Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Rachmaninows früher Geniestreich – und die Selbstzweifel danach

Von Helmut Atteneder, 23. Jänner 2017, 00:04 Uhr
Rachmaninows früher Geniestreich – und die Selbstzweifel danach
Der hervorragende Riccardo Greco als Rach Bild: Winkler

Großartige Premiere von "Préludes" in der Blackbox des Musiktheaters.

Nach der europäischen Erstaufführung von "Préludes", einer musikalischen Fantasie im Kopf von Sergej Rachmaninow, sei diese Frage erlaubt: Was kann das Musicalensemble des Musiktheaters eigentlich nicht? Wo sind seine Grenzen? Am vergangenen Freitag haben Riccardo Greco, Daniela Dett, Anaïs Lueken, Kevin Arand, Alen Hodzovic und Peter Lewys Preston diese Grenzen jedenfalls wieder ein Stück ausgedehnt.

Zwei Stunden lang diese Spannung zu halten, in einem Stück, das weniger Musical denn Kammerspiel mit Gesang, Tanz- und Musikeinlagen ist, und ein auf den ersten Blick sperriges Thema behandelt, ist wirklich Kunst.

Ein Geschenk des Regisseurs

Dass die inhaltsschwere Traumreise durch die dreijährige Schaffenskrise des Komponisten und Pianisten Sergej Rachmaninow derart gelingt, liegt zuerst an der subtilen, fantasiereichen Bearbeitung des Regisseurs. Johannes von Matuschka hat mit seiner Arbeit dem Linzer Publikum ein besonderes Geschenk gemacht und dem Ensemble einen Weg geebnet und Freiheiten gelassen.

Rachmaninows Burn-out wird nicht trivial (und damit schnell abgelutscht), weil der von Riccardo Greco wunderbar dargestellte "Rach" nie der ständig geknickte, dauerdepressive Patient ist. Er lässt teilhaben an der inneren Zerrissenheit, die die Bürde seines mit 19 Jahren komponierten "Préludes" ausgelöst hat. Er lässt teilhaben am Auslöser seiner Blockade – dem vernichtenden Urteil nach der Uraufführung seiner 1. Symphonie. Es ist eine Achterbahnfahrt der Selbstzweifel, die ihn in die Knie und ins Bett zwingt, die die Liebe zu seiner Cousine Natalja, dargestellt von einer großartigen, stimmsicheren Anaïs Lueken an ihre Grenzen stoßen lässt. Bis zu fünf Darsteller spielen dann gleichzeitig Rachmaninow – eindringliche Bedrohlichkeit.

Dann trifft Rach den Hypnosetherapeuten Dahl (Daniela Dett). Mit ihm durchlebt er eine fantastische Reise durch das eigene Seelenleben. Großartige, einfache Tanzszenen, für die Wei-Ken Liao verantwortlich ist, verstärken die Musik des amerikanischen Komponisten Dave Malloy, geben ihr Halt und Raum – seien es Techno-Beats oder Rachmaninows Musik.

Hier kommt Peter Lewys Preston ins (Klavier-)Spiel, der zum Glücksfall wird, weil er das Können besitzt, Rachmaninow selbst am Klavier spielen zu können.

Ein durchgeknallter Zar

All das hilft dem Werk über die eine oder andere Länge hinweg. Auch eine Pause hätte gut getan. Zum Schluss wird es dann auch noch lustig, als Rach und Natalja, beim selbstverliebten, durchgeknallten Zar Nikolaus II. (köstlich dargestellt vom vielseitigen Alen Hodzovic) vortreten und um Einwilligung zu ihrer Heirat bitten. Die letzte Hürde führt Rach auf den Kilimandscharo, danach ist der Komponist wieder frei, scheinen alle Grenzen wieder gesprengt. Gleiches scheint nach diesem Abend auch für dieses Ensemble zu gelten.

 

"Préludes": Von Dave Malloy, Europäische Erstaufführung, Blackbox, Musiktheater. Weitere Termine: 24., 25., 31. Jänner, 3., 4., 7., 10., 11. Februar

OÖN Bewertung:

 

mehr aus Kultur

Schiffbruch, Hunger, Kannibalismus und ein tödlicher Schuss

Song Contest: Ein "Schlampen"-Lied spaltet Spanien

Franz Welser-Möst, der Weltstar ganz nah

Seebühne am Wolfgangsee: "Hier kann jeder ein Heiliger werden"

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

0  Kommentare
0  Kommentare
Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben.
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
Aktuelle Meldungen