OÖN-Leser entscheiden, wie die neue Orgel im Brucknerhaus heißen wird

29.Juni 2018

Das Linzer Brucknerhaus nimmt Anlauf, um sich künstlerisch und gesellschaftlich wieder im Bewusstsein der Oberösterreicher einzunisten. Dazu gehört auch die komplette Erneuerung der hauseigenen Orgel, die seit Jahrzehnten nicht mehr gespielt wurde. 1,1 Millionen Euro kostet das edle Stück, das in den Werkstätten des weltweit gefragten Vorarlberger Orgelbauers Wendelin Eberle entsteht und bis Anfang September installiert sein wird. Eberle übernahm 2003 das seit 1845 bestehende Unternehmen Rieger Orgelbau und hat seitdem gewaltige Instrumente auf der ganzen Welt gebaut – unter anderem die Orgeln in der Pariser Philharmonie und im Wiener Musikverein. Am 10. September wird Iveta Apkalna das Instrument künstlerisch weihen. Die Lettin ist Erste Organistin der Hamburger Elbphilharmonie.

Die neue Linzer Königin unter den Instrumenten soll obendrein einen Namen bekommen. Wenn Sie Vorschläge haben, wie die Linzer Orgel genannt werden soll, dann senden Sie uns Ihre Vorschläge unter kultur@nachrichten.at. Eine Jury der OÖN und des Brucknerhauses wird aus den zugesandten Ideen auswählen. Ein Hinweis: "Brucknerorgel" ist nicht möglich, davon gibt es schon zwei – eine im Alten Linzer Dom, eine in der Stiftsbasilika St. Florian.

"Die alte Orgel ist jetzt abgebaut. Ich kann nur jeden einladen, jetzt Fotos zu machen, weil in diesem Zustand wird man das Brucknerhaus nie wieder sehen", sagt Brucknerhaus-Chef Dietmar Kerschbaum. Und weiter: "Wir haben sogar alte Bierflaschen gefunden, die sie 1974 beim Bau der alten Orgel einbetoniert haben." Endlich sei auch geklärt, warum sich die Orgel über all die Jahre Stück für Stück geneigt hat. Kerschbaum: "Eine Eisentraverse hat nachgegeben. Das haben wir mit einem neuen Unterboden korrigiert." Ab morgen werden die neuen Holzelemente aufgebaut, diesmal mit Tür, um die Orgel auch betreten zu können. "Bisher gab es nur eine Öffnung, über die das alte Instrument weder zu reinigen noch zu stimmen war."

Die alten Orgelpfeifen werden keinesfalls eingeschmolzen, sondern können im Rahmen von Orgelpatronanzen erworben werden. Der Erlös soll der Wartung und der Instandhaltung des neuen Instruments zugute kommen. Kerschbaum hat Modelle von 100 bis 1000 Euro ausgetüftelt. "Es ist die einmalige Chance, auch eine Erinnerung an Herbert von Karajan mit nach Hause zu nehmen, denn der große Maestro hat damals an der Entwicklung der Orgel mitgewirkt", sagt Kerschbaum.

 

Orgelpfeifenpatronanzen, Kategorien

Das Brucknerhaus vergibt Patronanzen für Orgelpfeifen. Die Angebote im Überblick:

100 Euro: Als Dankeschön gibt’s eine kleine Orgelpfeife (500 vorrätig)

200 Euro: 300 kleine Orgelpfeifen und + je 1 Abonnement für 5 Orgelkonzerte (Kategorie 3)

300 Euro: 200 mittlere Orgelpfeifen + je 1 Abonnement für 5 Orgelkonzerte (Kategorie 2)

500 Euro: 147 größere Orgelpfeifen + je 2 Abonnements für die 5 Orgelkonzerte mit Sitzplätzen auf der Galerie

1000 Euro: 51 große Orgelpfeifen auf Betonsockel mit Unterschrift von Iveta Apkalna, je ein hölzerner Registerzug, je 2 Abonnements für 5 Orgelkonzerte in Kategorie 1 und Teilnahme am Dinner mit Iveta Apkalna nach dem Konzert am 10. September 2018. Info: petra.laister-begovic@liva.linz.at

 

13 unterschiedliche Holzarten in der Orgel verbaut

13 unterschiedliche Holzarten in der Orgel verbaut

Als Teenager wollte er Blechblasinstrumente bauen, aber er fand keine Lehrstelle. Gut, dann also Orgeln. In seinem Metier ist der Vorarlberger Wendelin Eberle mit seinem Unternehmen Rieger Orgelbau nun seit Jahren einer der weltweit Führenden. Die neue Linzer Orgel stammt aus seiner Werkstatt. Im Gespräch mit den OÖN erklärt der 55-Jährige die Besonderheiten des Instruments.

 

OÖNachrichten: Welche Hölzer verwenden Sie für das Gehäuse?

Wendelin Eberle: Insgesamt haben wir 13 Holzarten verbaut, lauter heimische Hölzer, die man so kennt. Akustisch eignen sich Fichte und Ahorn am besten. Und für die Rahmen der großen Orgelpfeifen verarbeiten wir Tanne und Eiche, wegen der besseren Stabilität.

Wie haben Sie die Orgel für die Akustik des Saals konzipiert?

Die alte Orgel hat eine neobarocke Klangschiene bespielt. Die neue sollte sinfonisch werden. Wegen der Denkmalschutz-Vorgaben musste das Gehäuse gleich groß und optisch unverändert bleiben. Das war schwierig, weil eine sinfonische Orgel größere Pfeifen benötigt. Also haben wir das Gehäuse nach innen erweitert.

Warum mussten seitlich jeweils sechs neue Pfeifen angebracht werden?

Das ist die einzige optische Veränderung, es sind die tiefsten Basspfeifen. Sie hängen an den Seitenwänden.

Aus welchem Metall werden die Pfeifen gefertigt, und wie werden sie produziert?

Je nach Klang verwenden wir weichere oder härtere Blei-Zinn-Legierungen. Für die hohen Flötenstimmen verwenden wir 70 Prozent Blei und 30 Prozent Zinn. Dominantere Pfeifen sind aus 75 Prozent Zinn und 25 Prozent Blei. Wir produzieren alle Pfeifen selbst. Das Metall wird in Steinformen gegossen und anschließend gerollt, also nicht gezogen. (pg)