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Sein Schrei ist eine Waffe ohne Projektil

Von Peter Grubmüller, 25. September 2018, 00:04 Uhr
Sein Schrei ist eine Waffe ohne Projektil
Mit Grimassen-, Körperverrenkungs- und Schreiaktionen zelebrierte der 1942 in Mettmach im Innviertel geborene Künstler schon 1967 sein Diplom an der Wiener Akademie der Bildenden Künste. Bild: Alexander Schwarzl

Das Werk des Linzer Künstlers Johann Jascha in der Ausstellung "Wer war 1968?" ab Freitag in Lentos und Nordico

Über längere Zeit ruhig zu stehen, ist Johann Jascha auch jetzt – mit 76 Jahren – nicht gegeben. 1942 in Mettmach im Innviertel geboren, hätte es sich der Künstler auch gemütlicher einrichten können. Ab dem sechsten Lebensjahr lebte er in Salzburg, weil sein Vater dort den Salzachkeller im "Österreichischen Hof", dem heutigen Hotel Sacher, leitete. Aber wer mit künstlerischem Naturell geboren wird, der ist in einem Büro nicht glücklich, "obwohl ich es versucht habe", sagt Jascha. Ab Freitag werden Dokumente und Fotografien seiner frühen Aktionen in der Ausstellung "Wer war 1968?" (bis Februar 2019) im Linzer Kunstmuseum Lentos und im Stadtmuseum Nordico zu sehen sein, außerdem seine Installation "Schöner Wohnen".

Jaschas Strich ist längst eine Marke der bildenden Kunst Oberösterreichs. Eines seiner Werke hängt im Büro von Landeshauptmann Thomas Stelzer. Dass er von 1969 bis 1975 in seinem Wiener Atelier "alles, was trockener Art aus meinem Leben übriggeblieben ist, an die Wand genagelt" hat, daran erinnert sich nur, wer damals dabei war. In der Ausstellung "Oberösterreichs Avantgarde" (1975) von Peter Baum, dem ehemaligen Direktor der Neuen Galerie in Linz, hatte Jascha diese Haarbüschel, Fetzen, Zigarettenstummel, Dosen, Fotografien, einen von der Decke hängenden Tisch und Reste des Alltags bereits zum Kunstwerk vereint. Jahrzehntelang lagerte alles in Kisten, für "Wer war 1968?" hat er diesen "Ritualraum des Ver-Gehens" in einem Kubus im Lentos wieder aufgebaut. Jascha: "Diese Arbeit ist ein Psychoschirm meines Lebens. Allerdings auf antiästhetischer Ebene, mir geht es nicht um Schönheit, sondern ich wollte mich mit dem Grauslichen genauso identifizieren."

Jascha war und ist Individualist. In den 60er-Jahren weigerte er sich, bei den Wiener Aktionisten um Brus, Mühl, Weibel, Nitsch und Valie Export mitzumachen. "Otto Mühl hat mir angeboten, sein Assistent zu werden, aber ich wollte mich nicht wieder als Schüler knechten lassen. Die vielen Strömungen der Revolution, als die Psychologen mit der Mao-Bibel herumgerannt sind, hab’ ich auch nie angenommen", sagt Jascha.

Seine Sache waren Schrei-, Grimassen- und Körperverrenkungsaktionen, mit denen er 1967 sein Diplom an der Wiener Akademie der bildenden Künste in der Öffentlichkeit zelebrierte und die Passanten verstörte. Er wehrte sich gegen die Professoren-Greise der Akademie, "die von ihren Assistenten zu uns gewiesen wurden und an unserer Arbeit uninteressiert waren". Ab 1984 schlug er seine Zelte wieder in Oberösterreich auf, seit 1992 lebt er in Linz, "weil mich die Wiener nur gelobt, aber nicht gekauft haben". Neben unzähligen Preisen und Auszeichnungen wurden Jascha 2013 Kulturmedaille und Kulturpreis des Landes Oberösterreich verliehen. Seine Grundhaltung sei bis heute polemische Auseinandersetzung, und "der Schrei ist eine aggressive Waffe der Frustration ohne Projektil, die nicht tötet, sondern nur aufweckt". Zur Ausstellungseröffnung am Donnerstag (19 Uhr) im Lentos wird Jascha seine Schreie wieder ins Freie lassen. Eintritt frei.

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1  Kommentar
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am 25.09.2018 09:07

Meine Korrektur zum letzten Satz: Gott sei Dank...

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