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Künstlerischer Mut und ein Jedermann-Joker

Von Peter Grubmüller und Michael Wruss, 21. August 2018, 00:04 Uhr
Künstlerischer Mut und ein Jedermann-Joker
Asmik Grigorian wurde als „Salome“ zum Star. Bild: APA/BARBARA GINDL

Die Salzburger Festspiele dauern noch bis 30. August. Mit Aischylos’ „Die Perser“ in der Regie von Ulrich Rasche ging am Wochenende im Salzburger Landestheater die letzte Premiere über die Bühne. Die OÖN haben alle Inszenierungen des Schauspiels und der Oper besucht – und ziehen künstlerische Bilanz.

Schauspiel: Den wahren Helden dieses Regie- und Schauspieler-Festes hatte niemand auf dem Besetzungszettel

"Was mach’ ich, wenn der Jedermann krank wird?" Diese Frage mag sich die Salzburger Schauspiel-Chefin Bettina Hering vor den Festspielen nicht gestellt haben – und doch hat sie im Lungenentzündungs-Ernstfall von Tobias Moretti alles richtig gemacht. Sie wartete mit Philipp Hochmaier einen Joker auf, der binnen 30 Stunden Vorbereitung einen Teufelsritt zelebrierte, dass ihm die Weltpresse im Stehen applaudierte. In fünf Vorstellungen avancierte der 44-Jährige zum Spitzenkandidaten für den Jubiläums-Jedermann zum 100-jährigen Festspiel-Bestehen 2020. Im Glanz von Hochmaiers Tollkühnheit verblasste die Leistung von Regisseur Michael Sturminger. Dieser führte seine 2017 kritisierte Inszenierung, die er nach dem Festspiel-Zerwürfnis mit dem Regie-Duo Crouch/Mertes ebenfalls als Feuerwehr übernommen hatte, zu Hofmannsthals Original zurück und gestaltete sie im zweiten Versuch zum Erlebnis.

Dass Hering ansonsten Klassiker auf deren immerwährende Gültigkeit abklopfen ließ, öffnet die einzige Leerstelle in ihrem Konzept. Wie steht es um die Theater-Literatur der Gegenwart? Diese Frage blieb unbeantwortet. Abgesehen von der Roman-Dramatisierung von David Grossmans "Kommt ein Pferd in die Bar", die Regisseur Dusan David Parizek mit Samuel Finzi und Mavie Hörbiger fulminant umsetzte, wurden vor allem alte Mythen befragt. Die erste österreichische Maschinentheater-Arbeit von Ulrich Rasche ist dennoch Herings Verdienst. Mit Aischylos’ "Die Perser" und dem furiosen Trio Patrycia Ziolkowska, Katja Bürkle und Valery Tscheplanowa setzte Rasche einen krachenden Premieren-Schlusspunkt.

Frank Castorfs "Hunger und Mysterien" nach Knut Hamsun geriet zum Bilder-Ereignis, dem man nach sechs Stunden nicht mehr folgen wollte, weil der einstige Volksbühnen-Zauberer aufs Erzählen pfiff. Besonders darauf konzentrierte sich die von Johan Simons zum Dialog eingedampfte "Penthesilea" (Kleist). Sandra Hüller und Jens Harzer formten aus Heldin und Achilles einen intensiven Liebes- und Muskeltanz.

Ein risikofreudiges Salzburger Schauspiel-Fest, das sich gewaschen und gelohnt hat.

 

Oper: Musiktheater, das seine Qualität nicht aus Gesangsstars schöpfte, sondern aus musikalischen und inhaltlichen Konzepten

Spätestens in der zweiten Salzburger Festspielsaison von Intendant Markus Hinterhäuser ist der frische Wind im Musiktheater voll und ganz zu spüren gewesen. Ein komplett neues Denken auf verschiedensten Ebenen. Das betrifft die Auswahl der Stücke, die mit Strauss’ „Salome“ (unter der herausragenden musikalischen Leitung von Franz Welser-Möst), Monteverdis „L’incoronazione di Poppea“, Henzes „The Bassarids“, Tschaikowskis „Pique Dame“ (die Mariss Jansons zum Triumph führte) und einer restlos entzauberten Mozart-„Zauberflöte“ allesamt kein wirkliches Unterhaltungstheater geboten, sondern provokant zum Nachdenken angeregt haben.

Opern, die Menschen in Extremsituationen zeigen, aber gleichzeitig auch ein Abbild einer am Kollabieren befindlichen Gesellschaft offenbaren, für die es keine Hoffnung gibt und die an ihrer eigenen Brutalität krepiert. Ein Abbild unserer Wirklichkeit, das alle Regisseurinnen und Regisseure knallhart und unbequem auf die Bühne gestellt haben. Und das bei einem hochpreisigen „Luxusfestival“!

Genau damit konnte Markus Hinterhäuser und sein Team punkten, denn das Publikum hat diese ungewohnten, stark durchchoreografierten und intensiv mit Symbolen behafteten Inszenierungen mehr als akzeptiert. Dieser neue Weg ist aufgegangen.

Andererseits ist man ohne große Namen auf der Besetzungsliste ausgekommen, hat aber dafür mit Asmik Grigorian als Salome einen neuen Star geboren. Das macht deutlich, dass es bei der Oper in Zukunft nicht mehr darum gehen darf, welcher Star welche Rolle mit meist nur wenigen Proben singt, sondern dass junge engagierte Sänger auf der Bühne stehen, die ein Regie- und Musikkonzept uneingeschränkt mittragen und sich in den Gesamtkontext ohne Allüren einfügen. Genialer Fixpunkt dabei die Wiener Philharmoniker, die wieder einmal bewiesen haben, das beste Opernorchester der Welt zu sein. Alle Produktionen haben so mutig neue Wege aufgezeigt und konnten in ihrer kompromisslosen geradlinigen Deutung absolut überzeugen. Das macht neugierig auf kommende Jahre.

 

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