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Schaumgebremst in der Wachau

Von Helmut Atteneder, 12. September 2018, 00:04 Uhr
Schaumgebremst in der Wachau
ORF-Sommergespräch am Montag: Interviewer Bürger und Bernhard im Rückenpolsterl, Gast Kurz ohne Bild: ORF

ORF-Sommergespräche: Am Montag fiel der Vorhang hinter der Interview-Serie. Inhaltlich belanglos, überfordert wirkende Moderatoren: Da gibt es einiges nachzubesprechen.

Der Sommer neigt sich seinem Ende zu. Das ist bedauerlich, weil er wettermäßig gar so schön war. Was die Sommergespräche betrifft, dürfte man beim ORF hingegen froh sein, dass die fünf Interviews – geführt von Nadja Bernhard und Hans Bürger – Geschichte sind. Vieles ging schief oder verlief hoppertatschig – angefangen von der schon beim Zusehen Rückenschmerzen verursachenden Sitzordnung bis hin zur fehlenden Schlagfertigkeit der Moderatoren und zu deren harmlosen Fragen, von einem gewissen Augenzwinkern, das dieses Format vertragen würde, ganz zu schweigen. Peinliche Versprecher ("60-Stunden-Tag") und komplizierte Rezitationen aus Philosophie-Magazinen ("permissiver Befehl") waren lästige Ablenkungsmanöver. Die Sitzordnung musste geändert werden, der Tisch ausgetauscht, und schließlich bekamen die Moderatoren – nicht die Gäste – Rückenpolster.

"Sehr imponiert"

Inhaltlich ist es in wahlfreien Jahren natürlich schwieriger, sich auf Sachthemen zu konzentrieren, aber deswegen das Feld derart den Interviewgästen überlassen? Bei Peter Pilz, dem ersten Gast, hat das Unheil bereits begonnen, als Nadja Bernhard vor dem umstrittenen Mandatar einen verbalen Hofknicks machte und meinte, die reflektierten Worte bei seinem Rücktritt hätten ihr "sehr imponiert".

Christian Kern (SPÖ) und am vergangenen Montag Bundeskanzler Sebastian Kurz führten das Duo beinah schon vor. Vor allem für Kurz eine Spielwiese, seine Botschaften wieder und wieder zu setzen.

Die am Montag bekannt gewordene Prüfung Österreichs durch die UNO war den Moderatoren eine einzige Frage wert. Kurz antwortete – und Themenwechsel.

Heinz-Christian Strache (FPÖ) durfte den geläuterten Staatsmann durchexerzieren. Keine Frage nach seinen verwirrenden bis verstörenden Facebook-Postings. Und: Warum hat man Strache keine Zigarette angeboten? Mehr Freiheiten für Raucher – das war doch seine erste große politische Forderung bei den Koalitionsverhandlungen. Stattdessen stellte man ihm kommentarlos einen Aschenbecher hin. Motto: Vielleicht sagt er von sich aus etwas dazu.

Auch mit der Location, einem Weingut in Rossatz, hat man sich nichts Gutes getan – zu viele Ablenker ("Vampire") im Hintergrund. Schließlich musste ein Karikaturist die Gespräche zeichnerisch zusammenfassen. Auch diese Idee zündete nicht. Vielleicht hat sich so mancher den beinharten Elmar Oberhauser zurückgewünscht – Stichwort: "Das war nicht meine Frage …". Der griesgrämige Interviewer hat Politiker unterbrochen, wenn sie ausufernd antworteten – bei Kurz ist es umgekehrt ("Lassen Sie mich diesen Gedanken noch fertig sagen …").

Irgendwie wirkten Bürger und Bernhard in der Wachau verloren und schaumgebremst. Ob die geänderten politischen Verhältnisse im Land und damit auch beim ORF ein Mitgrund dafür waren?

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4  Kommentare
4  Kommentare
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Gugelbua (31.797 Kommentare)
am 12.09.2018 17:31

diese Sommerloch Sendungen könnte man sich ersparen und dafür Werbung und Wiederholungen von TV Krimis senden, sind spanender weil mittlerweile haben die meisten den Ausgang vergessen grinsen

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rentner (41 Kommentare)
am 12.09.2018 08:31

Wie linkslastig müssen die oöNachrichten sein, wenn sie beim ORF bereits ein weggehen des Rotfunks von seiner Linie sieht. Kern wurde doch sehr freundlich behandelt. dazu kein Kommentar!

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franck (6.819 Kommentare)
am 12.09.2018 01:13

Über den Unterhaltungswert mag man streiten, trotzdem entlockten sie Kurz eine Menge aufschlussreicher Antworten.

Kurz sieht sich selbst politisch in der Mitte der Gesellschaft, was kein Wunder ist, aufgrund seiner neoliberalen Überzeugungen glaubt er fest an die Wirtschaft. Kein einziges Wort über Klimawandel und Umweltschutz, dafür das Versprechen, die Standortpolitik noch verstärkt zu betreiben.

Das bedeutet Löhne senken, Umweltschutz abbauen und Bauen ohne Ende.

Die Karikatur zuletzt ist gelungen:
"Wenn mich jemand zu seinem Erlöser macht, ist das seine Privatsache."
- Eine schöne Ironie der Scheinheiligkeit des Kanzlers.

Befremdlich waren die Aussagen über Migration. Es würden Horden von Menschen ihre Heimat illegal verlassen. Seit wann ist das Verlassen der Heimat illegal?

Das Geschäftsmodell Schlepper gibt es, aber Fluchtursachen sind Schlepper nicht. Das heißt, wenn man gegen Schlepper vorgeht, erschwert man eine lebensrettende Flucht, aber tut nichts gegen Fluchtgründe.

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Orlando2312 (22.250 Kommentare)
am 12.09.2018 08:57

Selten so einen stimmigen Beitrag gelesen. Bravo.

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