Musik, die zum Krachen gezwungen wird
Wenn Lautstärke das einzige Kriterium zur Bewertung klassischer Orchesterkonzerte wäre, dann hätte das Orchester der Wiener Akademie unter Martin Haselböck bei seinem Auftritt im Rahmen der Stiftskonzerte im Marmorsaal des Stifts St. Florian den Volltreffer gelandet.
Nun gibt es zahlreiche andere Parameter, die die Qualität einer Aufführung bestimmen, und die waren an diesem Abend nur rudimentär vorhanden. Haselböck nennt sein Projekt "Resound" und will damit Uraufführungssituationen rekonstruieren.
Eigentlich müsste er sich konsequenterweise selbst "abschaffen", denn Beethovens V. Symphonie wie auch die IV. Symphonie von Franz Schubert wurden damals ohne Dirigenten geplant. Die Leitung des Ensembles lag in den Händen des Konzertmeisters, der oft nicht einmal eine Partitur zur Verfügung hatte. So spielte jeder, wie er konnte und wollte, und den Begriff Interpretation gab es so gut wie nicht. Dennoch war das Publikum begeistert und mit der lautstarken Aufführung zufrieden. (wruss)
Fazit: Wenn das Beethoven und Schubert im Original sein sollte, dann, bei aller Liebe zur historischen Aufführungspraxis: nein danke!
St. Florian: Konzert der Wiener Akademie unter Martin Haselböck im Rahmen der Stiftskonzerte
Sehr geehrter Herr Dr. Wruss, erlauben Sie mir die Richtigstellung, dass Beethoven selbstverständlich auch die Aufführungen im Palais Lobkowitz wie auch in den anderen Konzerträumen selbst geleitet und dafür seine Partitur benutzt hat. Die zahlreichen Belege dafür, so die Beschreibungen seines DIrigierstils, kann ich Ihnen gerne zukommen lassen. Und dass der Dynamikbereich des authentischen Instrumentariums auch in kleinen Besetzungen viel größer ist als beim "modernen" Orchester ist auch eine wunderbare Erkenntnis beim Spiel in den originalen Konzertsälen. Musik bekommt ihre ursprüngliche Frische und Direktheit zurück und dies muss doch auch ein Ziel unseres Musizierens sein. Mit besten Grüßen Martin Haselböck