Ob die Welt noch lange steht, wenn es so weitergeht?

Von Karin Schütze   26.Juni 2017

Die Koalition, Amerikas neuer Präsident, Russland und Raketentests in Korea – man kann es Knieriem nicht ganz verdenken, wenn er inbrünstig singt: "D’ Welt steht auf kein’ Fall mehr lang." Möge sie noch bis zum Ende der zweiten Aistfestspiele stehen: "Lumpazi" nach Johann Nestroy erlebte am Freitag eine gelungene Premiere auf der idyllischen Naturbühne.

Kann Reichtum den Menschen bessern? Glücksfee Fortuna wettet mit Lumpazi, drei seiner Taugenichtse durch Vermögen zu bekehren. Ob das Experiment gelingt, sei an dieser Stelle nicht verraten. Gelungen ist allemal jenes in der Regie von Georg Mittendrein, der auch andere Texte Nestroys in seine unzensurierte Version einfließen lässt: Der Bruckmühlen-Hausherr hat dreißig spielfreudige Darsteller mehrerer Amateurtheatergruppen, unter ihnen auch neun Flüchtlinge, in einem integrativen Theater-Großprojekt vereint. Ob der Chor auch deshalb die brüderliche Ode an die Freude anstimmt? Feine Live-Musik ist Reinhard Prinz am Keyboard und Flötist Robert Brandstötter zu verdanken, das Rauschen der wildromantischen Aist im Hintergrund und manchmal dem Zug, dem dann alle auf der Bühne winken. Einzig an der Tontechnik ließe sich noch etwas feilen. Die Darsteller, liebevoll eingekleidet von Ulrike Starzer, strotzen vor Spielfreude: Sigi Gstöttenmayr ist sein nimmer-nüchterner Knieriem auf den Leib geschneidert. Lukas Auberger ist als lüstern-lebensfroher "Zwirn" – gottlob – nicht den Linzerinnen zugetan. Die Zeichen stehen schlecht für Annemarie Lettmayr als eleganter Fortuna, und gut für "Lumpazi" Manfred Wolf mit siegessicherer Lässigkeit.

Langer Beifall

Wären da nicht Liebesgöttin Amorosa (Herta Hemmelmayr) und der verliebte Leim. Christian Heinzelreiter nutzt seine Chance: Irgendwann landet seine zarte Peppi (Susanna Wurm) – Spielball zwischen Brautvater und Bräutigam – in den rechten Armen.

Slapstickeinlagen bieten auch die gestrenge Dolmetscherin Andrea Pachner und ihr einmaliger Hahnenschrei. Günter Giselher Krenner sind die originellen Couplets zu verdanken. Dass sich der Wettergott gnädig zeigte, haben sich alle auf wie hinter der Bühne redlich verdient.

 

Infos und Karten

Ort: Pregarten, Bahnhofstraße 12, Naturbühne des Aistgeländes der Bruckmühle Pregarten, bei Regen im Findling (großer Saal)
Termine: 30. Juni, 1., 6.,7., 8., 13., 14. und 15. Juli, Beginn: jeweils 20 Uhr
Karten: 07236/2570 (Mo.–Do., 9 bis 15 Uhr, Fr. 9 bis 12 Uhr oder auf der Homepage www.www.bruckmuehle.at