiefst.

Am Ende des Tages widmet sich der sympathische Haufen „Heliocentric Counterblast“ noch der Musik Sun Ras. Feine Blasmusik, mal wie eine traditionelle Bigband, mal schön frei improvisierend, ganz im Sinne des Meisters vom Saturn.

Ulrichsberger Kaleidophon 2013: 1982, Dangerous Musics, Gush, Simon Nabatov, Foxy, Heliocentric Counterblast, F.o.u.r.

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