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Schwarz, schwul und unter Gangstern

Von Nora Bruckmüller, 10. März 2017, 00:04 Uhr
Juan (Mahershala Ali, Oscar-prämiert als Bester Nebendarsteller) bringt dem jungen Chiron (Alex R. Hibbert) das Schwimmen bei.   Bild: (filmpresskit)

"Moonlight" läuft ab heute im Kino. Von OÖN-Filmkritikerin Nora Bruckmüller erhält der Oscar-Preisträger der Kategorie "Bester Film" volle Punktezahl.

Wenn die Zusammenfassung eines Films anstrengender klingt als die einer Nachrichtensendung, fragt man sich: Will ich mir das wirklich "geben"? Vielen Filmfans ergeht es so bei "Moonlight".

Die mittlerweile mit dem Oscar für den besten Film gekrönte Regiearbeit von Barry Jenkins, der auch das Drehbuch geschrieben hat, handelt vom Erwachsenwerden eines schwarzen Buben in Miami. Weil "normaler" Rassismus für ein ausgewachsenes Drama zu wenig erscheint, muss der neunjährige Chiron damit leben lernen, dass er arm, ohne Vater und zwischen Drogendealern aufwächst und immer stärker spürt, dass er sich zum gleichen Geschlecht hingezogen fühlt.

Doch wer sich von dieser geballten Härte abhalten lässt, ins Kino zu gehen, versäumt eine wunderschöne, mutige Inszenierung. Weil Jenkins sich getraut hat, zart zu sein, und keinen Film gedreht hat, in dem Brutalität, Rohheit und Härte absolute Größen sind.

Raffinierte Regie

Natürlich sind in Chirons Leben – der Zuschauer begleitet ihn als Kind (Alex Hibbert), Jugendlichen (Ashton Sanders) und jungen Mann (Trevante Rhodes) – Probleme die Konstanten. Aber nur weil er nicht die "Gnade der Geburt" als weißer, reicher Heterosexueller erfahren hat, bedeutet das nicht, dass er keine Momente bedingungsloser Liebe kennt. Das Exquisite an "Moonlight" ist, wie raffiniert Jenkins das Berechenbare, das Schlechte, und das Unberechenbare, das Glück, in Episoden miteinander verwebt.

So trifft der kleine Chiron auf seinen Ziehvater Juan (Mahershala Ali), weil ihn dieser aus einem Verschlag herauslockt. Der Ort, wo sonst Junkies Drogen drücken, war dem Buben gut genug, um den Prügeln seiner Schulkollegen zu entgehen.

Chiron schweigt viel und gerne, aber Juan versteht ihn ohne Worte. Der Hüne mit dem Ghetto-Bling-Bling gebärdet sich als König seines Crack-Bezirks, als "cooler Nigger" (Zitat!), schmilzt vor Stolz, während er Chiron das Schwimmen beibringt, und erklärt ihm liebevoll und ruhig, dass er einmal von selbst wissen wird, ob er Buben oder Mädchen mag.

Ewiges Pendeln

Es sind Momente, die das Herz aufgehen lassen, die sich mit Momenten abwechseln, die weh tun – wenn Chiron gemobbt wird, weil er ruhig ist, als Teenager als "Schwuchtel" beschimpft und geschlagen wird, seine Mutter Paula (Naomie Harris) in die Sucht abrutscht, mit Stoff, den sie von Juan gekauft hat.

Es ist ein ewiges Pendeln, voller Großaufnahmen starker Gesichter, ruhiger Landschaftsbilder, in denen die typischen Miami-Farben – Babyblau, Lavendel, Türkis, Zitronengelb – die Kulisse für verstörende, hektisch festgehaltene Episoden von Machokultur sind.

Innerhalb dieser elektrisierenden Konstellationen legt Jenkins Stärken und Schwächen der Männlichkeit Schicht für Schicht frei, ermöglicht durch authentische, atemberaubende Schauspielleistungen. Ein großartiger Film, weil er nicht amerikanisch ist – im Sinne der Cowboy-Mentalität Donald Trumps, nicht schwarz oder weiß, sondern facettenreich menschlich. Man "gibt" sich "Moonlight" nicht, man wird damit beschenkt.

Moonlight: USA 2016, 111 Min., Regie: Barry Jenkins

OÖN Bewertung:

 

Trailer:

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10  Kommentare
10  Kommentare
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Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
Stemkenner (20 Kommentare)
am 10.03.2017 21:58

Ein absoluter Hammer Film!! Bin begeistert.

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LukasFFK (702 Kommentare)
am 10.03.2017 18:06

Schwarz alleine zieht wohl nicht mehr - da muss dann schon schwul auch noch dabei sein. schwarz-schwul-flüchtling dann für nächstes Jahr!??

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Motzi (4.918 Kommentare)
am 10.03.2017 10:13

Dachte hier geht es um Mitterlehner oder Kurz......

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Gugelbua (31.807 Kommentare)
am 10.03.2017 10:19

grinsen

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Gugelbua (31.807 Kommentare)
am 10.03.2017 09:39

auch der "Oskar" ist politisch geworden
nur Aufklärung schafft tolerantere Menschen, wobei man Toleranz nicht mit Dummheit verwechseln darf grinsen

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auflosgehtslos (2.257 Kommentare)
am 10.03.2017 08:19

Schwarz und schwul, das waren die Hauptkriterien für die Bewertung.

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xolarantum (2.762 Kommentare)
am 10.03.2017 05:16

jaja...die övp kämpft mit vielen widrigkeiten,
aber vielleicht, kommen auch wieder bessare zeiten.

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kratzfrei (19.103 Kommentare)
am 10.03.2017 00:15

Mal ehrlich. Wer schaut sich so etwas an? Wohl ein sehr überschaubarer Kreis aus dem Publikum. Dass der Film deswegen den Preis verliehen bekam liegt daran, dass es letztes Jahr diesen Rassismusvorwurf gegeben hat. Die Auszeichnung also nicht nach künstlerischen Kriterien, sondern nach politischen erfolgte.

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phare (2.619 Kommentare)
am 10.03.2017 05:06

Mal ehrlich. Welche Filme erachten denn Sie persönlich als sehenswert?

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tofu (6.973 Kommentare)
am 10.03.2017 17:52

Mal ehrlich, was sind ihre Favoriten?

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