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Niemand bleibt von ihr unberührt

Von Peter Grubmüller, 05. August 2017, 00:05 Uhr
Niemand bleibt von ihr unberührt
Anna Netrebko im dramatisch wehenden Aida-Kleid Bild: APA

Morgen gibt Anna Netrebko in Salzburg ihr Rollendebüt in Verdis "Aida" Seit dem "Don Giovanni" 2002 prägt der Weltstar die Festspiele.

Am Ende versenkte Yusif Eyvazov sein Gesicht in Anna Netrebkos Dekolleté. Eyvazov darf das, er ist seit Dezember 2015 mit Netrebko verheiratet – aber auch deshalb wurde aus dem Bühnenmoment etwas Privates. Diese für Netrebkos Vermischungen von Beruf und Intimität symptomatische Szene stammt aus dem vergangenen Jahr, als die wichtigste Opernsängerin der Welt von den Salzburger Festspielen für keine Operninszenierung zu gewinnen gewesen war, sondern bloß für die konzertante Version von Giacomo Puccinis "Manon Lescaut". Spätestens seit 2002 dulden weder Medien noch Publikum einen Salzburger Festspiel-Sommer ohne ihre Netrebko. Damals war sie als Donna Anna in der "Don Giovanni"-Inszenierung des designierten Burgtheater-Chefs Martin Kusej zu etwas Überirdischem aufgestiegen. Dirigent Nikolaus Harnocourt hat sie damals nach zwei Sätzen als künftigen Weltstar erkannt. Heute dirigiert Netrebko die Opernwelt.

Niemand bleibt von ihr unberührt
2002 ging im Salzburger „Don Giovanni“ mit Thomas Hampson Netrebkos Stern als Donna Anna auf. Bild: SF

Seit 2002 passiert es regelmäßig, dass bei der jährlich von Pomp und Gloria begleiteten Programm-Vorstellung ein Journalist fragt, was die Netrebko denn diesmal singe? Nun ja, diesmal – 2017 – die Aida, am Sonntag findet die Premiere statt. Es ist Netrebkos Rollendebüt als Tochter des äthiopischen Königs, die als Sklavin am ägyptischen Hof lebt.

Riccardo Muti als Rückhalt

Noch gewagter klingt die Sache, wenn man weiß, dass die in den USA lebende iranische Regisseurin Shirin Neshat, die bisher als Fotokünstlerin und mit Film-Dokumentationen zu internationalem Ruhm gelangt war, noch nie zuvor eine Oper inszeniert, geschweige denn Giuseppes Verdis Werk gekannt hat. Die musikalische Verantwortung wurde risikofrei Riccardo Muti und den Wiener Philharmonikern übertragen.

Neshat hin, Muti her – dass für diese "Aida" mit Start des Vorverkaufs keine Karte mehr zu ergattern war, liegt an Netrebko. Von dieser Frau lässt sich die Welt so gerne alles Existenzielle auf die Seele tätowieren: Freude, Liebe, Leidenschaft, Todesangst. Niemand verlässt von ihr unberührt den Saal. Und wenn es nur ihr Witz und ihre Verführungskunst sind, womit sie sich ihr Publikum fängt.

Nein, seit ihre Stimme neue Farbnuancen angenommen habe und in den Mittellagen dunkler – also dramatischer – geworden sei, könne sie sich in ihren Rollen mit Charme nicht mehr helfen. Ihre Rollen studiere sie jetzt psychologischer und sorgfältiger, sagte sie jüngst in einem Gespräch mit den OÖN.

Man hört ihr zu und glaubt ihr gerne, trotzdem wird man den Verdacht nicht los, dass diese Frau ihr Geld auch mit Schmäherzählen verdienen könnte. Ihre ungekünstelte Lust, sich auszustellen, wirkt immer wie mit einem Schuss Naivität unterfüttert. Und diese Naivität wirkt wie Kalkül. Sie schwadroniert über alles oder nichts, am Ende bleibt sie bei keinem Thema lange. "Wundern Sie sich nicht, dass ich so bunt angezogen bin", sagt sie, obwohl sich bei ihr niemand über etwas wundert. Auch nicht darüber, wenn sie alle warten lässt. Eine wie sie ist über diese lästige Zeit erhaben. Es scheint allen zu genügen, dass sie irgendwann erscheint. Sehr gerne erinnern wir uns in diesem Zusammenhang an jene Pressekonferenz in Berlin, als sie den schon beträchtlich angefressenen Placido Domingo samt Journalisten eine knappe Dreiviertelstunde warten ließ. Als sie kam, küsste sie den Tenor – alles wieder gut.

Herr Netrebko ist versorgt

So hat sie es auch mit Rolando Villazón gemacht, der jahrelang so gewirkt hatte, als könne er sich eine Oper ohne Netrebko gar nicht mehr vorstellen. 2005 etablierte sich der mexikanische Tenor in der gefeierten Salzburger "La Traviata" zu Netrebkos bevorzugtem Schmachtopfer. Bis heute bleibt der Öffentlichkeit verborgen, ob Villazóns Jahre später aufgetretenen Stimmprobleme mit der Entfremdung des Traumpaares zu tun hatten.

Niemand bleibt von ihr unberührt
Die Salzburger „La Traviata“ war 2005 die Geburtsstunde des Traumpaares Netrebko und Rolando Villazon. Bild: SF

Herr Netrebko wurde ein anderer, eben dieser aus Aserbaidschan stammende Tenor Yusif Eyvazov. Und wer mit Netrebko einen Vertrag ausbaldowern möchte, der achtet darauf, in einer Klausel auch ihren Mann zu versorgen. Die Überzeugungskraft dieser Finte hat sich in der Branche längst herumgesprochen.

Niemand bleibt von ihr unberührt
Seit Dezember 2015 ist Netrebko mit dem Tenor Yusif Eyvazov verheiratet. Bild: APA

In der Salzburger "Aida" wird deren angebeteter Radamès von Francesco Meli gesungen. Immer, bis auf die Vorstellungen am 22. und 25. August. An diesen beiden Abenden steht an Melis Stelle Yusif Eyvazov. Das kann Zufall sein, auch wenn es bei Netrebko keine Zufälle gibt.

 

Lesen Sie hierzu auch den "Mensch des Tages"

Netrebkos Werdegang

1971: Am 18. September kommt Netrebko als Tochter einer Ingenieurin und eines Geologen in Krasnodar zur Welt.

1993: Noch während ihres Gesangsstudiums in St. Petersburg gewann sie in Moskau den renommierten Glinka-Gesangswettbewerb.

1994: Erstes Engagement am Mariinsky-Theater in St. Petersburg. Netrebko debütiert in der Rolle der Susanna in „Die Hochzeit des Figaro“.

2002: In der Rolle der Donna Anna im „Don Giovanni“ gelingt ihr in Salzburg der internationale Durchbruch.

2005: Die Salzburger „La Traviata“ mit Netrebko als Violetta Valéry wird weltweit gefeiert. Sie wird zum zweiten Mal hintereinander mit dem Echo-Preis „Sängerin des Jahres“ ausgezeichnet. Insgesamt wurde sie bis heute mit sieben Echos ausgezeichnet.

2016: Jahrelang auf Rollen von Mozart bis Verdi konzentriert, debütierte Netrebko 2016 in Dresden mit einer Wagner-Partie – als Elsa im „Lohengrin“. Es sollte die Feuertaufe für die gleiche Rolle 2018 in Bayreuth werden. Wie seit einer Woche bekannt ist, hat Netrebko dieses Engagement abgesagt.

 

Anna Netrebko – CD-Tipps

Verismo

Auf dieser CD beweist Netrebko ihre gereifte Stimme. Zehn von den insgesamt 16 Nummern sind von Giacomo Puccini – und sie singt sie, als hätte sie nie etwas anderes getan. Zur Perfekten Klarheit hat ihr Sopran mit dieser Arbeit an emotionaler Tiefe gewonnen.

Romanza

Zusammen mit ihrem Ehemann Yusif Eyazov veröffentlicht Netrebko am 1. September dieses Duett-Album. 18 romantische Liebeslieder, neu geschrieben und komponiert vom renommierten russischen Produzenten Igor Krutoy. Große Gefühle, von zart bis pathetisch.

 

 

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9  Kommentare
9  Kommentare
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Auskenner (5.366 Kommentare)
am 14.08.2017 13:23

Optisch hat sie massiv abgebaut - in Salzburg rennt sie blind herum und schaut aus wie eine überalterte Proloschlampe aus einer Soap von RTL!
Stimmlich ist sie allerdings ein Wahnsinn. Es mag nicht jede Rolle auf sie passen, Wagner oder Dvorak finde ich für sie falsch. Aber grad Verdi und Aida sind ein absoluter Hammer. Gratulation!

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Auskenner (5.366 Kommentare)
am 14.08.2017 13:21

"In der Salzburger "Aida" wird deren angebeteter Radamès von Francesco Meli gesungen. Immer, bis auf die Vorstellungen am 22. und 25. August. An diesen beiden Abenden steht an Melis Stelle Yusif Eyvazov. Das kann Zufall sein, auch wenn es bei Netrebko keine Zufälle gibt."

Interessant. Noch interessanter aber, dass an genau diesen beiden Abenden Netrebko NICHT singt (sondern Vittoria Yeo).
Will sie nicht mit ihrem Mann auf einer Bühne stehen?

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Gugelbua (31.923 Kommentare)
am 06.08.2017 19:02

sie hat einfach das bessere Management grinsen

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jago (57.723 Kommentare)
am 06.08.2017 21:03

Na geh! Auf der oben offenen Sänger_innenskala gibts derzeit nur 3, na gut, 5 Spitzensänger und -innen, bei denens mir richtig leid tut, dass ich mir die Karten nicht leisten kann. Und da ist der Manager irrelevant.

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Puccini (9.519 Kommentare)
am 06.08.2017 12:52

Man kann sie einfach abschalten, so einfach ists. Und das lässt mich kalt.

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jago (57.723 Kommentare)
am 06.08.2017 13:59

Achwas! Sie hat auch schon Rollen gesungen, die nicht so richtig auf sie gepasst haben und sie ist trotzdem dafür bejubelt worden.

Rusalka zum Beispiel - sehr "schöne" Stimme aber nach meinem Geschmack mehr Netrebko als Rusalka grinsen

Der 'Blahde' hat auch den Herzog von Mantua gesungen, immer noch wunderbar aber unpassend halt.

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adaschauher (12.083 Kommentare)
am 05.08.2017 21:48

Ah geh wenn ich lese was manche schreiben ist sie so besser

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0x00 (2.049 Kommentare)
am 05.08.2017 18:08

stimmt! Die N lässt niemand kalt. die Alte regt mich einfach nur massiv auf. Deutsch weigert sie sich bis zum heutigen Tag zu lernen. Sie hat ja bloß unsere Staatsbürgerschaft und andere Privilegien traurig

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jago (57.723 Kommentare)
am 06.08.2017 13:51

Für mich ist es eine Ehre, die gleiche Staatsbürgerschaft zu haben, wie sie grinsen

Aber keine, woe die deine. Die nehme ich in Kauf.

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