"Nicht opportunistisch sein und ein volles Haus haben"

Von Peter Grubmüller   27.Mai 2017

Thomas Enzinger ist einer der erfolgreichsten Operetten-Regisseure im deutschsprachigen Raum. Seit heuer ist er Chef des Lehár-Festivals in Bad Ischl. Im OÖN-Gespräch schildert der 54-Jährige, wie er diese Intendanz gestalten möchte.

 

OÖNachrichten: Sie waren von 1988 bis 1990 am Linzer Landestheater engagiert, warum wollten Sie zunächst Schauspieler werden?

Thomas Enzinger: So dumm das jetzt klingt, aber schon in Volksschule hab’ ich meine eigenen Theaterstücke geschrieben. Die Schauspielerei hab’ ich nur nebenbei mit Privatunterricht erlernt, weil ich die Schauspieler verstehen wollte. Als ich ausgebildeter Schauspieler war, hab’ ich mich umgesehen und das erste Engagement hat mich ans Linzer Landestheater gebracht. Parallel dazu hab’ ich im kleinen Rahmen mit Inszenierungen begonnen, danach war ich im Kabarett Simpl und dann hat sich alles aufs Regieführen verlagert.

Ihr Vorgänger Michael Lakner hat Ihnen große Erfolge vorgelegt. Inwiefern werden Sie diesem Festival Ihre eigene Handschrift verpassen?

Es geht um bestmögliches Theater, weniger um meine Handschrift. Gerade in diesem Genre, gerade in der Operette kann man sich sehr frei bewegen, weil damit ja auch viel experimentiert wird. Und die Leute lieben es, obwohl viele Experimente auch schiefgegangen sind. Natürlich erkennt man im Laufe der Jahre meine Bildersprache, aber ich bearbeite auch die Stücke, weil sie unbearbeitet kaum noch zu spielen wären. Einerseits möchte ich das Traditionelle dieses Festivals bewahren, andererseits will ich es um die Berliner Revue-Operette und um die französische Operette erweitern.

Vor wenigen Jahren galt die Operette als trivial und überholt, inzwischen wächst die Fangemeinde wieder. Womit erklären Sie sich die Wellenbewegungen beim Zuschauerzuspruch der Operette?

Die Operette taugt in bewegten Zeiten zum Sehnsuchtsort und zum Anker – während wirtschaftlich und sozial gesicherte Perioden Aufbruchsstimmung, Zertrümmerung und Radikalität zulassen. Die andere Seite ist, dass es jetzt auch ein paar Macher gibt, die diese Sparte wieder ernsthafter betreiben. In der Nachkriegszeit wurde alles auf heile Welt gebügelt und später musste alles Geld bringen: Da wurden in die Operette die schlechtesten Kräfte gesteckt, alles war billig – Hauptsache, es blieb was übrig. Das ist und war die dümmste Einstellung, weil dieses Genre so enorm schwierig ist, dass es stets die besten Kräfte braucht, um es gut zu machen.

Michael Lakner hat diesen Sommer noch programmiert, was ist heuer Ihr Job?

Ich versuche, Partner und Sponsoren aufzutreiben. Kultur braucht Geld und Kultur ist ein guter Weg, um in die Gesellschaft zu investieren. Das Festivalbudget besteht zu einem Viertel aus Förderungen von Stadt, Land und Bund, drei Viertel finanzieren wir frei. Insgesamt brauchen wir 1,3 Millionen Euro pro Sommer, wir beschäftigen über die Festival-Zeit auch ja fast 100 Mitarbeiter. Und in meinem Leben hatte ich immer zwei Ziele: 1. Nicht opportunistisch zu sein, obwohl ich Unterhaltungstheater mache. 2. Ein volles Haus zu haben.

 

Info

"Die lustige Witwe" von Franz Lehár, Termine: 15., 23., 26., 28., 30. Juli; 2., 4., 6., 11., 15., 17., 20., 25. August; 1., 3. September.

"Saison in Salzburg" von Fred Raymond, Termine: 22., 27., 29. Juli; 3., 5., 9., 10., 16., 19., 24., 27. August; 2. September.

Info/Karten: OÖN-Verkaufsstellen in Linz, Wels, Ried; OÖN-Tickethotline: 0732/7805-805; www.leharfestival.at