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"Langdon ist der Mann, der ich gerne wäre"

Von Peter Grubmüller, 11. November 2017, 00:04 Uhr
"Langdon ist der Mann, der ich gerne wäre"
Dan Brown Bild: QUIM VIVES

Dan Brown über seinen neuen Roman "Origin", seinen Helden Robert Langdon und künstliche Intelligenz.

Als der Milliardär und Zukunftsforscher Edmond Kirsch drei der bedeutendsten Religionsvertreter der Welt um ein Treffen bittet, sind die Kirchenmänner zunächst skeptisch. Was will ihnen der bekennende Atheist mitteilen? So beginnt Dan Browns fünfter Roman "Origin" aus der Reihe um Symbolforscher Robert Langdon. Die OÖN waren in Frankfurt dabei, als der US-amerikanische und in 54 Sprachen übersetzte Millionen-Seller Brown (53) dem europäischen Publikum sein neues Werk vorstellte.

Woher kommt Ihr Interesse für Rätsel, Symbole, Chiffren und Geheimnisse?

Das hat mein Vater zu verantworten. Er war Mathematiklehrer, und Weihnachten bei uns daheim ist nicht so abgelaufen wie in herkömmlichen Familien. Da lagen nicht einfach die Geschenke an dem dafür vorgesehenen Ort, sondern meine Schwester und ich fanden kleine Zettel mit Hinweisen und Rätseln darauf. Die Lösung dieser Rätsel bedeutete einen weiteren Hinweis, der uns zum nächsten Zettel führte – oft dauerte es mehr als zwei Stunden, bis wir zu unseren Geschenken kamen.

Bei Ihnen stellt der Zukunftsforscher Edmond Kirsch die Schöpfungsgeschichte in Frage. Wie sieht es mit Ihnen aus, wie würde Ihnen eine Welt ohne Religionen gefallen?

Ein kleines Beispiel: Versuchen Sie heute einen Achtjährigen davon zu überzeugen, dass Jesus gestorben und wiederauferstanden ist. Ich bezweifle, dass Ihnen das gelingen wird. Wir befinden uns in dieser Situation, obwohl alle mächtigen Kulturen der Weltgeschichte von tiefer Religiosität geprägt waren. In der modernen Welt ist die Kirche irrelevant geworden. Die Katholiken etwa kommen mir vor, als würden sie mit einem Auto so schnell auf einen Abgrund zurasen, dass es zu spät zum Bremsen ist. Das trifft auch auf die anderen gut strukturierten Religionen zu: Ich bin davon überzeugt, dass keine dieser Organisationen überleben wird. In "Origin" wollte ich deshalb auch die Frage stellen, ob Gott die Wissenschaft überdauern kann. Und meine These ist: In hundert Jahren werden sich die Menschen vielleicht nur noch an diese Zeit erinnern, in der man an einen Gott geglaubt hat. Ich hab’ die Schöpfungsgeschichte übrigens auch nur bis zu meinem neunten Lebensjahr geglaubt.

Was hat Sie ins Zweifeln gebracht?

Das ist in einem Museum passiert, als ich von der Evolutionslehre Darwins erfuhr. Ich habe damals unseren Pfarrer gefragt, was denn nun stimme. Und er antwortete, dass gute Buben solche Fragen nicht stellen. Meine Mutter war selbst eine fromme Christin und Kirchenmusikerin, sie hat mir dann erklärt, dass es sich bei Adam und Eva um ein Gleichnis handelt.

Vier Ihrer Langdon-Romane wurden bisher verfilmt. Denken Sie schon beim Schreiben an mögliche Kameraeinstellungen und an die Übersetzung Ihres Textes in Bilder?

Nein, weil ich mich auf mein Medium, auf das Buch, konzentrieren muss. Und es werden ja bei jeder Verfilmung, nicht nur von meinen Büchern, 90 Prozent des Textes gestrichen. Das Einzige, woran ich denke, ist das Ende. Das muss ich kennen, bevor ich mich für die erste Seite hinsetze.

Wie war damals Ihr Konzept, als Sie vor 17 Jahren die Figur Robert Langdon entwickelt haben?

Das bringt mich wieder zu meinem Vater, der nicht nur mit dem Presidential Award ausgezeichnet wurde, sondern auch einer meiner wichtigsten Lehrer war. Der überwiegende Teil von Langdon entspricht wahrscheinlich meinem Vater, der Rest ist eine Sammlung aus den Vorzügen meiner anderen Lehrer, weil mich Lernen immer fasziniert. Insofern ist Langdon der Mann, der ich gerne wäre. Ich mag diesen Kerl sehr, was ein enormer Vorteil ist, wenn man über so viele Jahre gut miteinander auskommen muss.

In "Origin" geht es um künstliche Intelligenz. Welche Funktion werden künstliche Intelligenzen in Zukunft in unserem Lebensraum haben?

Stellen Sie sich ein Zeitalter vor, in dem künstliche Intelligenz die Summe der menschlichen Erfahrung einnimmt und sie zu einem globalen Bewusstsein macht, das zu einem Ersatz für Gott wird. Im Laufe des nächsten Jahrzehnts wird unsere Spezies auf einem Niveau, das wir nicht gewohnt sind, miteinander verbunden sein, und wir werden unsere geistigen Erfahrungen durch unsere Verbindungen miteinander finden. Das Gefährliche daran ist, dass der Mensch noch nie eine Maschine entwickelt hat, die er nicht auch bewaffnet hat. Und denken Sie an die Überpopulation: Was tun wir, wenn so eine künstliche Intelligenz eines Tages herausfindet, dass die Welt nur zu retten ist, wenn man die Menschheit halbiert?

Sehen Sie sich selbst als Schriftsteller oder eher als Produzent von Bestseller-Literatur?

Ich bin kein Faulkner oder Dostojewski – keine Angst, das weiß ich. In meinem Fall geht es auch nicht um komplexe Schreibkunst, ich möchte ja möglichst viele Leser erreichen. Für mich gilt: Je einfacher eine Geschichte ist, desto besser.

Dan Brown: "Origin", Bastei Lübbe Thriller, 672 Seiten, 28 Euro.

 

Dan Brown

Brown wurde 1964 als Sohn eines Mathematikdozenten und einer Kirchenmusikerin in Exeter (New Hampshire/USA) geboren. Er studierte Englisch und Spanisch und sang im Männerchor „Amherst College Glee Club“, mit dem er Tourneen nach Europa und Asien unternahm. Ab 1990 wollte er Liedermacher werden, aber nach drei erfolglos erschienenen Alben wandte er sich der Schriftstellerei zu. In seinem zweiten Roman „Angels and Demons“ („Illuminati“) erfand er 2000 den Helden Robert Langdon. Mit „The Da Vinci Code“ („Sakrileg“, 2003) gelang ihm der Durchbruch, seitdem hat er mehr als 200 Millionen Bücher verkauft.
Brown ist mit der um zwölf Jahre älteren Kunsthistorikerin Blythe Newlon verheiratet und lebt in New England.

 

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