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Rebekka Bakken: Die Reifeprüfung

Von Reinhold Gruber, 19. Oktober 2018, 00:04 Uhr
Die Reifeprüfung
Rebekka Bakken: Die attraktive Norwegerin feiert mit ihren neuen Songs die Schönheit der Musik. Bild: Bitesnich

Wien hat für sie immer noch einen besonderen Stellenwert. "Hierher kehre ich immer wieder gerne zurück", sagt Rebekka Bakken. Die Norwegerin hat es mittlerweile wieder in ihre Heimat zurückgezogen. Nur eine von vielen Veränderungen.

Die Kultur, die Menschen, das Leben hier – wenn die 48-jährige Musikerin von Wien spricht, dann hört man die ehrliche Begeisterung für die Stadt, in der sie jahrelang gelebt und gearbeitet hat. Nun ist vieles anders. Bakken lebt in Norwegen, hat einen neuen Mann, wie sie sagt, und ein Kind. Dazu kamen andere Veränderungen von außen, die auch auf ihre Musik Wirkung gezeigt haben. Ihr neues Album "Things You Leave Behind" ist hörbares Zeichen der Veränderung.

was ist los: Das neue Album hört sich an wie ein Akt der Befreiung. Ihre Stimme ist so rau wie noch nie, Ihre Kompositionen sind so vom Blues getränkt, dass man spontan applaudiert – und sich fragt, woher das kommt?

Rebekka Bakken: Es ist schön, wenn das so zu hören ist. Denn ich wollte meinen Gefühlen freien Lauf lassen. Ohne Kompromisse und ohne viel darüber nachzudenken, ob das nun sein darf oder soll.

Es ist ein sehr direktes und in dieser Hinsicht auch sehr auf- wie anregendes Album geworden. Was gab es da so intensiv zu verarbeiten?

Nun ja, in den vergangenen Jahren hat sich in meinem Leben einiges ereignet. Es gab traurige Momente, wie den Tod meines Tour-Agenten. Ich habe das Plattenlabel gewechselt, ein neues Booking, und nicht zuletzt habe ich auch einen neuen Mann und ein Kind. Und schließlich bin ich nach Norwegen zurückgezogen. Mit anderen Worten: Ich habe eine Zeit der großen Veränderungen erlebt.

Veränderungen, die verarbeitet werden mussten?

Ja. Ich habe in den neuen Liedern Eindrücke, Situationen und Erwartungen behandelt. Ein Stück weit geht es auch darum, dass man sich im Chaos, das einen im Leben manchmal einholt, auf nichts mehr verlassen kann. Und dann sind für mich die besten Sachen passiert.

Wie zum Beispiel?

Ich habe gemerkt, dass ich mich insofern auf mich verlassen kann, als auch in der Zeit mit immer weniger Ideen so manches Thema einfach an die Oberfläche gespült worden ist. So, als wäre nichts einfacher, als das, was war, einfach hinter sich zu lassen.

Darauf spielt auch der Albumtitel an, oder?

Richtig. Für mich steht er symbolisch für einen Neuanfang. Ich habe mich noch einmal umgedreht, zurückgeschaut, dann aber gemerkt, dass es um mich und meine Musik im Hier und im Jetzt geht. So gesehen ist der Eindruck eines Befreiungsschlages schon richtig. Denn die Welt hat sich verändert, nur war ich noch nicht bereit dafür.

Sind Sie jetzt bereit dafür?

In gewisser Weise sicher. Mit zunehmendem Alter spürt man die Reife, mit gewissen Vorgängen in der Welt und den Auswirkungen auf die Gesellschaft, das gemeinsame Leben der Menschen, richtig umzugehen.

War das Schreiben am neuen Album so gesehen eine Art Selbsttherapie, um nach Zeiten mit einschneidenden Erfahrungen wieder in die Bahn zurückzufinden?

Ich würde nicht sagen, dass ich aus der Bahn geworfen wurde. Aber sicher beginnt man das eine oder andere zu hinterfragen. Ein Album ist immer das Ergebnis eines Reifeprozesses. "Things You Leave Behind" ist es für mich noch ein Stück mehr.

Es ist Ihre Reifeprüfung.

Wenn Sie es so nennen, stimme ich dem voll und ganz zu.

Was beeindruckt, ist, dass Sie in den neuen Songs den Blues für sich entdeckt haben. Manchmal erwartet man, dass gleich Tom Waits um die Ecke biegt und mit Ihnen singt. Woher rührt das?

Es war nicht konstruiert. Es ist einfach passiert. Je älter man wird, desto weniger wichtiger nimmt man sich. Ich bin einfach ich selbst und genieße es mittlerweile, mir viele Lebensarten und auch Lebensweisen für mich vorzustellen. So gesehen fühle ich in den neuen Songs auch, dass ich erleben musste, um solche Lieder schreiben zu können.

Sie covern "Time After Time" von Cyndi Lauper. Leichtsinn?

Nein, diesen Song haben wir schon immer wieder live gespielt. Nun war es einfach an der Zeit, ihn auch für ein Album einzuspielen. Ich mag dieses Lied, seit es erschienen ist.

In Ihrer Version schieben Sie alles Ablenkende auf die Seite und lassen nur Stimme und Klavier schwingen, was die Botschaft des Liedes noch einmal intensiver macht. Haben Sie gespürt, dass dieses Lied einfach gut zu Ihnen passt?

Das Original ist das Original. Da kann man nichts mehr toppen. Aber ich denke schon, dass meine Version eine sehr persönliche geworden ist. Denn schließlich verbindet ohnedies jeder seine eigene Geschichte mit Liedern.

Welche Geschichte verbinden Sie damit?

Keine spezielle, aber in einigen Momenten meines Lebens hätte "Time After Time" perfekt zu meinem Gemütszustand gepasst.

 

Das neue Album: Things You Leave Behind (Sony Music) macht schnell klar, dass hier irgendetwas passiert ist. "Closer" kommt bluesig-melancholisch daher, Bakkens Stimme hat an Kraft und Energie gewonnen. Gleichzeitig hört man ihr plötzlich auch das Leben so intensiv an. So direkt und ehrlich, so authentisch hat man die Norwegerin noch nie gehört. Brillant vor allem in den ruhigen Momenten, trifft sie auch in den launig verspielten Momenten wie in "Charlie" den Punkt. Und ihre auf Klavier und Stimme reduzierte Version von Cyndi Laupers Klassiker "Time After Time" ist überragend. 

OÖN Bewertung:

Karriere: Dem Jazz wird die in Oslo geborene Rebekka Bakken gerne zugerechnet. Mittlerweile ist sie zur echten Songwriterin gereift. Ihr Solo-Debüt gab sie 2003 mit "The art of how to fall". Insgesamt acht Alben hat sie bislang veröffentlicht.

Konzert: Im Linzer Posthof wird Rebekka Bakken mit der Band, mit der sie auch im Studio das Album "Things You Leave Behind" aufgenommen hat, im kommenden Jahr auftreten. Am 7. April 2019 wird sie in Linz spielen. Ihre Tournee bringt sie auch nach Graz (3. April), Salzburg (4. April) und Wien (5. April).

 

 

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