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Im Match mit Stephansdom und Riesenrad

Von Jasmin Bürger, 02. Mai 2015, 00:04 Uhr
Im Match mit Stephansdom und Riesenrad
»Sein« Museumsquartier ist besonders in abendlicher Beleuchtung ein Lieblingsort Strassers. Bild: Hertha Hurnaus

Das Museumsquartier unter die Top 3 der Sehenswürdigkeiten in Wien zu bringen: Das ist das Ziel von MQ-Chef Christian Strasser, der einst den Linzer Posthof zur respektablen Kleinkunstbühne aufbaute. Ein Porträt.

Stephansdom, Riesenrad, Schloss Schönbrunn: Für diese Monumente ist Wien weltbekannt. Doch Christian Strasser, Geschäftsführer des Museumsquartiers (MQ), will die Wahrnehmung von Wien-Besuchern verändern. Der gerade bis 2021 weiterbestellte MQ-Chef greift nach den Top 3: "Wer an Wien denkt, muss Museumsquartier denken."

Ambitioniert, doch die Zahlen lassen den in Gschwandt bei Gmunden aufgewachsenen 53-Jährigen hoffen: Mit 1,3 Millionen verkauften Eintrittskarten für die 60 Kultureinrichtungen ist das MQ hier schon auf Platz 3 hinter Schloss und Tiergarten Schönbrunn. Nicht nur die Flaggschiffe, Leopold-Museum und Museum für moderne Kunst, die den Haupthof des Kulturareals dominieren, ziehen Besucher an. Vier Millionen im Vorjahr waren Rekord. "Wir sind dem Ziel nahe", gibt sich Strasser selbstbewusst.

Verbissen wirkt er dabei nicht, ziemlich häufig fällt im Gespräch mit ihm das Wort "lässig". So beschreibt er zum Beispiel seine tägliche Arbeit als "Koordinator, der den Außenauftritt des MQ im Blick hat". Der Job sei "ein Riesenglück", schwärmt der frühere Posthof-Manager, seit 2011 MQ-Chef.

Lässig mit Hader und Dorfer

Sein Büro im Hofstallungsgebäude mit antiker Holzdecke und hohen Wänden ist modern eingerichtet: Weiße Tische, eine schicke schwarze Ledersitzgruppe, ein Bild, das an Posthof-Zeiten erinnert. Gerne denkt Strasser an die Anfänge der Kleinkunstbühne zurück: "Der Josef Hader hat vor 60, 70 Leuten gespielt, der Dorfer Fredi, alle Kabarettisten, die heute renommiert sind, haben damals angefangen. Eine gute, eine lässige Zeit."

Damals, das war zwischen 1985 und 1999. Noch heute, wenn Strasser "leider viel zu selten" Veranstaltungen im Posthof besucht, ist es dort "lässig", "wie daheim, das ist mein zweites Wohnzimmer".

Ein Wohnzimmer für alle

"Erweitertes Wohnzimmer für die Österreicher" soll auch das MQ sein. "Wer hereinkommt, soll aufatmen, sich wohlfühlen, entspannen." Ein Lebensgefühl wie auf italienischen oder spanischen Plätzen will Strasser, der, mit seinem schelmischen Funkeln in den Augen, trotz Anzug und Krawatte im Auftreten locker wirkt, vermitteln.

Zum Mix aus "urbaner Wohlfühl-oase und Kunst" gehören die bunten Sitzmöbel, nach einer früheren MQ-Mitarbeiterin Enzis genannt, und viele kostenlose Angebote

Nächste Woche startet der "Sommer im MQ", die Band Kreisky spielt auf, der Eintritt in alle Museen ist frei. Mitte April hatte das "Electric Spring Festival" Premiere: Bei Rapper Nazar bevölkerten fast 7000 Menschen den MQ-Hof. Viele machten es sich auf dem Boden gemütlich, brachten Bier und Wein mit.

Lockerheit, die nicht allen gefällt, Stichwort: Kulturauftrag. Strasser will aber "auch junge Menschen, die sich noch nicht so für Kultur interessieren", anlocken. "Die sollen eine gute Zeit haben. Und wenn sie schon einmal da waren, nutzen sie später viel eher das kulturelle Angebot."

Bei dessen Gestaltung sind die Einrichtungen autonom. Stolz ist der umtriebige Chef, der alle Ausstellungen besucht, auf die "Unterschiedlichkeit" und "höchste Qualität". Zuletzt gab es eine Schau des Bildhauers Alberto Giacometti, dem Wiener Aktionismus ist derzeit ein Schwerpunkt gewidmet.

Hut ab vor Linz

Ist Linz kulturell Provinz? Der Vergleich mit dem großen Wien "ist unfair", sagt Strasser, "aber Hut ab davor, was sich in Linz in den vergangenen 20 Jahren getan hat."

Kunst und Kultur waren schon an der Linzer Kepler-Uni Anfang der 80er Jahre Steckenpferd des damaligen Jus-Studenten. Als ÖH-Kulturreferent gewann er Helmut Qualtinger oder die EAV für Auftritte. Statt Anwalt zu werden, blieb Strasser, selbst "künstlerisch völlig unbegabt", mit dem Posthof-Engagement der Kultur treu.

14 Jahre, dann "war mir klar, entweder ich mache in Linz etwas ganz anderes, oder ich gehe ins Ausland." Es wurde, ausgestattet mit einem MBA-Titel der University of Toronto, ein neues Feld: Strasser übernahm 1999 das Gebäudemanagement der Stadt in der Immobilien Linz GmbH (ILG), war zuständig für mehr als 400 Objekte. Ein Job, der trockener klingt, als er ist: "Beim Bau, da siehst du, was du schaffen kannst, wir haben viel bewegt in Linz." Lässig, auch das.

Aufräumer im Burgtheater

Nicht so lässig war Strassers Aufgabe im Burgtheater: Schon länger im Aufsichtsrat, musste er vor rund einem Jahr den Vorsitz übernehmen, um sich als Aufräumer zu bewähren. Nach dem Finanzskandal inklusive Abgang der Theaterleitung vertraute Kulturminister Josef Ostermayer (SP) auf Netzwerker Strasser.

Der bewährte sich gemeinsam mit der neuen Führung des Burgtheaters und übergab im heurigen Jänner ein "wieder sehr gut aufgestelltes Haus", wie Ostermayer anerkannte. Mit ihm hat Strasser auch im MQ ein Gegenüber, das "Wort hält" und guten Kontakt.

Gut ist auch das Verhältnis zu SP-Bürgermeister Michael Häupl, der das MQ trotz anfänglicher Kritik in den 90ern umsetzte: "Er ist ein gscheiter Mensch."

Die beiden teilen den Wohnbezirk, Ottakring, von wo der MQ-Chef gerne ins Büro radelt. Laufen gehört auch zu seinen Hobbys.

In Wien fühlt er sich "gut aufgenommen". Die Familie, Frau Andrea, Kinder Carina (22) und Felix (16), pendelt zwischen Wien und Linz. Auch im Salzkammergut, wo Strassers Eltern leben, ist man oft: "Eine schönere Landschaft musst du erst einmal finden auf der Welt."

 

 

90.000 Quadratmeter umfasst das Museumsquartier mit seinen 60 Kultureinrichtungen (etwa Leopold Museum, Museum für moderne Kunst, Tanzquartier, Zoom Kindermuseum, Architekturzentrum). Das MQ, zwischen Mariahilferstraße und Volkstheater im 7. Bezirk, ist damit eines der größten Kulturareale weltweit.

1713 markiert das Jahr, in dem alles seinen Anfang nahm. Damals als Hofstallgebäude konzipiert, wurde der Komplex ständig erweitert (Reitschulen, Ausstellungsgelände). Im Zweiten Weltkrieg fanden Propagandaveranstaltungen statt, später diente das Areal als Messegelände. In den 90ern begannen die Planungen für die kulturelle Nutzung. 2001 eröffnete das MQ.

Vier Millionen Besucher im Gesamtareal wurden 2014 gezählt, ein Rekord, davon waren 1,3 Millionen zahlende Kartenkäufer. Großer Andrang wird am 7. Mai erwartet: Da startet der „Sommer im MQ“, mit freiem Eintritt in alle MQ-Institutionen.

 

Nachgefragt ...

Heimat ist für mich … „wo Familie und Freunde sind.“
Heimweh nach Oberösterreich bekomme ich … „wenn ich Bilder von Seen und Bergen sehe.“
Das gibt es nur in Wien ... „kulturelle Vielfalt.“
Mein Lieblingsplatz in Wien ... „Neben dem Museumsquartier das Gebiet zwischen Natur- und Kunsthistorischem Museum, Hofburg und Rathaus – besonders abends, wenn alles beleuchtet ist.“
Der größte Unterschied zwischen Wienern und Oberösterreichern... „Ich sehe viele Gemeinsamkeiten: Dort wie da habe ich nette, gscheite Menschen kennengelernt.“

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