ORF unterschlug FPÖ-Widerspruch gegen Antisemitismus

12.Februar 2018

ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz hat nach dem umstrittenen TV-Beitrag über den Tiroler FPÖ-Spitzenkandidaten Markus Abwerzger erste Konsequenzen gezogen: Landesdirektor Helmut Krieghofer wurde beauftragt, bis morgen einen Bericht zur Causa vorzulegen. Die verantwortliche Redakteurin wurde als Moderatorin für die "Elefantenrunde" abgezogen.

Was war passiert? Am 25. Februar wird in Tirol ein neuer Landtag gewählt. Deshalb sendete der ORF am Freitag in der Bundesländersendung "Tirol heute" eine Wahlkampfreportage, in der sich ein 86-jähriger Innsbrucker im Gespräch mit Abwerzger über die heutigen Zustände mokierte. Er sei bei der Hitlerjugend militärisch ausgebildet worden, es habe "Zucht und Ordnung" geherrscht. In der Kirche, der 86-Jährige nannte konkret einen Namen, habe es immer "Die stinkerten Juden" geheißen. Heute dürfe man das aber nicht mehr sagen, "sonst bist du sofort draußen", stellte der Senior fest. Abwerzger hörte dem Mann die gesamte Zeit aufmerksam und schweigend zu. Am Ende der Ausführungen des Mannes schien der FPÖ-Politiker zu nicken. Ob die Szene noch weiterging, war im Bericht am Freitagabend nicht zu sehen.

Abwerzger reagierte auf Twitter empört. "Ich habe niemals zustimmend genickt, zudem auch deutlich widersprochen, gemeinsam mit Rudi Federspiel (Klubchef, Anm.). FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky bezichtigte den ORF der "allerübelsten Manipulation" und verlangte Konsequenzen. Seitens der SPÖ wurde der Rücktritt von Abwerzger verlangt.

Am Samstag entlastete ein modifizierter "Zeit im Bild"-Bericht Abwerzger von den Vorwürfen. In der neuen Version wurde klar, dass er sehr wohl auf den "Stinkerte Juden"-Sager des 86-Jährigen reagiert hatte. Abwerzger wörtlich: "Das soll man nicht sagen." Ebenso gut war Federspiel zu hören: "Jeder Mensch hat seine Würde, und jeder Mensch hat seine Rechte."

Abwerzger räumte ein, dass er in dem Gespräch mit dem 86-Jährigen vielleicht früher hätte einschreiten sollen. Es sei nun aber klargestellt, dass er die Aussagen des Mannes nicht widerspruchslos zur Kenntnis genommen habe. "Antisemitismus und Rassismus haben in der FPÖ Tirol und in der Politik nichts verloren", betonte der Politiker. Er verlangte eine Entschuldigung und "nachweisliche Konsequenzen" im ORF.