Mit Kultur auf dem Weg zu Glück und Freiheit
Die 32. "Salzkammergut Festwochen Gmunden" (bis 19. August) sind eröffnet.
Auf sympathische Weise zerfleddert starteten die Salzkammergut-Festwochen am Donnerstag in ihre 32. Saison. Der Sauerstoff im Stadttheater Gmunden war dünn und die Hitze üppig. Laut Programm sollte der ehemalige Landeshauptmann Josef Pühringer seinen Amtsnachfolger Thomas Stelzer mit zwei Reden vertreten. Nein, das wäre ein Irrtum bzw. ein Druckfehler, also vereinte er die zwei Programmpunkte zu einem und pries die kulturelle Einzigartigkeit Österreichs, wiewohl er die Partnerschaft von Wirtschaft und Kultur als für ein erfülltes Leben unverzichtbar beschrieb. Mit einem angeblichen Zitat des ehemaligen Europäischen Kommissionspräsidenten Jacques Delors ("Wenn ich das Ganze der europäischen Einigung noch einmal zu machen hätte, würde ich nicht bei der Wirtschaft anfangen, sondern bei der Kultur") bog Pühringer ins Finale ein. Das Zitat stammt richtigerweise vom europäischen Gründungsvater Jean Monnet, die offizielle Eröffnung um 20.06 Uhr gilt trotzdem. Rund 50 Ereignisse aus sechs künstlerischen Sparten (von bildender Kunst über allerlei Musik-Genres bis zur Literatur) finden bis 19. August an 25 Spielstätten statt. Den Auftakt übernahm gestern und übernimmt heute der ehemalige Burgtheater- und aktuelle "Vorstadtweiber"-Star Philipp Hochmair mit seiner Performance "Balladen von Friedrich Schiller". Für seine Kunst und seine Gmunden-Treue wurde der Schauspieler von Intendantin Jutta Skokan mit dem "Franz Josef Altenburg Preis" ausgezeichnet. Heute (19.30 Uhr) diskutieren TV-Entertainer Harald Schmidt und der Philosoph Franz Schuh über Komik.
In ihrer Festrede "Echtheit: Kult oder Fetisch" unterschied Barbara Bleisch (Schweizer Philosophin und Moderatorin der TV-Sendung "Sternstunde Philosophie") Dürers 1502 gezeichneten Hasen von der Wolldecke im Friedrich-Nietzsche-Haus in Sils Maria, die einst den Philosophen gewärmt haben soll. Das eine werde ob seiner nicht zu kopierenden Vollendung verehrt, das andere wegen des Fetischs, einer Berühmtheit nahe zu sein. Davon abgeleitet, differenzierte Bleisch den "echten" und den "falschen" Menschen. Lediglich die aufrichtige Liebe und das, "was wir von ganzem Herzen bejahen" können, führen zu Glück und Freiheit. "Der authentische Mensch hat also viel Glück, weil er dem folgt, was er will", sagt Bleisch. Lügen und Betrügereien seien nicht bloß ein Ärgernis für Prinzipientreue, sondern auch für die "unechte Person" selbst. "Weil sie vor ihren eigenen Wünschen und Sehnsüchten kapituliert." Als erhoffe sie nichts als "echte Festwochen und echte Begegnungen".