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Petra Frey, die „stille Beobachterin“

Von Reinhold Gruber, 25. Mai 2012, 00:04 Uhr
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Bildergalerie Dancing Stars
Dancing Stars  Bild: ORF

Dass sie sich den Titel „Dancing Star 2012“ sicherte, wertet Schlagersängerin Petra Frey als „die schönste Liebeserklärung Österreichs“. Die beste Tänzerin der Show tauscht den Ballroom nun wieder mit der Bühne. Auf der steht sie seit 20 Jahren!

Die mediale Aufmerksamkeit durch die ORF-Tanzshow hat Petra Frey nicht gehemmt. Mit der ihr eigenen Natürlichkeit und ihrem tänzerischen Können hat sie letztlich neben der Jury im Finale auch das Publikum überzeugt. Das Tanzen, das ihr Spaß gemacht hat, wird sie nicht ganz sein lassen, aber ihr Hauptaugenmerk kehrt nach drei Monaten wieder zur Musik zurück. Bevor es heuer ins Studio geht, um einen Nachfolger für „Endlich Frey“ einzuspielen, bilanziert sie mit „Tanz mit mir – Ihre größten Hits“ in 21 Liedern ihre Karriere. Eine Karriere, die immerhin schon 20 Jahre andauert.

 

20 Jahre im Musikgeschäft – bei Jubiläen dieser Art neigt man gerne zum Bilanzieren. Wenn du das auch gemacht hast, wie fällt dann deine persönliche Bilanz aus?

Frey: Man lässt schon alles Revue passieren. Man spürt, wie schnell die Zeit vergeht und überlegt, was da alles passiert ist. Dadurch, dass ich im Alter von 12 Jahren meinen ersten Plattenvertrag unterschrieben habe, bin ich durch so viele Phasen gegangen – Kindheit, Pubertät, mit 15 dann der Songcontest, Schulabschluss. Ich habe einfach schon als Teenager gewusst, wie sehr es mir taugt, auf der Bühne zu stehen. Je älter ich geworden bin und je länger ich Musik gemacht habe, habe ich festgestellt, um wie viel ruhiger ich geworden bin. Ich kann es jetzt viel mehr genießen, weil ich weiß, was ich will und was ich nicht will. Man kann es viel entspannter angehen.

In einer Bilanz reift sehr oft auch die Erkenntnis, dass manche Schritte notwendig sind, damit sie einen dorthin bringen, wo man dann nach Jahren steht. Hast du angesichts des Jubiläums auch über solche Schritte nachgedacht, die vielleicht damals im Moment für dich nicht wichtig waren, aber im Nachhinein deinen Weg maßgeblich geprägt haben?

Frey: Ja, absolut. Wenn man jünger ist, ist man unsicher. Es gibt Dinge, die einem unangenehm sind. Man macht Interview-Erfahrungen, bei denen man feststellt, dass einem das jetzt schadet. Es ist katastrophal, wenn man eine falsche Antwort gibt. Andererseits lernt man daraus. Oder man macht einen Kleider-Fauxpas. Oder ich bin, wie jeder junge Mensch, einmal durch eine bummelige Phase gegangen. Das gehört alles zur Entwicklung einer Person dazu. Heute bin ich mir dessen bewusst, deshalb muss ich schon schmunzeln. Man entwickelt sich ja nur meistens durch schmerzhafte Erfahrungen. Die gehören dazu. Wenn alles so schön dahinflutscht, dann entwickelt man sich auch nicht weiter. Es hat in meiner Karriere immer Höhen und Tiefen gegeben. Dafür bin ich sehr dankbar.

Jetzt hast du sehr jung begonnen. Mit 12 Jahren der erste Plattenvertrag, mit 15 Jahren beim Songcontest. War das im Nachhinein gesehen eine gute Erfahrung, schon als Kind auf der Bühne zu stehen oder hätte es aus heutiger Sicht auch ein wenig später erst beginnen können?

Frey: Für mich war es eine gute Erfahrung. Jeder ist individuell. Ich war ein wahnsinnig schüchternes Madl und bin durch das Singen in die Gänge gekommen. Ich habe eine gewisse Zeit gebraucht. Die heutigen Newcomer müssen sich so schnell entscheiden und haben keine Zeit, sich zu entwickeln. Ich habe die Zeit bekommen, weil es vor 20 Jahren noch üblich war, dass Plattenfirmen einen Künstler aufgebaut haben. Das gibt es heute alles nicht mehr.

Heute gibt es fast nur mehr die Chance einer Casting-Show.

Frey: Ja. Ich kann das auch verstehen, dass junge Menschen diese Plattform suchen. Aber es ist schwer, eigenständig etwas zu schaffen. Das ist mittlerweile fast unmöglich. Deshalb habe ich es sicher leichter gehabt, mich zu entwickeln und Schritt für Schritt zu gehen.

Du punktest mit Natürlichkeit und auch mit der Überzeugung, dass die Musik, die du machst, einfach du bist.

Frey: Das liegt am Alter und an der Ruhe, die man entwickelt. Man geht keine Kompromisse mehr ein. Wo ich früher unsicher war, habe ich heute eine Selbstsicherheit. Das merke ich daran, wie ich schreibe, die Themen, über die ich singe, auswähle. Deshalb fühlt es sich mehr nach dem an, was ich bin. Und dadurch ist es auch einfacher.

Könnte man das auch so werten, dass du dir nach 20 Jahren und 13 Alben die Freiheit nimmst, nur das zu tun, was du wirklich willst?

Frey: Ja. Es ist total befreiend, wenn man sich selbst verwirklicht. Durch den permanenten Kontakt mit dem Publikum weiß ich, was die Leute fühlen. Es ist super, wenn man das Ganze selbst gestalten kann.

Musst du Dinge erleben, um wirklich authentisch darüber schreiben zu können?

Frey: Biografisch kann es nie sein. Aber ich bin immer schon eine stille Beobachterin gewesen. Ich tue nichts lieber, als Leute zu beobachten. Wäre ich nicht Sängerin geworden, wäre ich Therapeutin oder Pädagogin. Herauszufinden, was in einem Kopf vorgeht, was ein Mensch will und was er nicht will, das interessiert mich. Es gibt nichts Spannenderes als wie jeden Menschen mit seiner individuellen, eigenen Geschichte. Das kann man wieder lässig in einer anderen Geschichte verarbeiten. Musik ist eine eigene Sprache.

Wie schwierig ist es, Geschichten in drei Minuten zu erzählen?

Frey: Relativ einfach, habe ich herausgefunden. Meist hat die Melodie in sich schon eine Geschichte, gibt eine Stimmung vor und die Geschichte hat man irgendwie im Kopf. Das Einzige, was man dann aussuchen muss, ist die Wortwahl und dass die Phonetik stimmt.

Wenn man einen Namen, ein Image, einen Ruf hat, kann man sich selbst Druck machen. Hast du an dich eine Erwartungshaltung, wenn du zum Beispiel ins Studio gehst?

Frey: Eine Erwartung hat man immer. Da gibt es schon auch die Angst, ob einem etwas einfällt, weil man ja eine Zeitvorgabe hat. Ich zelebriere immer das Thema Loslassen und habe meine Leidenschaft für das Bogenschießen entdeckt. Ich gehe zwei Mal in der Woche Bogenschießen, da lernt man dieses Loslassen-Können sehr gut. Ich habe festgestellt, dass die größte Herausforderung ist, zu lernen, dass man nichts denkt. Dass es sich von selbst ergibt und dass man das auch zulassen kann. Im künstlerischen Bereich weiß jeder, dass Inspiration nicht zu bestellen ist. Die passiert halt. Da geht viel über das Gefühl. Mit dem Bogenschießen und Klangschalen-Massagen, die ich immer wieder mache, habe ich ganz gute Methoden gefunden, wie ich zu meiner Ruhe komme und wo alles dann wunderbar harmoniert.

Hat das etwas mit dem Kopf-Freimachen zu tun?

Frey: Ja, sehr viel. Beim Bogenschießen könnte man meinen, es geht nur darum, dass man auf ein Ziel ballert. Aber das ist gar nicht so. Das erste halbe Jahr musst du nur lernen, an nichts zu denken. Man denkt dann auch nichts mehr, weil du so konzentriert darauf bist, im richtigen Moment die Sehne loszulassen. Das Ziel ist beim Bogenschießen nicht wichtig. Es geht ums Loslassen, und dann findet der Schuss das Ziel. Nicht umsonst ist das Bogenschießen eine alte japanische Kunst.

Wie bist du dazu kommen?

Frey: Ich habe irgendwann das Buch „Zen – Die Kunst des Bogenschießens“ gelesen und habe mir einfach gedacht, das probiere ich jetzt. Nach einem Schnupper-Workshop mit Freunden, die ich dazu animiert habe, hat sich aber schnell gezeigt, dass ich die Einzige bin, die dabei hängenbleibt. Ich habe gemerkt, dass mir das Bogenschießen gut tut. In stressigen Phasen liebe ich es, hinaus in den Wald zu gehen, allein mit der Natur zu sein, eine Stunde zu schießen und den Kopf frei zu machen. Dann kehre ich entspannt wieder nach Hause zurück. Ein Glas kannst du ja schließlich auch nur wieder füllen, wenn es vorher leer ist. Das ist logisch und einfach.

Hat sich deine Sichtweise auf Erfolg verändert in den 20 Jahren?

Frey: Erfolg ist für mich überhaupt nicht mehr wichtig. Es wäre gelogen, wenn man sagt, dass man sich über Verkaufserfolge nicht freut. Ich verschwende keinen Gedanken mehr daran, wo die Position meines aktuellen Albums ist. Das Leben ist einfach zu kurz, um immer daran zu denken, was das Resultat seines Tuns sein könnte. Das kommt eh von selbst. Das Leben sollte man genießen. Das tue ich. Ich bin lebensbejahend in allem. Ohne Zweifel.

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