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Paare, die sich mit Worten liebten und schlugen

Von Peter Grubmüller, 27. Oktober 2016, 00:04 Uhr
Paare, die sich mit Worten liebten und schlugen
Siri Hustvedt und Paul Auster Bild: ORF

Vier Schriftsteller-Beziehungen und deren dramatischer Verlauf

Die Verbundenheit beim Schreiben ist befruchtend, genauso kann sie Liebende an ihre Grenzen bringen. Bei Siri Hustvedt (*1955) und Paul Auster (*1947) läuft es schon seit 35 Jahren rund. Bei einer Lesung 1981 in New York lernte die Tochter norwegischer Einwanderer den Dichter kennen, 1982 heirateten sie. Der Weg aus dem Schatten ihres bekannten Ehemanns ("New York Trilogie") sei zäh gewesen, sagt Hustvedt. "Anfangs fühlte es sich an, als ob die Menschen geradezu über mich drüber trampelten, um zu dem großartigen Typen zu kommen. Ich hatte Fußspuren überall auf meinem Körper." Erst mit "Was ich liebte" oder "Der Sommer ohne Männer" schrieb sie sich von seinem Schatten frei, mit "Die gleißende Welt" war sie im vergangenen Jahr für den Booker Prize nominiert. Heute sagt Auster: "Es ist ganz schön aufregend, mit ihr Schritt zu halten."

Das klingt nach einem Leben auf Augenhöhe, aber nicht nach Selbstverständlichkeit der Stürmerinnen und Dränger in der Literatur. Von 1958 bis 1962 versuchten es Ingeborg Bachmann (1926–1973) und Max Frisch (1911–1991) miteinander. Die Frau, die beim Tanz weinte und beim Schreiben verzweifelte, flüchtete zu Frisch, als würde sie Trost in bürgerlichen Lebensumständen suchen. Sie nach kurzer Zeit bei anderen Männern, er zerfetzt von Eifersucht, beide bald krankhaft vom Alkohol betäubt.

Poetisches Verstehen mit Celan

Schon 1948, mit 22 Jahren, hatte Bachmann den Lyriker Paul Celan (1920–1970) – wie sie schrieb – "ins Auge gefasst". Die beiden Menschen, die sich da im Wien der Nachkriegszeit begegneten, hatten wenig mit denen zu tun, die in den 70er- und 80er-Jahren die Lesebücher beherrschen sollten: Hier die Tochter eines Nazis und Schuldirektors, dort der knapp mit dem Leben davongekommene Jude. Die 2008 bei Suhrkamp veröffentlichen Briefe der beiden dokumentieren nicht nur ein existenzielles Ringen um Sprache im Angesicht der historischen Katastrophe, sondern offenbaren einen verzweifelten Kampf um hingebungsvolle Liebe und poetisches Verstehen. Am 2. Juli 1958 führte Bachmann ein quälendes Gespräch mit Celan, der seit 1952 mit Giséle verheiratet war, am 3. Juli lernte sie Max Frisch kennen.

20 Jahre lang blieben Zelda (1900–1948, "Ein Walzer für mich") und der berühmte wie lebensuntüchtige F. Scott Fitzgerald (1896-1940, "Der große Gatsby") aneinander kleben. Einst galten sie als strahlendstes Glamourpaar der USA. Ruhm und Rausch verwandelten sich in eine Abwärtsspirale aus Alkohol und Depressionen. Ein Streit im Mai 1933 vor dem Psychiater Thomas Rennie wurde auf Wunsch F. Scott Fitzgeralds mitstenografiert. 2014 brachten Birgit Minichmayr und Tobias Moretti ein Hörbuch über diesen Ehekrieg heraus: Der aggressive Ehemann rechnete mit Zeldas verkorkstem Leben ab – und nötigte sie zugleich, ihr Schreiben aufzugeben: "Sie ist eine drittklassige Schriftstellerin und eine drittklassige Baletttänzerin – mit der Einstellung einer billigen Prostituierten, die zu keinem Mann aufrichtige Liebe empfinden kann." Sie, die mondäne Party-Attraktion von einst, wünschte sich, "lieber tot zu sein". Er starb 1940 verarmt im Suff, sie 1948 während eines Brandes in einer Nervenklinik. Ein Leben wie von der Literatur abgeschaut – von "Wer hat Angst vor Virginia Woolf ?"

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