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Reden statt Recht haben

24. August 2018, 01:18 Uhr
Christof Spörk

Mit dem Ensemble "Landstreich plus", Weltmusik, neuer Volksmusik und Kabarett ist Christof Spörk am 20. September im Kulturzentrum ALFA in Laakirchen. Über seinen Lebensweg und das Showbusiness Politik hat der Musikkabarettist mit Karin Schütze gesprochen.

Warum es ein Kabarettist heute nicht leicht hat und was ein Programm mit einer Diss verbindet.

OÖNachrichten: Sie kommen gerade aus Kuba. Haben Sie dort für Ihr gleichnamiges Programm recherchiert, das am 20. Dezember in Berlin Premiere hat?

Christof Spörk: Meine Frau ist Kubanerin. Wir fahren immer wieder nach Kuba, aber gleichzeitig war es natürlich auch Inspirationsquelle.

Wie weit ist Ihr Programm schon gediehen?

Das ist wie beim Schnitzen. Man hat viel Material und versucht, etwas herauszuarbeiten. Ich habe viel, aber wenn man mich bitten würde, morgen auf die Bühne zu gehen, dann wär’s eine Katastrophe (lacht). Natürlich setzt sich das Programm, wie immer bei mir, ein bissl mit unserer Gesellschaft, unserer politischen Verfasstheit und unserer Art zu leben auseinander. Vielleicht diesmal stärker im Spiegel eines komplett anderen Landes, das ungefähr gleich groß ist, als katholisches Land eine ähnliche Basis hat, aber doch ganz anders ist. Es ist auch spannend, wie man auf Österreich schaut, wenn man in Kuba ist.

Was sieht man dann?

Es gibt wenig, was fader ist, als in Kuba ORF online zu schauen. Das kann nicht alles gewesen sein. Die Entfernung zeigt, was wichtig ist und was nicht. In Kuba merkt man schon, wie großartig eigentlich Österreich und Mitteleuropa funktionieren und verwaltet sind. Wir klagen auf sehr, sehr hohem Niveau.

Sie haben auf Kuba auch Ihre Dissertation in Politikwissenschaft geschrieben. Was ist schwieriger – ein Kabarettprogramm oder eine Diss?

Beides ist sich vom Arbeiten her nicht unähnlich. Aber die Erwartungshaltung und das Ergebnis sind andere. Eine Diss ist eine harte Arbeit, die dann niemand liest, und man ist ungefähr zwei Jahre beschäftigt. So ähnlich ist es bei einem Programm auch, ich mache alle zwei Jahre ein neues. Wobei man den Vorteil hat, keinen wissenschaftlichen Kriterien entsprechen zu müssen, aber den Nachteil, dass man den Leuten gefallen oder zumindest verständlich sein sollte.

Wie tritt man Menschen auf die Zehen, ohne dass sie den Saal verlassen?

Das Problem ist einmal: Wie kommen sie überhaupt in den Saal? Dass Leute aufstehen und gehen, ist zum Glück oder leider bei mir nicht der Fall. Ich glaube, ich bin nicht der provokanteste Kabarettist. Aber je mehr sich die Gräben in der Gesellschaft vertiefen, desto schwieriger wird es, ein politisch relevantes Kabarett zu machen, das auch ankommt. Es existieren dann schon für viele Leute rote Linien, die für mich so nicht existieren oder umgekehrt.

Ich möchte auch Menschen erreichen, die politisch ganz anders denken als ich. Es wäre zu leicht, es nur für seine Freunde zu machen, die ähnlich denken. Es ist eine der Hauptaufgaben der Kabarettisten und des politischen Dialogs heute, dass man im Gespräch bleibt und sich nicht einfach in eine Ecke setzt und sagt: Ich hab’ Recht.

Es gibt Kabarettisten –  vielleicht ist es auch mir schon passiert –, wo die Selbstgewissheit, der Gute zu sein, schon unangenehm arrogant wirkt. Das ist auch zu einfach.

Sie beobachten, dass sich Politik zum Showbusiness entwickelt. Worauf führen Sie das zurück?

Das ist die konsequente Weiterentwicklung der Politik der vergangenen Jahre. Wenn heute jede noch so rotzige Nachricht, jede noch so sinnlose Aussage hundertmal spannender ist als trockene Politik, schreiben es die Medien halt. Ein Kollege von Ihnen aus der „Presse“, Europa-Chef Wolfgang Böhm, hat mir gesagt: Wir Journalisten zittern alle hin auf die täglichen Bewertungen bei den Online-Geschichten. Da sieht man relativ genau, was die Menschen interessiert.

Man kann sagen, die Medien sind schuld. Aber die Medien schreiben wieder für ihre Kunden, das sind die Wähler. Ein Blödsinn wird tagelang diskutiert. Deshalb ist es auch nur logisch, dass am Schluss die Showmen unsere Präsidenten werden, die am schnellsten und besten damit umgehen können.

Sie waren selbst Politik-Redakteur für "Profil". Warum haben Sie aufgehört?

Ein Recherche-Journalist muss eine große Freude am Herausfinden von Geheimnissen haben. So bin ich nicht. Ich lese es, aber ich muss es nicht herausfinden. Es hat mich sehr unter Stress gesetzt.

Im Nachhinein habe ich gemerkt, dass ich nicht mehr gepfiffen und gesungen habe auf dem Weg ins „Profil“. Wie ein Vogel, der verstummt ist. Ich habe die Zeit sehr geschätzt und sehr viel gelernt. Aber ich wäre dort nicht glücklich geworden.

2011 hat Landstreich eine "vorübergehende Auferstehung" gefeiert. Jetzt folgt die Wiedergeburt?

Wir stehen jedes Jahr wieder auf, einmal im Jahr. Wir haben uns harmonisch entwickelt von einer Band, die Hochzeiten und Biobauernfestl spielt, zu einer Bühnenband. Wie so oft: In der Stunde des ersten größeren Erfolges mit dem Salzburger Stier war es dann wieder vorbei. Jeder ist seiner Wege gegangen, aber wir haben uns als Freunde nie aus den Augen verloren.

Vor einigen Jahren haben wir uns gedacht: Warum eigentlich nicht ein paar Konzerte spielen? Es hat sich so eingeführt, dass wir gern einmal im Jahr drei Wochen in jedem Bundesland auftreten. Der Probenaufwand ist relativ hoch, aber es macht Spaß. Heuer gibt’s auch Neues, aber auch unser altes Repertoire. Es hat eine sehr gute Energie, nach wie vor. Man kann guten Gewissens eine Karte kaufen und wird nicht enttäuscht werden. Außer man hält uns gar nicht aus.

 

Christof Spörk (46) aus Voitsberg (Steiermark) studierte Politikwissenschaften, Englisch, Spanisch und Jazzgesang und promovierte mit "Musik und Politik in Kuba 1959 bis 1999". Von 1999 bis 2001 war er Politik-Redakteur für die Zeitschrift "Profil" und lehrte Politikwissenschaft am Lateinamerika-Institut Wien.

Musik: Neben Klarinette spielt er Klavier und Ziehharmonika. Von 1991 bis 2005 war er Klarinettist, Sänger und Texter der steirisch-polnischen Musikkabarett-Gruppe "Die Landstreich", die 2003 den "Salzburger Stier" erhielt, dann bis 2016 pausierte. 2002 gründete er mit Sänger und Posaunist Sebastian Fuchsberger Global Kryner (bis 2013).

Kabarett: Für "Lieder der Berge", sein erstes Solo-Kabarett 2011, erhielt er den Österreichischen Kabarettpreis. Für "Edelschrott" (2013) gab es den Salzburger Stier. 2018 folgt "Kuba".

20. 9.: Als "Landstreich plus" geben Christof Spörk, Krzysztof Dobrek (Akkordeon, Arrangements), Gerhard Draxler (Bass) und – als Neuzugang – Johanna Kugler (Geige) ihr einziges OÖ-Konzert im Kulturzentrum ALFA in Laakirchen - Steyrermühl, 20 Uhr. OÖN-Tickethotline: 0732 7805 805, Infos: papierwelten.co.at

 

 

 

 

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