Preisgekrönte Cartoons über Flucht und Grenzen
"Schule des Ungehorsams" in der Linzer Tabakfabrik zeigt eine Ausstellung mit internationalen Cartoons
Seit genau einem Jahr lehrt Gerhard Haderers "Schule des Ungehorsams" in der Linzer Tabakfabrik den konstruktiven Widerstand. "Es reicht nicht, auf der Straße zu laufen und Lärm zu produzieren. Wir wollten uns mit einer Schule verordnen, diesen Lärm zu Musik zu machen", wie der Karikaturist, der auch für die OÖNachrichten arbeitet, bei der Eröffnung im Vorjahr sagte. Es handelt sich bei der Institution um "eine Plattform, die Ungehorsam nicht lehrt, sondern kultiviert". In der "Schule" finden unterschiedliche Veranstaltungen, darunter Vorträge, Workshops und Ausstellungen, statt.
Aktuell ist eine Karikaturenschau zum Thema "Flucht, Grenzen, Menschenrechte" zu sehen, die in Kooperation mit dem Netzwerk "Cartooning for Peace" aus Paris und dem "Zentrum für verfolgte Künste" aus Solingen entstanden ist. "Ihre Fähigkeit, Sprachen und Kulturen zu transzendieren, machen Cartoons zu einem mächtigen Werkzeug", heißt es im Text zur Ausstellung. Und weiter: "Sie können einen interkulturellen Dialog herbeiführen und Debatten über grundlegende Fragen wie Meinungsfreiheit, Demokratie und Toleranz anregen." Genau das tun die in der Tabakfabrik gezeigten, teilweise preisgekrönten Werke von Talal Nayer, der ursprünglich aus dem Sudan kommt und in Deutschland als Flüchtling Schutz fand, und acht internationalen Kollegen.
Mit spitzer Feder gezeichnet
Da ist etwa auf einer Zeichnung ein Jesus dargestellt, dessen Dornenkrone in einen Stacheldraht-Zaun übergeht. Oder ein Kameramann und ein Soldat, die einander direkt gegenüberstehen und mit der Kamera beziehungsweise der Waffe auf den anderen zielen (beides Motive von Nayer). Ein weiteres herausragendes Werk stammt vom belgischen Cartoonisten Luc Descheemaeker, der ein Bild ganz aus Schattenrissen gezeichnet hat: ein Baum, der auf einer Klippe in Form einer Friedenstaube gewachsen ist und auf den die Figur Donald Trumps zielstrebig mit einer geschulterten Axt zugeht.
Ergänzt werden die Werke, die mit spitzer Feder Themen wie Meinungsfreiheit, Flucht und Krieg aufs Papier bringen, durch Plakate mit Texten und Zitaten zu Migration und Vorurteilen. Die darauf zu lesenden Zahlen und Fakten liefern Argumente gegen die Angst vor dem Anderen und Fremdenfeindlichkeit, machen betroffen und erinnern an die Universalität der Menschenrechte.
Zusätzlich zu dieser Sonderausstellung sind im "Wohnzimmer-Bereich" der Schule des Ungehorsams, wo auch Lesungen und andere Veranstaltungen stattfinden, Originale von Gerhard Haderer an den Wänden zu bewundern. Die hier präsentierten Aquarelle und Ölgemälde sind als Kommentar zum aktuellen politischen Geschehen zu verstehen.
Ausstellung: "Flucht – Grenzen – Menschenrechte", bis 30. 3., Do.–So., 14–20 Uhr, Tabakfabrik, Peter-Behrens-Platz 5–9, 4020 Linz