Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Langsam verblüht der Enzian

Von Helmut Atteneder, 13. Dezember 2018, 00:04 Uhr
Langsam verblüht der Enzian
"Ich kann doch nicht mit zwei verschiedenen Augäpfeln durch die Gegend laufen. Das sieht ja blöd aus." Bild: APA/dpa/Mangen

Die deutsche Schlagerlegende Heino wird heute 80 Jahre alt und denkt ans Aufhören. Eine Zwischenbilanz.

Er hat mehr als 1000 Lieder aufgenommen und gut 50 Millionen Tonträger verkauft: Heinz Georg Kramm, bestens bekannt unter dem Namen Heino. Heute wird der stets Sonnenbrille tragende, blonde Schlager- und Volksliedsänger 80 Jahre alt. Jetzt will er mit seiner CD "Und tschüss" von der großen Bühne abtreten, seine Abschiedstournee führt ihn im März in zwölf deutsche Städte. Eine Zwischenbilanz über eine Karriere, die Höhen, Tiefen und viele Überraschungen kennt.

 

OÖNachrichten: Glückwunsch zum Geburtstag, Heino. Wie feiern Sie Ihren 80er?

Heino: Ich lass’ mich entführen, weil die Hannelore hat etwas gebucht, und dem Koffer nach zu urteilen, muss es weiter weggehen. Dahin, wo viel Sonne ist. Ich würde mir Florida oder Vegas wünschen (Es wurde Las Vegas, wie uns Hannelore Kramm verriet, Anm.)

Mit 80 darf man eine erste Zwischenbilanz ziehen. Wie sieht die aus?

Im Grunde genommen kann ich nicht klagen. Ich bin 1965 von Ralf Bendix entdeckt worden. Bis dahin war ich Bäcker und Konditor. Der hat mir einen Vertrag bei der Electrola besorgt, wo auch die Beatles waren. Wir waren im gleichen Vertrieb. Heino und die Beatles. Deshalb wussten wir auch, dass wir in Deutschland mit einigen Platten wesentlich mehr verkauft haben als die Beatles. Heino vor den Beatles, nicht schlecht.

Tut der Abschied weh?

Der Abschied tut mir an und für sich nicht weh. Ich denke, dass ich meiner Frau in Zukunft ein bisschen mehr zur Verfügung stehen möchte. Sie hat zwei neue Knie und eine neue Hüfte. Ich bin ja noch fußfrisch, bei mir funktioniert es ja noch. In der jetzigen Zeit ist es wichtiger, dass ich mehr auf Hannelore aufpasse, als noch Tourneen zu machen. Klar war es schön. Es hat mir ja viel gebracht, vor allen Dingen hat es mir Wohlstand gebracht, und dafür kann ich nur meinem Publikum danken. Ohne mein Publikum wäre ich ja Bäcker geblieben und würde heute in einer Mansarde wohnen.

Was war der größte Erfolg in Ihrem Leben?

Die Hannelore war mein größter persönlicher Erfolg. Ein zweiter großer Erfolg ist, dass wir immer noch zusammen sind. Die Presse hat uns damals ja nur zwei Jahre gegeben. Was will diese hübsche Prinzessin mit dem ollen Volkssänger da? Diese Zeilen sehe ich noch vor mir. Im nächsten Jahr sind wir, wenn Gott will, 40 Jahre verheiratet, und es ist alles so gekommen, wie wir es uns vorgestellt haben.

Sie waren drei Jahre alt, als Ihr Vater im Zweiten Weltkrieg gefallen ist. Gibt es noch eine vage Erinnerung, und wie sehr hat Ihnen ein Vater gefehlt?

Ich habe meinen Vater nie gesehen, er ist 1943 gefallen. Ich habe nur davon gehört, dass er auch gern gesungen hat. Ich bin mit meiner Mutter und meiner Schwester in Düsseldorf bei meinen Großeltern aufgewachsen. Da haben wir zu neunt auf 60 Quadratmeter gewohnt. Aber das hat mir gefallen, das bisschen, was man da hatte. Meine Mutter ging arbeiten, und ich war auf mich allein gestellt. Wir haben uns damals ja selbst erzogen.

Später, als Star, konnten Sie Ihrer Mutter etwas zurückgeben.

Alles, worauf sie im und nach dem Krieg verzichten musste, habe ich ihr zurückgegeben. Sie hatte eine Rente von 400 Mark, das ist ja zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel. Eine schöne Wohnung – sie hat auf nichts mehr verzichten müssen. Das war eine große Freude für mich.

Mit Evergreens wie "Schwarzbraun ist die Haselnuss", "Blau blüht der Enzian" oder "Caramba Caracho" haben Sie dem Volkslied und dem Schlager wieder auf die Füße geholfen. Jetzt feiert der Schlager große Erfolge. Heino, der Visionär?

In Deutschland gab es in den 1960er Jahren nur Elvis Presley und Bill Haley. Immer, wenn ich bei uns daheim das Radio aufgedreht habe, waren das Einzige, was ich auf Deutsch gehört habe, die Nachrichten. Das war mir zu wenig. Ich kam dann mit Volksliedern, mit Fahrtenliedern und habe damit dagegengehalten.

Man hat Ihnen vorgeworfen, Nazi-Lieder zu singen.

Natürlich kamen da die ersten Negativ-Schlagzeilen. Ich konnte das ja verstehen. Da kommt ein blonder Sänger mit blauen Augen, züchtet Schäferhunde und singt Volkslieder. Da war ich für einen Teil der Medien als rechts abgestempelt. Obwohl ich davon weit, weit entfernt war. Damit musste ich leben.

Sie haben sich musikalisch im relativ hohen Alter noch neu erfunden – Stichwort Rammstein. Wie kam es zum Totenkopf-Heino?

Die erste Idee hatte ich, weil viele junge Leute zu mir gekommen sind und gesagt haben: "Mensch Heino, du hast doch so eine tolle Stimme, sing doch einmal was für uns. Meine Plattenfirma sagte, das ist zwar gut, das klingt schön, aber wer soll das kaufen? Ich sagte, wer das kaufen soll, weiß ich im Moment auch nicht. Ich weiß aber, wenn ein 75-jähriger Mann, der nur Volkslieder gesungen hat, hergeht, um Rocklieder zu singen, dann wird das in den Medien aufschlagen. Ob positiv oder negativ, das ist wurscht. Was soll ich sagen: Von null auf eins!

Wegen der Basedow-Krankheit tragen Sie seit 50 Jahren öffentlich immer Sonnenbrille. Wie sehr haben Sie unter dieser Krankheit und den optischen Folgen gelitten?

Es war 1971. Ich stehe morgens auf und das linke Auge ist hervorgetreten. Das rechte war normal. Ich bin zu einem Arzt gegangen, und der hat einen Tumor vermutet. Ich sagte, da muss ich schon noch einen anderen Arzt konsultieren. In Frankfurt wurde festgestellt, da ist kein Tumor. Da habe ich mich gefragt, was soll ich machen – ich kann ja nicht mit zwei verschiedenen Augäpfeln durch die Gegend laufen. Das sieht ja blöd aus. Der Professor sagte, na, dann tragen Sie halt eine dunkle Sonnenbrille! Und so kam ich zur Sonnenbrille. Vor zehn Jahren habe ich das kranke Auge korrigieren lassen, jetzt sind beide wieder normal.

Aber die Sonnenbrille bleibt.

Sonst erkennt mich ja keiner. Wenn ich durch die Straßen gehe und es kennt mich niemand – da wäre ich ja todtraurig.

 

Heino – Vita und Karriere

Heinz Georg Kramm, geboren am 13. Dezember 1938 in Düsseldorf, ist in dritter Ehe seit 39 Jahren mit der Linzerin Hannelore verheiratet. Kennengelernt hatten sich die beiden 1973 bei einer Miss-Wahl in Kitzbühel, bei der beide in der Jury saßen. Sie leben heute in Bad Münstereifel und Kitzbühel. Kurze Abstecher nach Linz gehören dazu.

Erste Auftritte gab Heino als Mitglied des Trios "OK Singers". Seinen Durchbruch als Solokünstler schaffte er 1965 mit "Jenseits des Tales". Mit Liedern wie "Blau blüht der Enzian" oder "Schwarzbraun ist die Haselnuss" landete er große Hits.

Kritisiert wurde der Bariton unter anderem für sein Album "Die schönsten deutschen Heimat- und Vaterlandslieder", weil diese teilweise auch im Liederbuch der SS standen.

2013 coverte Heino Songs von "Die Ärzte", "Die Toten Hosen" und "Rammstein" und erreichte damit ein junges Publikum.

Heino ist gelernter Bäcker und Konditor, spielte Fußball und trägt den schwarzen Gürtel in Karate. Seit 1971 trägt Heino wegen der Basedowschen Erkrankung stets eine Sonnenbrille.

mehr aus Kultur

Bürgermeister gestattet Aufsichtsräten Einsichtnahme in Kerschbaums Dienstvertrag

"Tanz pulsiert in jedem Moment" in Brasilien

Trauer am Landestheater: Fritz Breitenfellner ist tot

Meister des Stahls: Richard Serra ist tot

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

6  Kommentare
6  Kommentare
Die Kommentarfunktion steht von 22 bis 6 Uhr nicht zur Verfügung.
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
oneo (19.368 Kommentare)
am 13.12.2018 16:30

Der einzige Deutsche, der Volkslieder noch halbwegs am Leben erhalten hat. Natürlich wird man da gleich in die rechte Ecke gestellt. Die Anpatzer brauchen ja was zum verunglimpfen.

lädt ...
melden
loewenfan (5.471 Kommentare)
am 13.12.2018 13:08

....besoffen bin auch ich,
besoffen muß mein Mädel sein......

kannte ich noch nicht

lädt ...
melden
mitreden (28.669 Kommentare)
am 13.12.2018 08:40

Es ist der Letzte, also alles Gute im neuen Lebensabschnitt!

lädt ...
melden
magicroy (2.783 Kommentare)
am 13.12.2018 07:58

Schwarzbraun ist der Nusslikör grinsen

lädt ...
melden
loewenfan (5.471 Kommentare)
am 13.12.2018 06:20

blau macht der Enzian, wo er Recht hat...

lädt ...
melden
alleswisser (18.463 Kommentare)
am 13.12.2018 00:58

Für mich eines der Lieder, die Heino am schönsten interpretiert hat.

https://www.youtube.com/watch?v=csbaRQ7jbik

lädt ...
melden
Aktuelle Meldungen