Musikgenuss zwischen kaum gehörten Perlen und zeitlosen Hits

Bei der Eröffnung des Klassik-Musikfestes Mühlviertel lag das Motto "Kontraste" in den Händen der Damen: Unter der noblen Intention "Lady is First" kreierte Clemens Zeilinger ein Komponistinnen-Kaleidoskop, dessen erste Glasperle ein beweglich feiner Gesang der Mystikerin Hildegard von Bingen war.

Claudia Goebl (Sopran) und das TrioVanBeethoven erhoben das Fest zum glanzvollen Ereignis; die heiteren Töne gaben dem Ganzen eine erfrischend-sommerliche Leichtigkeit. Nadia Boulanger war Drehpunkt der Pariser Musik-Haute-Couture, ihre schlichten Miniaturen für Cello und Klavier korrespondierten wunderbar mit den Anrufungen der mittelalterlichen Universalgelehrten von Bingen.

Allein die Lebenswindungen der Rebecca Clarke interessierten – noch mehr ihre Töne: Das Trio für Violine, Cello und Klavier pochte insistierend in Tonwiederholungen, einmal in kraftvolles Aufbegehren kippend, dann wiederum in inniges Flehen. Mit Clarkes launigen Tönen über den nicht gerade zimperlichen Umgang mit der Zimmerpflanze Aspidistra (Schusterpalme) führte Goebl äußerst gewinnend in die Welt der Revue. Und man traf hier auf die Männer Oscar Straus und Robert Stolz. Kokett schwirrte Goebl als Chanteuse über die Bretter, die Sehnsucht nach "dem Richtigen" nahm man ihr so richtig ab!

Dass diese legeren Nummern den ernsten Tönen nicht den Gehalt strittig machten, bewies der finale Blickwechsel zum Geschwisterpaar Felix und Fanny Mendelssohn. Des Bruders Lieder erschütterten durch innere Wucht und tiefe Aussage. Im Trio op. 11 der Schwester spielte das TrioVanBeethoven seine volle Meisterschaft aus: hoch virtuos, intensiv und fulminant.

Fazit: In der klugen Konzeption des Klassik-Musikfestes Mühlviertel finden sich kaum gehörte Perlen der Musikgeschichte und Hits quer durch die Zeiten. Hochkarätige Besetzung verspricht beste Qualität.

Eröffnung Klassik-Musikfest Mühlviertel: Claudia Goebl, TrioVanBeethoven (Clemens Zeilinger, Verena Stourzh, Franz Ortner), 19. Juli