Nova Rock 2011: Sahara-Temperaturen und ein singender D'Artagnan

Von Lukas Luger aus Nickelsdorf   12.Juni 2011

Trotz Temperaturen und einer Staub-Entwicklung die stark an die südwestliche Sahara erinnert, ist die Stimmung im Publikum beim Konzert der Band aus Eggendorf ausgezeichnet. Schnell, hart und kompromisslos brettern die Vier durch die Songs ihres Albums »The Look, The Wait, The Kill«. Bei den anschließenden Auftritten von »Framing Hanley« und »Silverstein« ächzen die Fans dagegen nicht nur unter den tropischen Temperaturen, sondern auch unter der Last des zähen, arg einfallslosen Songmaterials.

Vom Auftritt der »Plain White T's« bleibt nur eine schöne Version ihres größten Hits »Hey, There Delilah« in Erinnerung. »Hey, wollt ihr wirklich nur den alten Mist von früher hören?« ruft »Guano Apes«-Gitarrist Henning Rümenapp in den frühen Abendstunden ins Publikum. Die Antwort lautet: JA! Denn abgesehen von den unverwüstlichen Mitgröhl-Klassikern wie »Open Your Eyes« und »Lords Of The Boards« funktioniert kaum ein Song der Band aus Niedersachsen. Sehr verhalten ist der Applaus vor allem bei den Stücken aus dem neuen Album »Bel Air«. Dass Sängerin Sandra Nasic mehr undefiniert brüllt als tatsächlich singt und ein richtiger Ton von ihr seltener als ein Lotto-Sechser vorkommt, ist nicht hilfreich. Geradezu furios hingegen das Gastspiel der australischen Rock'n'Roll-Heroen »Wolfmother«, die geschickt die Virtuosität Led Zeppelins mit der Brachialgewalt Black Sabbaths kreuzen und mit ihrer energiegeladenen Live-Performance die Menge zum Kochen bringen. Herausragend: »Joker & The Thief« und die Jeff-Beck-Coverversion »Woman«.

Der Höhepunkt des ersten Nova-Rock-Tages findet um 22.30 Uhr beinahe unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Die wiedervereinten Glam-Rocker »The Darkness« haben das Pech auf der Red Stage zeitgleich mit »Linkin Park« (Blue Stage) auftreten zu müssen, kaschieren diesen strategischen Nachteil aber mit einer wunderbaren Performance, die in ihrer Exaltiertheit und schrillen Überdrehtheit an die frühen Queen erinnert. Sänger Justin Hawkins, der mit seinem gekräuselten Schnurrbart wie eine verwegene Mischung aus D'Artagnan und Hercule Poirot aussieht, hat der Drogenentzug offensichtlich überaus gut getan. Bestens gelaunt und stimmlich topfit, führt der 36-Jährige seine Band durch ein stimmiges Best-Of-Repertoire, das von »One Way Ticket« bis hin zu »I Believe In A Thing Called Love« alles zu bieten hat.

Gegen 0.30 Uhr betreten zum Ausklang des ersten Festivaltages die britischen Post-Punk-Veteranen »The Sisters Of Mercy« die Bühne. Routiniert, aber etwas unterkühlt und von dem leicht dumpfen Sound geplagt, fällt die Resonanz der Fans wohlwollend, aber beleibe nicht enthusiastisch aus. Mehr vom Nova Rock 2011, darunter ein Interview mit Wolfmother-Sänger Andrew Stockdale, lesen Sie Dienstag und Mittwoch in den Oberösterreichischen Nachrichten und auf nachrichten.at.