"Kuuuuuurti" – die herzlichen Hadern des Vorstadtkaisers

Von Peter Grubmüller   07.August 2017

Wenn 8000 Menschen einen Künstler nach einem gut dreistündigen Konzert und mehr als 25 Nummern noch immer nicht gehen lassen (und er auch nicht geht), dann ist etwas passiert, das sich nicht planen lässt. Das Geheimnis dieser mystischen Zuneigung mag sein, dass sich Kurt Ostbahn (Willi Resetarits) nie wie ein Künstler aufführt, sondern wie einer, der den Entrechteten ihre Würde zurückgibt – Arbeitslosen, Huren und Müßiggängern. Seinen Fans sprengt er die Herzen mit Zeilen wie "Wo i z’haus bin, bin i net daham" und "I waaß ned wos es is. Waaß nua wos i gspia" auf. Am Samstag sang die Mehrheit auf der Burg Clam nicht nur diese Stellen, sondern das ganze Konzert mit. Der Nachholabend für die 2016 abgesagte Show wurde hinreißendes Familienfest und perfektes Finale des Clam-Konzertsommers in einem.

"Kuuuurti", gellt es dauernd durch den Kessel der Meierhoferwiese, weil Herr Ostbahn wenige Minuten nach 19.30 Uhr noch immer nicht auf der Bühne steht. Das Hemd hatten auch jene Herren ausgezogen, die sich für die Bikini-Figur schon lange nicht mehr zusammenreißen. Und einer, der es wissen muss, erzählt, dass der Schweiß gar nicht "von sich aus stinkt, sondern das sind die Bakterien". Echt viele Bakterien an diesem Abend, aber wurscht, die Generation 40plus feiert ihre Jugend.

Vor 25 Jahren war Ostbahn zum ersten Mal auf Clam, neun Musiker (darunter Karl Ritter, Klaus Trabitsch, Mario Adretti/Harry Cuny de Pierron) hat er diesmal mit, die allesamt wegen der Party gekommen sind. Warum würde sich der hauptberufliche "Depeche Mode"-Schlagzeuger Christian Eigner auch sonst noch einspannen lassen?

"Kuuuuuurti" – die herzlichen Hadern des Vorstadtkaisers
Bis kurz vor 23 Uhr feierten die Fans mit Kurt Ostbahn.

Die 68 Jahre des edlen Vorstadtkaisers merkt man nicht, hätte er seine Fehlsichtigkeit beim Suchen seiner Ukulele nicht selbst betont. Vom "ZZ Top"-Cover "Neiche Schoin" über "Wirklich woa (Meim Voda gheat da Proda...)", "Blattschuss" bis zum "Zuckergoschal", das in einer verjazzten 12-Minuten-Version samt furiosem Lilli-Marschall-Gitarrensolo aufblüht – edler Blues, harter Rock, zarte Ballade. Die Seele und die Menschen tanzen. Während "Nochtschicht" vergisst er den Text, die Welle wogt trotzdem bis "Mexiko", als er zum ersten Mal von der Bühne geht. Noch drei Mal lässt er sich zurückbitten. Und das sehr gerne, "57er Chevy", "57 Engeln", Springsteens "Feuer" und das stampfende "I hea di klopfn" gehören ja auch mit allen zelebriert. "Wia im Kino" ist kurz vor 23 Uhr der Schlusspunkt: "Leidln, passts auf eich auf, bleibts g’sund. Wos waaß ma, vielleicht treff ma uns in a poar Joa wieda." Du auch, Kurt – und ja, unbedingt.

 

Konzert: "Kurt Ostbahn und die Musiker seines Vertrauens", Burg Clam, 5. August

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