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Sex, Gewalt und Politik in der Antike

Von Michael Wruss, 18. August 2018, 00:04 Uhr
Sex, Gewalt und Politik in der Antike
Im antiken Griechenland ging’s ziemlich wild zu: Vera-Lotte Böcker (Autonoe), Károly Szemerédy (Captain), Tanja Ariane Baumgartner (Agave) Bild: APA

Salzburger Festspiele: Gelungene Premiere von Hans Werner Henzes Oper "The Bassarids"

Nach Gottfried von Einems "Prozess" widmeten sich die Salzburger Festspiele einem weiteren Werk aus der langen Uraufführungsgeschichte. Hans Werner Henzes Oper "The Bassarids" hatte 1966 hier ihre Erstaufführung, allerdings in deutscher Sprache. Am Donnerstag fand in der Felsenreitschule die zweite Inszenierung statt, die das englische Originallibretto von W. H. Auden und Chester Kallman zur Grundlage hat, und vor dem gleichen, unlösbaren Problem gestanden ist, in dieses vielschichtige Werk einen roten Faden hineinzubringen. Denn Euripides’ Drama um Pentheus, den König Thebens, und seinen Cousin Dionysos, den Gott des Weines, enthält viele Möglichkeiten der Interpretation. Henzes Oper, im Nachklang an die Weltkriege und im Vorausahnen der 68er-Bewegung, noch viel mehr. So konzentrierte sich Regisseur Krzysztof Warlikowski in einer monumentalen Ausstattung von Malgorzata Szczesniak auf den von Anfang an auf Zerstörung ausgelegten Konflikt. Dionysos als Verführer, der seine Anhänger zu ungezügelter Lust anstiftet, gegen das konservative Establishment, das im traditionellen Glauben verwurzelt ist.

Viel nackte Haut

Warlikowski geht es dabei auch um die Verführbarkeit von Massen, Pentheus und Dionysos repräsentieren das zeitlose Aufeinanderprallen politischer Ideologien. Der Regisseur versucht dies mit aller Brutalität darzustellen, scheut sich nicht, viel nackte Haut zu zeigen und die in Plastiksäcke verpackten Reste des von seiner Mutter im Rausch zerstückelten Pentheus auf den Tisch zu knallen. Und doch gelingt erst gegen Ende, trotz hervorragender Personenführung, so etwas wie ein stringentes Drama. Geschickt auch der Einsatz des Chores, der hier nicht wie bei Euripides als Erzähler fungiert, sondern sowohl die geifernde Masse als auch einen diffusen Klanghintergrund repräsentiert. Ein wesentliches Element war auch das Tänzerische, das durch die Choreografie von Claude Bardouil und die fulminante Rosalba Guerrero Torres herausragend vertreten war.

Video: Hans Werner Henzes Werk handelt von einem antiken Drama, das die Verführbarkeit des Menschen und den ewigen Konflikt zwischen Vernunft und Emotion thematisiert.

 

Musikalisch stand der Abend unter der Leitung von Kent Nagano, der die Vielfalt der Musiksprache vom beinahe tonalen lyrischen Moment bis hin zu klanglichen Exzessen ausgelotet hat. Ihm und dem Orchester galt der meiste Jubel, den aber das Ensemble teilen durfte. Allen voran Sean Panikkar als Dionysos. Ihm gelingt es neben einer unglaublichen stimmlichen Leistung auch, einen Charakter, der oberflächlich ungefestigt zu sein scheint, innerlich aber von Anfang nur die Zerstörung Thebens und seiner Herrscher im Auge hat, zu zeichnen. Ebenbürtig: Russell Braun als zwischen heldenhafter Ekstase und lüsterner Begierde schwankender Pentheus. Willard White war ein Cadmus von Format, Nikolai Schukoff ein ideal besetzter Tiresias und Károly Szemerédy ein stimmlich zurückhaltender Captain. Tanja Ariane Baumgartner überzeugte restlos als dem Wahn verfallende Agave, Vera-Lotte Böcker beeindruckte als Autonoe, Anna Maria Dur begeisterte als Amme Beroe.

Fazit: "The Bassarids" folgte dem von Intendant Markus Hinterhäuser eingeschlagenen Weg, Oper neu zu denken, aus dem Trott herauszureißen, ohne aber dabei Traditionen zu zerstören oder das Publikum zu verstören.

 
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1  Kommentar
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Gugelbua (31.756 Kommentare)
am 18.08.2018 11:03

gibt’s bei Opern auch eine Jugendschutz Zensur ? Wenn so gemordet wird und noch schrecklicher wenn man Nacktheit zeigt grinsen

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